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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Palmer, daran zu denken. Ich weiß, wie sehr sie ihre Pflanzen liebt, aber wir werden aufpassen, daß sie keinen Schaden nehmen, nicht wahr, Miss Jordan?«
    Cynthia war der Situation gewachsen und versprach, die Aspidistras und ihre kleinen Schwestern unter Einsatz ihres Lebens zu bewachen. Während Jack Palmer mit höchst zufriedener Miene die Pflanzen verteilte, murmelte Knight dem zürnenden Lawrence beschwichtigend zu: »Es bedeutet sehr viel für sie, verstehen Sie, und uns tut es nicht weh. Den Leuten wird es gefallen. Es gibt dem Ganzen doch eine recht phantastische Note, nicht wahr?«
    In diesen gelassenen Worten klang eine Spur von Autorität mit, und Lee sagte ganz leise zu Sally: »Das ist der richtige Pfarrer. Er weiß, worauf es ankommt, und Lawrence konnte nicht anders als nachgeben.«
    Auch Grant stand auf der Seite des Polizisten und stellte fest, daß seines Wissens im Ardenner Wald Aspidistras geblüht haben könnten.
    Als Lee jetzt half, die Bühne herzurichten, und für einen Augenblick hinter die Kulisse geriet, wurde sie erneut zum unfreiwilligen Lauscher. Das wird wirklich zur Gewohnheit, dachte sie verzweifelt. Sie mußte in ihrem Horoskopbuch nachsehen und herausfinden, ob das für Jungfrauen typisch war. Diesmal war es Sally, die sich soeben einen ihrer lebhaften Wortwechsel mit Donald gönnte.
    » Du hättest helfen können. Schließlich war es ja deine Mutter, die es wollte.«
    Und dann kam Donalds Stimme unfaßbar gelassen und leicht belustigt. »Aber ausgerechnet du wirst doch nicht von einem Farmer erwarten, daß er sich einem intellektuellen Zeitvertreib hingibt?«
    »Wie gerne du darauf herumreitest — immer wieder darauf zurückkommst. Genau wie ein Papagei, der dieselbe dumme Bemerkung so lange wiederholt, bis sie einem zum Halse heraushängt.
    An diesem Punkt schien Lee es ratsam, hinter den Kulissen hervorzukommen und laut zu sagen: »Nun, wie sieht es aus? Ich glaube, das ist ganz hübsch für Der Widerspenstigen Zähmung , meinst du nicht auch, Donald?«
    »Ganz hübsch«, kam die gelassene Antwort. »Jeder wird fasziniert sein, die Widerspenstige und ihren unglücklichen Bändiger anstarren. Was bedeuten da schon Kulissen?«
    Nein, wirklich, dachte Lee, er konnte unnötig herausfordernd sein. Was mochte Sally gesagt oder getan haben, um solche Ablehnung zu wecken? Wieder war es der Pfarrer, der durch sein Erscheinen ablenkte; er berichtete, das ganze Dorf vergehe buchstäblich vor lauter Aufregung, und es gehe das Gerücht, daß schon alle Sitzplätze und wahrscheinlich auch die Stehplätze ausverkauft seien.
    »Wir sollten Der Widerspenstigen Zähmung zuerst nehmen, finden Sie nicht?« schlug der Professor freundlich vor. Er war ein sehr schüchterner Theaterleiter, aber Andrew hatte ihm eingeschärft, »hart durchzugreifen und diese Künstlertypen sich nicht zanken zu lassen«.
    Sally, die vor Ärger noch einen roten Fleck auf jeder Backe hatte, gab als Katharina ihr Bestes, aber Petruchio war leicht enttäuschend. Nach der Hälfte hielt Sally inne und drohte:
    »Reiß dich zusammen, Lawrence. Verdammt nochmal, so häßlich bin ich auch wieder nicht.«
    »Warum müssen wir heute noch mal proben?« fragte ihr Freier matt. »Es ist grauenhaft heiß, und wir kennen das Ding in- und auswendig. Es reicht doch, wenn wir alles schnell durchspielen und sehen, wie lange es dauert.«
    »Oh, wenn dein Genius so kostbar ist, dann mußt du ihn dir auf alle Fälle zu erhalten versuchen«, fuhr Sally ihn an, und irgend jemand lachte.
    »Verdammt gut gesagt«, brummte eine Stimme im Publikum, eine Stimme, die Sally erkannte.
    Mit einem durchbohrenden Blick in Donalds Richtung nahm sie ihr Stichwort auf, und allgemeines Gelächter ertönte, als sie zu der Ecke hin, in der ihr Gegner stand, die Worte sprach:
    »Eh’ will ich nächsten Sonntag dich gehenkt sehn.«
    Die Gerichtsszene aus Der Kaufmann von Venedig ging glatt. Kathleen war schön und einer Portia angemessen, und es gelang ihr sogar, das Gnadengesuch, eine Falle für jeden begeisterten Amateur, gut hinter sich zu bringen. Hugh Knight spielte Antonios Rolle mit ergreifender Würde, die sogar einen kurzen Applaus hervorrief, aber als Portia sich ihm zuwandte und fragte: »Was könnt Ihr für ihn tun, Antonio?«, weckte irgend etwas in ihrem Ausdruck und in ihrer sanften Stimme eine seltsame Rührung bei Lee.
    Wie dumm ich doch war, dachte sie plötzlich erschreckt. Hier, direkt vor meinen Augen, ist soviel Sympathie und Gefühl, die

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