Flitterwochen
plötzlich eine enorme Begeisterung für Innenarchitektur und ließ sich lang und breit über seine Ansichten aus. Natürlich würde er ihnen zur Hand gehen, und wenn es nur mit einem Witz wäre, um sie auf dem steilen schmalen Pfad zu halten. Er würde gerne helfen, und er glaubte, ihnen ein paar Anregungen geben zu können.
Er war erschreckend voll davon. »Das gibt einen Heidenspaß. Wir werden dem ganzen Ding ein neues Aussehen geben. Ob ich schon mal tapeziert habe? Natürlich nicht, aber was macht das? Es wird ein Kinderspiel sein, und ihr müßt zugeben, daß ich mit dem Pinsel umgehen kann. Morgen machen wir uns dran, wie der Blitz.«
Wie der Blitz, das beschrieb Lawrences Methoden leider ganz genau. Seine Begeisterung war ungeheuer, ebenso sein Selbstvertrauen. Er, nur er alleine würde den Kleister anrühren, und als das Ergebnis ein Eimer voller Klumpen war, sagte er, es müsse etwas mit dem Pulver nicht stimmen. Lee trug den Eimer in die Koppel hinaus, um ihn auszuleeren, und zehn Minuten später wurde sie von einem lauten herzzerreißenden Blöken erschreckt. Die Hauslämmchen, von Natur aus neugierig, hatten die Angelegenheit untersucht, und eines war in der klebrigen Masse versunken. Lee mußte ihm die Beine unter dem Wasserhahn waschen, während Kater höhnisch zusah und sich dann aufs Schuppendach zurückzog, von wo aus er die Vorgänge mit fast unverhohlener Verachtung beobachtete.
»Jetzt beginnst du wohl besser damit, die Tapeten zu schneiden, Lawrence. Dabei kannst du nicht viel falsch machen«, schlug Andrew boshaft vor. Aber hier hatte er sich geirrt. Lawrence war kein Mathematiker und hatte die ganze Geringschätzung eines Künstlers für langweilige Genauigkeit. »Nicht eine Bahn stimmt«, protestierte Grant. »Die verfluchte Wand wird wie eine einzige Flickerei aussehen.«
»Nichts als Gemecker«, erwiderte Lawrence verächtlich. »Ihr wolltet doch eine großzügige Wirkung. Die Kunst verabscheut Details und gerade Linien.«
Daß er ein echter Künstler war, bewies er, als er darauf bestand, die Tapeten aufzuhängen; keine einzige war gerade. Lawrence, der sich vergnügt über jede Kritik hinwegsetzte, stand oben auf der Stufenleiter und verunstaltete weiter das Papier, um es schließlich krumm aufzuhängen. In der Küche machten Grant und Andrew finstere Mienen.
»Er meint es ja gut. Es ist doch lobenswert, daß er es versucht und uns zur Hand geht. Aber er ist schlimmer als Lee, und ihn können wir nicht zu den Schafen schicken. Du mußt ihn von dieser Leiter herunterbringen, Grant.«
In diesem Augenblick hörte man ein lautes Krachen und einen Schwall von Flüchen. Grant lächelte mit sadistischer Befriedigung. »Nicht mehr notwendig, er ist unten«, stellte er fest.
Lawrence raffte sich gerade wieder auf, als sie hereinkamen. Bei seinem Sturz hatte er mit dem Kopf die feuchte Tapete durchbohrt, die nun in Falten wie eine römische Toga an ihm herunterhing. Lee, die durch den Lärm aufmerksam geworden war, sagte: »Wie ungeschickt du bist, Lawrence, — steh nicht da und guck wie Marc Aurel. Komm aus der Tapete und zerreiß sie nicht noch mehr.«
Ihr Gast warf ihr einen haßerfüllten Blick zu und sagte: »Verdammt wackelige Leiter. Man muß schon erstklassiges Material haben, wenn man etwas zustandebringen will.«
Er brachte dieselbe Beschwerde vor, als sie den Anstrich der Leiste kritisierten. »Verdammter Pinsel, und wie kann man von jemand, der flach auf dem Bauch liegt, erwarten, daß er anstreicht?«
Bei sich dachte Andrew, daß das Ergebnis ziemlich dasselbe war wie bei Lawrences Gemälden, aber er war zu höflich, um es auszusprechen. Lee hatte natürlich weniger Hemmungen und rief: »Lieber Himmel, was soll das denn sein? Eine Marmorimitation? Das sind ja lauter Streifen und Kringel. Das könnte sogar ich besser.«
Lawrences Sinn für Humor verhinderte, daß er seine gute Laune verlor, aber er sagte: »Blödsinn. Die Wirkung ist gut. Wenn man es nicht fachmännisch kann, dann wenigstens originell.«
»Das ist dir bestimmt gelungen«, sagte seine Gastgeberin und lief heimlich zum Telefon, um Jean Macgregor anzurufen. »Haben sie sich zerstritten? Ich kam auf die Idee, weil Lawrence hier so hilfsbereit ist, und das Ergebnis ist grausam. Ja, er verwüstet einfach alles. Sagen Sie Kitty, sie muß das wieder einrenken, sonst wird es hier bald wie in einem Irrenhaus aussehen. Und wenn er erst einmal bei Ihnen ist, dann halten Sie ihn fest, egal wie.«
Diese Verschwörung
Weitere Kostenlose Bücher