Flitterwochen
an sie heran. »Sie machen dich fertig. Dieser ganze Unsinn, Gerede und Diskussionen. Und dir liegt doch gar nichts an diesem ganzen Theaterspielen, oder?«
»Nein, gar nichts, aber wenn es sie bei Laune hält...«
»Das Verflixte ist, daß es sie hier hält, bei Laune oder nicht bei Laune. Ich hätte große Lust, die ganze Bande rauszuwerfen.« Sie lachte, aber die Bewegung, wie sie ihr lockiges Haar zurückstrich, zeigte, wie entmutigt sie war. »Ich habe eben mit Schrecken festgestellt, daß es nur noch sieben Tage bis Weihnachten sind. Wir sind jetzt schon Monate verheiratet — und was ist mit unseren immerwährenden Flitterwochen?«
»Das kann man wohl fragen. Mir reicht es jetzt. Du bist völlig erschöpft. Ich gehe jetzt und sage ihnen...«
Sie packte ihn am Arm. »Nein, Nein. Kein Wort. Bitte Andrew. Schon gut. Es ist dumm und albern von mir. Die Aufführung findet an Silvester statt, und dann reisen sie alle ab. Bitte, bitte, keine Aufregung und keinen Streit. Das wäre mir schrecklich, denn sie merken es nicht... Und sie sind so lieb, jeder von ihnen.«
»In Ordnung. In Ordnung. Ich halte meinen Mund. Aber weißt du, daß ich dich nicht einmal mehr erwische, um mit dir zu sprechen?«
»Natürlich weiß ich das, und dabei sehne ich mich so danach, mit dir hinaus auf die Farm zu gehen, statt zu kochen und Hausarbeit zu verrichten und freundlich zu sein.«
»Zum Teufel damit. Wenn du so denkst, dann laß sie alleine und komm mit. Nein, nicht morgen. Jetzt. Heute morgen. Ich werde ihnen sagen, daß du jetzt mit mir ausreitest.«
»Aber sei nett, Liebling. Oh, es wird herrlich sein, wieder ein Pferd zu besteigen.«
Sie hörten ihm kaum zu. Der Professor sah auf, lächelte und meinte: »Eine sehr gute Idee«, und Tante Hester, die mit einem Tuch in der Hand aus dem Garten kam, sagte zustimmend: »Ihr reitet aus? Wunderbar. Es gibt nichts Schöneres als einen Ritt über die Hügel. Das Mittagessen? Ich werde ihnen schon beibringen, daß sie es sich selbst machen. Irgendwie scheint dieses Haus zu einer Karawanserei geworden zu sein, aber ich sehe nicht ein, warum es ein Hotel werden sollte«, und sie kehrte zu ihrer Gartenarbeit zurück, das Handtuch schwenkend.
In allerletzer Minute schlich Lee sich leise zum Haus zurück, um die Badeanzüge zu holen. »Hat dich jemand gesehen?« fragte Andrew, als sie sie ihm gab.
»Tja, sie waren alle in der Küche, aber ich glaube nicht, daß sie mich wirklich gesehen haben«, antwortete sie; beide lachten und fühlten sich plötzlich froh und erleichtert.
Ein Morgen wie noch nie, empfand ein jeder, was für Pferde und wir beide zusammen!
Der Ritt war viel zu schnell vorbei, und als sie die Pferde den steilen Abhang zum Strand hinunterführten, fielen Lee ihre Sorgen wieder ein.
»Oh, wie ich mich vor Weihnachten fürchte. Wie soll ich nur für all diese Leute ein richtiges Weihnachtsessen kochen?« fragte sie verzagt.
»Der Teufel soll das Essen holen. Ich schlachte ein Lamm, und wir essen es kalt. Hinter unserem Grundstück laufen ein paar Truthähne herum. Grant und ich werden einen davon schießen. Wenn Sally überhaupt zu etwas zu gebrauchen ist, dann kann sie ihn doch sicher kochen? Denk nicht mehr daran.«
Und Lee, deren Launen schnell wechselten, dachte nicht mehr daran. Wie konnte man sich bei diesem wunderbar warmen grauen Sand und der wilden, einladenden Brandung Sorgen wegen eines Festessens machen?
Sie blieben viel zu lange im Wasser, und als sie sich anzogen, sagte Lee nachdenklich: »Hat das Theaterspielen nicht eine komische Wirkung auf die Leute?«
»Sie schnappen vollkommen über.«
»Sally ist am eigenartigsten. Zuerst war sie ganz böse, weil ich auf den Vorschlag von Mrs. Harvey einging, und dann so versessen darauf, daß sie durch nichts mehr zu halten war.«
»Nur eine von Sallys Launen. Frag mal Tante Louisa danach. Und außerdem hat sie immer wahnsinnig gerne Theater gespielt. Mir leuchtet nur nicht ganz ein, warum sie unbedingt vor ein paar Leuten in Ruru angeben will.«
Lee blickte sehr tiefsinnig. »Das glaube ich auch nicht; um die geht es ihr eigentlich nicht.«
»Um wen dann?«
»Darum, was Donald Harvey dazu meint.«
»O du lieber Himmel...«
»Du kannst mich auslachen, soviel du willst, aber ich bin sicher, daß zwischen ihnen einmal etwas war. Das hast du doch sicher gemerkt? Es springt doch ins Auge. Sally ist sonst nie so empfindlich, aber Donald braucht nur ein Wort zu sagen, und schon fährt sie ihm ins Gesicht.
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