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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ist, daß du dich so überlegen fühlst, daß du nicht einmal siehst, wie er ist — wie gut und zuverlässig und selbstlos und lieb.«
    Lawrence war offensichtlich sprachlos. Einen Augenblick herrschte tiefes Schweigen, die Zuhörer hielten fast den Atem an, und Parsival begann zu kämpfen. Dann sagte Lawrence: »Gut und selbstlos und lieb. Von wem, zum Teufel, sprichst du denn?«
    Und dann kam Kittys vernichtende Antwort: »Von wem anders als von Grant? Du solltest das am besten wissen, aber du bist so mit dir selbst beschäftigt... Und ich werde mir dein Gefluche nicht weiter anhören. Ich möchte nur wissen, was mein Onkel sagen würde, wenn er dich so reden hörte«, und dann wurden schnelle Schritte laut, denen völlige Stille folgte.
    Nur für einen Augenblick. Im nächsten Moment hörte man einen Fluch — einen, den der Onkel hart verurteilt hätte —, schnelle Schritte, die Zelttüre wurde ungestüm zurückgeschlagen, und im gleichen Augenblick entwischte Parsival dem Griff seines Frauchens, stürzte sich auf den Neuankömmling und kläffte verächtlich.
    Das gab ihm den Rest. Lawrence war von einem Mädchen gedemütigt worden, das er drei Monate später als »dieses kleine Mädchen von der schottischen Farm« bezeichnen sollte. Er hatte zu hören bekommen, daß sein netter, durchschnittlicher, unbegabter Freund, den er gönnerhaft behandelte, ihm vorgezogen wurde. Und jetzt erschien ein sonderbarer Hund aus dem Nichts und schnappte nach ihm. Wäre er nicht unter seinem albernen äußeren Gehabe ein durch und durch freundlicher Mensch gewesen, Lawrence hätte Parsival jetzt einen Tritt versetzt.
    Aber er hielt sich zurück, und nun hatten sich seine Augen langsam an die ziemliche Dunkelheit im Zelt gewöhnt. Zu seiner Überraschung sah er eine ältere Frau ohne ersichtlichen Grund auf dem Boden hocken. Und noch schlimmer, eine jüngere Frau lag auf seinem Bett, ihr Gesicht in sein Kopfkissen vergraben, und diese Person kämpfte allzu eindeutig mit dem Lachen, was sich in albernen Tränen, die ihr über das Gesicht rollten, zeigte.
    Tödliche Stille herrschte, dann erhob sich Miss Connor. »Ich muß mich entschuldigen. Ich kann nur sagen, daß wir unbemerkt in eine Falle geraten sind und gezwungen wurden, einer offensichtlich privaten Unterhaltung zuzuhören. Ich kann mich nur noch einmal entschuldigen und mich zurückziehen.«
    Lee, die das würdevolle Verhalten ihrer Tante wieder zu sich gebracht hatte, stand beschämt vom Bett auf und ergriff die Sprühdose, die unbemerkt auf dem Boden gelegen hatte.
    »Es tut mir schrecklich leid, Lawrence, aber warum mußt du einem Mädchen ausgerechnet vor einem Zelt den Hof machen? Ohne zu wissen, wer drinnen ist! Du brauchst mich gar nicht so anzustarren. Ich bin hierher gekommen, um deine verflixten Mücken zu bekämpfen, und du könntest eigentlich etwas dankbarer sein.«
    Dann ließ irgend etwas in seinem Gesichtsausdruck ihre Grausamkeit plötzlich in Mitleid umschlagen, und sie sagte sehr freundlich: »Mein guter Lawrence, mach dir keine Gedanken wegen Kitty. Sie hätte doch nicht zu dir gepaßt. Denk nur an das Farbphoto. Und außerdem hast du noch immer Cynthia.«
     

14
     
    Zwei Abende vor Neujahr hatte »Die Shakespeare-Amateurtruppe«, wie sie auf vielen, schnell gedruckten Plakaten an Telephonhäuschen und Geschäften großartig bezeichnet wurde, vom Saal in Ruru für die Generalprobe Besitz ergriffen. Trotz der Betäubung, in der Lawrence sich seit Kittys unglaublicher Zurückweisung befand, war es ihm gelungen, die Kulissen fertigzumalen. Grant, der unerklärlicherweise während der letzten Wochen häufiger abwesend war und ein Gesicht machte, in dem auf sonderbare Weise schlechtes Gewissen und Triumph sich vermischten, hatte Zeit gefunden, sowohl die letzte Hand an den Ardenner Wald zu legen, der jetzt leicht als Wald zu erkennen war, wie sich selbst in den beiden kleinen, aber von ihm zutiefst verabscheuten Rollen zu vervollkommnen. Mrs. Harvey hatte ausreichend Kostüme für den größten Teil der Schauspieler zusammengetragen, und die übrigen aus Tischtüchern, Gardinen und alten Karnevalskostümen zusammengeschustert, und jetzt strahlte sie vor Stolz und hätte am liebsten alles in die Hand genommen. Um dem vorzubeugen, hatten die Spieler den Professor soweit gebracht, nicht nur als Souffleur und Vortragender, sondern auch als, wenn auch etwas nervöser Theaterleiter zu fungieren.
    Bei all diesen Unternehmungen hatte Cynthia sich als erstaunlich

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