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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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übernehmen.«
    »Verflucht, noch eine Rolle?« Zum ersten Mal ließ Grant sich zu einem Kraftausdruck hin reißen, wofür er sich sofort entschuldigte.
    »Es sind doch nur ungefähr drei Zeilen. Wir werden viel weglassen und dann brauchen wir nur Rosalinde, Celia, Orlando, den Dogen, Phöbe und Silvius. Dennis wird den Dogen spielen; es ist eine ganz kleine Rolle. Die anderen Rollen stehen alle fest bis auf Phöbe«, Sally sah ihre Gastgeberin vielsagend an.
    »Warum nicht Kitty?« fragte Lee, die sich in die Enge getrieben fühlte, aber noch immer protestierte.
    »Ich würde es ja tun, wenn ich könnte. Es würde mir Spaß machen, denn man muß nicht viel lernen. Aber meine Tante sagt nein, weil es meinen Onkel nur aufregen würde, und er hat sich so lange ruhig verhalten. Wenn ich irgend etwas spiele, bekommt er einen Anfall.«
    »Es wäre gemein, ihn aufzuregen«, sagte Sally verständnisvoll. »Lee, du mußt das einfach übernehmen. Es sind nur drei Zeilen. Sei kein Spielverderber.«
    Lee wehrte sich vergebens und ließ sich schließlich überreden, selbst zu sehen, wie klein die Rolle war. Aber auch das war noch zu viel. »Ich kann doch unmöglich sagen: >Ist’s Wahrheit, was ich seh, Dann — meine Lieb, ade!< Da muß ich lachen. Und meine Stimme quiekt immer, und wenn ich nur jemand für einen Ausschuß vorschlage.«
    »Phöbe ist so albern, daß es gar nichts macht, wenn du lachst oder quiekst. Komm schon, Lee. Du machst das bestimmt prima.«
    »Nett von euch«, meinte Lee, und willigte endlich ein; vorher hatte sie noch allen das Versprechen abgenommen, daß es ihr nicht übel genommen werden würde, wenn sie zusammenbrach oder kicherte.
    »Jetzt haben wir alle«, verkündete Sally, »vorausgesetzt, daß wir Probstein und Käthchen, Hymen usw. weglassen.«
    »Diese Freiheit mit dem Text«, meinte der Professor gütig. »Sind Sie sicher, daß man es nicht beanstanden wird?«
    »Doch nicht in Ruru«, erklärte Lawrence. »In der Stadt würde es uns den Kopf kosten, aber hier kommen die Leute ja, um sich unterhalten zu lassen, und es macht ihnen bestimmt nichts, wenn es nur weitergeht. Das eigentliche Problem ist, Sally aus Wams und Hose in ein Kleid zu kriegen, wenn wir Probstein und sein Käthchen weglassen.«
    Eine Zeitlang wütete die Diskussion, und dann sagte Grant zögernd: »Ich verstehe natürlich nichts davon, aber ich habe gedacht...« und dann machte ihn der ernste prüfende Blick der anderen hilflos, und er stockte.
    »Komm schon. Heraus mit dem Geistesblitz. Wir können einen brauchen«, ermunterte ihn Lawrence.
    »Tja, könnte man die Pause nicht mit einigen Liedern von Shakespeare füllen? Kitty singt ziemlich gut.«
    Das war eine Sensation, und Lee fragte sich, wie Grant es um alles in der Welt herausgefunden hatte. Wann hatten Kitty und er sich derartiges anvertraut, und warum war er der Wortführer statt Lawrence, der momentan sehr mürrisch aussah und offensichtlich über das gleiche nachdachte.
    Alle wendeten sich Kitty zu. »Könntest du das wirklich? Du hast so eine hübsche Stimme«, sagte Kathleen. »Kitty, das wäre herrlich. Kennst du sie wirklich?« fragte Sally. Lawrence, der sich ärgerte, weil er nicht selbst daran gedacht hatte, wandte ein: »Aber was ist mit deinem Onkel?« Lieblich errötend erwiderte Kitty, wenn sie wirklich meinten, es wäre eine gute Idee, würde sie schon singen. Das hätte sie bei kirchlichen Veranstaltungen schon oft getan, und sie würde keine Begleitung brauchen.
    »Das erspart uns dann das gräßliche Kinoklavier«, sagte Lee.
    »Und ich glaube nicht, daß es meinem Onkel etwas ausmacht, solange ich meine Schultern nicht zeige. Ich habe eine hübsche Stola«, erklärte Kitty ganz ernsthaft.
    »Damit wäre das letzte Problem gelöst«, schloß Sally vergnügt.
    »Kitty wird singen, ich habe Zeit zum Umziehen, und alle werden es herrlich finden. Rundherum wird es ein unerhörter Jux sein, und es wird sich herausstellen...«
    Aber was sich herausstellen würde und für wen, das sagte sie nicht. Lee wünschte, sie könnte auch an den Jux glauben, und als Andrew später hereinkam und die Diskussion noch in vollem Gang war, riet ihr etwas an Andrews Gesichtsausdruck, ihn in den Holzschuppen zu locken. Sofort platzte er dort heraus: »Lieber Himmel, was hast du da angefangen?«
    Zu seiner Überraschung kam von Lee weder Gelächter noch eine schlagfertige Antwort. Statt dessen sah er mit Schrecken, daß ihre Augen sich mit Tränen füllten. Er trat ganz nahe

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