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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Befriedigung, daß es eine phantastische Aufführung sei, doch Lawrence fand, nachdem bei der Generalprobe alles so gut gegangen sei, müsse man für die Hauptvorstellung die schlimmsten Befürchtungen haben.
    Als sie die Stätte ihrer Taten verließen, war die Bühne bereits für die Gerichtsszene hergerichtet, davor die Kulissen für die Szene aus Der Widerspenstigen Zähmung , die einmal als »Raum in einem modernen Haus« und dann wieder als »Palast im alten Rom« ausgegeben wurden, an beides jedoch herzlich wenig erinnerten. Alle erklärten, daß es eine gute Gelegenheit sei, früh ins Bett zu gehen, und dann sagte jemand: »Aber den guten Andrew lassen wir am besten zuerst fahren. Wo ist er übrigens?«
    In diesem Augenblick kam der gute Andrew in seinem alten Wagen angefahren und rief nach Lee, die ihr Stichwort wie eine erfahrene Schauspielerin ergriff, durch die offene Wagentüre sprang, ohne das Risiko eines nochmaligen Wagenstops auf sich zu nehmen, und vergnügt über die Schulter rief: »Ich wette, das Rennen gewinnen wir«. Da die Straße schmal war, überholen also fast unmöglich, und allen daran lag, den Wagen von Marsdens sicher zu Hause ankommen zu sehen, hätte sie ihre Wette leicht gewinnen können.
    »Die Kinder schlafen. Sie meinten wohl, es wäre eine gute Gelegenheit, um aufzubleiben, aber ich habe ihnen versichert, sie könnten auch im Schlafanzug nach Hause gefahren werden. Sie waren etwas ausgelassen, aber ich habe immer gefunden, daß Strenge bei Kindern und Beamten die richtige Waffe ist«, sagte Tante Hester gelassen, und Lee lachte. Es mußten schon andere als Robin und Joan kommen, um die Gouverneurstochter unterzukriegen.
    Obwohl Lee nicht mitgespielt hatte, sah sie doch äußerst müde aus. Andrew blickte noch mürrischer als gewöhnlich, und seine Frau fragte sich ängstlich, ob der Gastgeber dieser ungewöhnlichen Hausgäste noch weitere sechsunddreißig Stunden durchhalten würde. Sie war jedoch zu erschöpft, um ihn zu besänftigen, und als sie schließlich im schützenden Badezimmer allein waren, fragte sie ziemlich gereizt: »Warum machst du ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter? Es macht dir doch bestimmt nichts aus, ein paar Kulissen zu schieben?«
    »Kulissenschieben macht mir nichts aus, aber ich habe es satt, sie auf der Bühne grinsen und hüpfen zu sehen.«
    »Wirklich, Andrew, du bist unmöglich. Sie grinsen nicht und sie hüpfen nur, wenn es notwendig ist. Sie sind sehr gut.«
    »Vielleicht. Ich will mich nicht zum Richter aufspielen, du mußt es ja besser wissen.«
    »Jetzt fang nur nicht mit dem Blödsinn von Donald Harvey an: >Ich bin nur ein ungebildeter Farmer.< Das ist zu langweilig. Ich wundere mich nicht, wenn Sally ihn anfährt.«
    »Donald ist schon in Ordnung. Er ist um einiges besser als diese ganzen Typen, die Sally immer aufliest. Nicht, daß irgendetwas an Dennis auszusetzen wäre, aber...«
    »Aber du hast etwas gegen jeden einzelnen von meinen alten Bekannten. Das ist es, und das ist ziemlich kleinlich und albern.»
    Andrew starrte sie erstaunt an. Er hatte nie im Traum daran gedacht, daß Lee so mit ihm sprechen würde. Um ehrlich zu sein, überlegte er unglücklich, hatte er sie noch mit niemand so sprechen hören, nicht einmal während der aufreibenden Tage, als alle diese komischen Gäste herumschwirrten. Und jetzt ließ sie ihre Wut an ihm aus. Er zögerte und kam dann zu dem Schluß, wie Ehemänner das zu tun pflegen, daß die kleine Frau müde sei und ein Mann Geduld zeigen müsse. Daher sagte er sanft: »Aber so denke ich doch gar nicht. Wenn du genau wissen willst, was mich ärgert — ich fand es nur gräßlich, Sally in deinem Hochzeitskleid herumstolzieren zu sehen.«
    Sofort schmolz Lee dahin, und ihr Gesicht an seine Schulter gekuschelt, gestand sie, daß es ihr auch nicht recht gewesen sei, aber er müsse versprechen durchzuhalten. Ganz bald sei ja alles vorbei, und dann — das sagte sie mit einem leisen Lächeln, das den Tränen nahe war — dann würden ganz bestimmt die immerwährenden Flitterwochen beginnen. Hatten die Sterne das nicht prophezeit?
    Dieses Mal verspottete Andrew sie nicht. Er streichelte sie nur und sagte, morgen würde alles gut sein.
    Und damit mußte Lee sich zufrieden geben. Erst als sie nachts aufwachte, als der gelbe Kater wie üblich mit dumpfem Aufschlag durchs Fenster sprang und mit einem zweiten Bums auf ihrem Bett landete, wurde ihr in fast panischer Angst bewußt, daß sie und Andrew beinahe ihren

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