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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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vergiß es.«
    »Du bist so lieb«, murmelte sie schläfrig, und dann begann sie plötzlich zu lachen. »O Andrew, ich werde nie den Ausdruck auf dem Gesicht der weißen Henne vergessen.«
    »Du sprichst im Schlaf. Hennen haben keine Gesichter, zumindest keine ausdrucksvollen.«
    »Die aber schon. Sie hat die Augen gerollt und ganz verzweifelt gegurgelt«, sagte Lee noch und versuchte, wieder einzuschlafen.
    Als Andrew fast weg war, schreckte sie ihn wieder auf, indem sie ihm laut ins Ohr flüsterte: »Andrew, ich bin absolut sicher, daß zwischen Donald und Sally einmal etwas war. Nur, weil er sie ausgelacht hatte, wollte Sally unbedingt Seife machen. Und dann erinnere dich nur, wie er den Boden geputzt hat! Früher hat er unsere Küche nicht einmal betreten, und...«
    »Willst du jetzt wohl schlafen?« sagte ihr Mann plötzlich gereizt. »Ich kann es ertragen, wenn du alles mit Seife überschwemmst, ich kann es sogar ertragen, wenn du diese elende weiße Henne rettest. Ich kann alles ertragen, außer wenn du versuchst, wilde Romanzen über zwei Menschen zu erfinden, die sich, wie jeder deutlich sehen kann, nicht ausstehen können.«
    »Das meine ich ja gerade, Liebling«, flüsterte seine Frau, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Wenn zwei Menschen sich auf so eigentümliche Weise nicht ausstehen können, dann nur, weil sie sich in ihrem Innersten davor fürchten, daß sie einander lieben könnten.«
    Mit solchen Worten tiefschürfender, wenn auch etwas verworrener Weisheit drehte Lee sich wirklich um und schlief ein.
     

11
     
    Inzwischen hatte das, was Andrew mürrisch »Quatsch« nannte, Gestalt angenommen. Alle verfügbaren Shakespeare-Exemplare waren zusammengetragen worden, eins von Mrs. Harvey, eins von Kitty und sogar eins von den Macgregors, das aus der Waschküche gerettet wurde, wohin der kleine Prophet es in seinem Eifer als Machwerk des Teufels verbannt hatte. Lee besaß eins, und Kathleen grub erstaunlicherweise ein hübsches Exemplar aus, das ihr Bruder in der Schule als Preis gewonnen hatte. So mit insgesamt fünf Exemplaren ausgerüstet, konnte die Schlacht losgehen.
    Lawrence zeigte unerwartete Begeisterung. Nachdem er Kitty bei den Macgregors abgeholt hatte, schloß er sich den anderen an und verhielt sich ihnen gegenüber äußerst diktatorisch und selbstbewußt. Der Streit über die Auswahl der Stücke und Rollen ging laut und lebhaft vor sich; man beschloß, Kathleen per Telephon herbeizurufen. Der Professor ließ sich auch dazu verführen, an den Diskussionen teilzunehmen, Miss Connor jedoch blieb entschlossen fern.
    »Ich fühle mich nicht befähigt, eine Meinung abzugeben. Ich hatte das Glück, fast alle unsere großen Schauspieler zu erleben — auf der Bühne natürlich, denn ich halte Shakespeare-Verfilmungen für ein Vergehen. Aber ich bin keine Literaturkennerin«, und damit zogen Miss Connor und Parsival sich entschlossen in den Garten zurück.
    Kathleen traf umgehend ein, von ihrem Bruder auf seiner Fahrt nach Ruru hier abgesetzt. Unglücklicherweise war Sally gerade auf der Veranda, als sie vorfuhren, und es war ihr freier Wille, als sie schnippisch zu Donald sagte: »Ich bin sicher, du kommst wieder mit tausend guten Ratschlägen.«
    »Doch nicht schon wieder Seife?« fragte er mit gespielter Unschuld.
    Sally errötete. »O nein, diesmal ist es Shakespeare, aber ich zweifle nicht daran, daß du auch auf diesem Gebiet kompetent bist. Sag mir mal, welche Rollen du übernehmen würdest. Wir haben zu wenig Männer.«
    Nach diesem Anfang konnte Lee es Donald kaum verübeln, wenn er kurz antwortete: »Tut mir leid. Da ist nichts zu machen. Ich spiele nicht mit.«
    Entschlossen, Frieden zu halten, mischte Lee sich ein: »Dann bist du wie ich. Aber du wirst ein bißchen helfen. In Shakespeare-Stücken gibt es so viele Männer.«
    Er lächelte Lee mit der ihn kennzeichnenden Freundlichkeit an, sagte aber: »Tut mir leid, Lee, aber meine Rolle ist die des begeisterten Publikums. Ich werde für den Applaus sorgen.«
    Sally drehte sich auf dem Absatz um und sagte ins Leere: »Was ich an Farmern besonders liebe, ist ihr Kameradschaftsgeist. Immer bereit, alles mitzumachen.«
    Lee sah ihr erstaunt nach. Wie es für Donald ganz ungewöhnlich war, zu provozieren, war es für Sally untypisch, etwas nicht scherzhaft zu nehmen. Etwas unsicher sagte sie: »Amateurtheater scheint den Beteiligten in den Kopf zu steigen. Donald, du bist genauso schlimm wie Andrew. Er lehnt es strikt ab, zu

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