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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sein scheint, aber das ist das spätestmögliche, was die Gewerkschaftsvorschriften, was immer das heißen mag, zulassen. Glücklicherweise waren im Orient zu meiner Zeit solche Beschränkungen unbekannt. So, das ist unser Geheimnis, und vielleicht darf ich noch eines zur Bedingung machen: daß wir alle den Tag am Strand mit einem ganz einfachen Picknick verbringen und keine Hausarbeit gemacht wird?«
    Freudiges und zustimmendes Gemurmel wurde laut, aber Lee merkte entsetzt, daß sie am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Ihre Rührung war teils die Folge der unerwarteten Befreiung von weihnachtlichen Haushaltsproblemen, teils aber auch der Enttäuschung, daß es doch keine Romanze gab. Sie beherrschte sich jedoch, küßte ihre Tante, streichelte die Hand des Professors und dankte beiden herzlich.
    »Ein Tag am Strand — wie herrlich«, rief sie und war fast böse, als Sally, die nur noch an eins denken konnte, bemerkte: »Der beste Ort für Proben. An dem Tag können wir allem noch den letzten Schliff geben. Du mußt auch kommen, Kathleen, du wirst gebraucht.«
    Lee hatte sich allmählich daran gewöhnt, daß jeder Einladungen aussprach, aber sogar sie war erstaunt, als Dennis nach ausgiebiger Beratung mit den Darstellern sehr höflich sagte: »Wir möchten auch eine Bedingung stellen. Wir nehmen Ihre Einladung sehr gern an, Professor, vorausgesetzt, daß Sie bleiben, bis die Aufführung an Silvester stattgefunden hat.«
    Lee, leicht betäubt, war doch so geistesgegenwärtig, etwas zu sagen, bevor sich auf der Stirn ihres Mannes das Gewitter noch stärker zusammenbraute.
    »Natürlich müssen Sie bleiben, lieber Professor . Ihr Knöchel wird vorher auch noch gar nicht ganz geheilt sein.«
    Aber die Schauspieler hatten diese Einladung offensichtlich nicht nur ausgesprochen, um seine Gesellschaft zu genießen oder ihm selbst etwas Gutes zu tun. Sally faßte Mut. »Wissen Sie, Professor, wir brauchen Sie wirklich. Wir müssen einfach einen Souffleur haben, und Sie sind der einzige, der die Ruhe behält. Und außerdem — gucken Sie bitte nicht so böse — außerdem brauchen wir jemanden, der dem Publikum eine kurze Erklärung gibt. Sie erinnern sich, daß Sie selbst gesagt haben, wer die Stücke nicht kenne, würde bestimmt nicht viel verstehen. Da sind Sie doch der richtige Mann, um es zu erklären.«
    »Meine liebe Miss Curtis, Sie meinen doch nicht im Ernst, ich sollte die ganze Handlung von drei Shakespeare-Stücken wiedergeben?«
    »Oh, machen Sie doch nicht solche Schwierigkeiten. Das paßt ja gar nicht zu Ihnen. Natürlich nicht die ganze Handlung. Nur ein paar Worte, damit sie wissen, wer wer ist. Es wird bestimmt ganz einfach sein. Sie sind doch gewöhnt, Vorträge zu halten.«
    »Ich bin daran gewöhnt, Studenten Vorträge über Geologie zu halten, aber nicht einem gemischten Publikum über Shakespeare.«
    »Oh je, jetzt komplizieren Sie die Sache und werden wissenschaftlich und pedantisch. Wir möchten ja nur, daß Sie kurz etwas über die Handlung sagen. Wirklich jeweils nur fünf Minuten. Sie müßten nur vor den Vorhang kommen und sagen, daß Katharina ein schlechtgelauntes Weibsbild ist, die alle herumkommandiert, und daß Petruchio sie heiraten und zähmen möchte. So ähnlich. Es ist wirklich nicht zuviel verlangt, und es ist doch für körperlich behinderte Kinder.«
    Da er sich natürlich außerdem verpflichtet fühlte, all die Gastfreundschaft und Aufmerksamkeit wiedergutzumachen, sah sich der unglückliche Professor zögernd veranlaßt, zuzustimmen. »Wie Sie sagen, ist das das wenigste, was ich tun kann, und ich werde es gerne übernehmen. Ich werde ganz kurze Zusammenfassungen der Stücke vorbereiten und sie Ihnen und Miss Connor vorlegen, und selbstverständlich werde ich während der Aufführung als Souffleur zur Verfügung stehen. Ihre Begeisterung entwaffnet mich.«
    Andrew sah ihn mitleidig und erstaunt an. War es möglich, daß sich auch der weise alte Mann von diesem traurigen Bazillus anstecken ließ? Amateurtheater konnte wirklich zu einer Art Sucht werden.
    Als Andrew an diesem Abend mit seiner Frau allein war, fand er eine weitaus unhöflichere Bezeichnung dafür. »Wem gehört denn schließlich das Haus? Wer hat Sally erlaubt, die Leute aufzufordern, länger hierzubleiben? Nicht, daß ich den alten Professor nicht mag, aber außer dir sollte hier niemand mit Einladungen um sich werfen.«
    Insgeheim gab Lee ihm recht, trotzdem sagte sie schnell: »Aber ist das nicht herrlich mit

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