Flitterwochen
hat davon gefressen, und es hat ihr den Schnabel zugeklebt; sie wird ersticken oder sonst was«, und im nächsten Moment hatte Lee sich gebückt und die widerspenstige Henne auf den Arm genommen.
Im Badezimmer packte sie den Schnabel der Henne und wies Sally an, fest zu kratzen und zu schrubben. Da der nächste Gegenstand zufällig Lees Zahnbürste war, nahm Sally sie bedenkenlos, wobei sie lediglich der Hoffnung Ausdruck gab, daß ihre Freundin eine Ersatzzahnbürste habe. Andernfalls müsse sie solange Salz nehmen, bis Gelegenheit war, in Ruru eine neue Zahnbürste zu kaufen.
»Natürlich. Das macht überhaupt nichts. Aber beeil dich. Sie keucht schon.«
Als das Fett unter dem heißen Wasser schmolz, hörte das Keuchen auf. Feierlich wuschen sie anschließend die knorrigen Klauen und ließen den zitternden Vogel dann frei, der in den Schutz der Bäume wankte. Lee sah der Henne besorgt nach.
»Ich glaube, sie wird nicht mehr wie früher. Das wird bestimmt ihr Leben verkürzen.«
»Tja, ich würde sagen, das ist Glück im Unglück«, erwiderte Sally herzlos. »Sie ist alt und mager und legt keine Eier mehr. Je eher sie stirbt um so besser. Verzeih mir, Liebes. Ich weiß, es klingt abscheulich, aber ich habe meine gute Laune ziemlich verloren. Dieses geheimnisvolle Wunder will mir nicht gefallen. Wenn wir nur wüßten, was wirklich in der Papiertüte war.«
Als sich die Türe jetzt öffnete, fanden sie die Küche aufgeräumt vor, und Andrew bemerkte, daß jetzt nur noch der Hinterhof abgespritzt zu werden brauche. »Und ihr müßt mir außerdem euer feierliches Ehrenwort geben, daß ihr zukünftig überschüssiges Fett wegwerft und nie, nie wieder versucht, daraus Seife zu machen.«
Donald, der Sallys Blick auswich, meinte, daß der alte Atkins an allem schuld sei. »Er beschriftet seine Waren immer falsch, und früher oder später wird er jemanden vergiften«, sagte er.
»Na ja, gut daß wir nur einen Unglücksfall zu beklagen haben«, sagte Lee herzlos. »Nein, ich meine nicht die weiße Henne oder Parsival, die armen Tierchen. Ihnen ist nichts passiert. Aber ich glaube, Dennis hat sich schlimm verbrannt. Er raste fluchend weg, und seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Wahrscheinlich hat er der weißen Henne im Busch Gesellschaft geleistet«, kommentierte Sally, aber in diesem Augenblick kam Tante Hester herein, hörte sich die ganze traurige Geschichte an und berichtete dann, daß sie Mr. Majors Hand verarztet habe, und er spreche jetzt mit Professor Meredith über Shakespeare.
»Ja, seine Hand war verbrannt, aber ich glaube, ich habe den Verband noch rechtzeitig angelegt. Seine Gefühle scheinen jedoch noch mehr verletzt zu sein. Er hat uns wissen lassen, was er von Frauen hält, die bedenkenlos unbekannte Säuren auf kaustisches Soda gießen und die jemanden, der ihnen heldenhaft zu Hilfe eilt, einen Idioten heißen.«
In diesem Augenblick kam Dennis mit selbstbewußter Miene herein und trug auffällig seine bandagierte Hand zur Schau.
»Alles in allem«, sagte er ruhig und überging die Begebenheiten der letzten Stunden vollkommen, »ich glaube, die Gerichtsszene wäre das Beste. Der alte Kaufmann von Venedig kommt immer an, und Kathleen Estrade sagt, sie habe einmal die Portia gespielt und könne die Rolle ohne große Schwierigkeiten wieder aufpolieren.«
»Fein«, sagte Sally äußerst sarkastisch, »aus praktischen hilfreichen Männern mache ich mir eine Menge.« Dann errötete sie heftig und sah sich um. Aber Donald Harvey war zum Glück nicht mehr da.
Spät in der Nacht wachte Lee plötzlich aus tiefem Schlaf auf und sagte: »Andrew, ich habe von diesem Zeug in der Papiertüte geträumt. Ich bin sicher, wir sind auf irgendeine außergewöhnliche Erfindung gestoßen. Ein neuer Zündstoff, der unser ganzes Abwehrsystem auf den Kopf stellen könnte.«
»Ihr habt auch so schon genug auf den Kopf gestellt«, sagte ihr geduldiger Mann müde. »Der Schnabel der Henne, Parsivals Beine, Dennis verletzte Hand und gekränkte Gefühle. Ich würde es dabei lassen, wenn ich du wäre.«
Lee seufzte. »Aber es ist alles so enttäuschend. Ich wollte doch sparen, und jetzt ist es ziemlich teuer geworden. Ich habe mich auf Unmengen herrlicher Seife praktisch ohne Unkosten gefreut.«
»Wenn wir wieder nach Ruru fahren, werde ich dir Unmengen von Seife kaufen, vorausgesetzt, du hörst auf, dir deinen kleinen Kopf über alberne Sparmaßnahmen zu zerbrechen. Wir sind nicht pleite, schlaf also weiter und
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