Flitterwochen
tüchtig und hilfsbereit erwiesen. Sie mochte zwar, wie Sally behauptete, eine berechnende Frau und schamlose Männerjägerin sein, zumindest aber hatte sie Verstand und Takt. Ob sie viel von Lawrences vorübergehender Liebe zu Kitty und deren Ende ahnte, das wußte niemand. Sie ließ sich nichts anmerken und erwies sich nicht nur als vollkommene Schauspielerin, sondern auch als umsichtiger Gast. Andrew mußte zugeben, daß, wenn ihnen schon noch ein Eindringling mehr aufgebürdet werden mußte, sie zumindest eine Hilfe war, worauf Lee fröhlich zurückgab, daß auch das nur ein Vorurteil sei, weil in diesem Fall die Einladung von ihm selbst ausgegangen sei.
Am Tag der Generalprobe aßen alle um fünf Uhr reichlich zu Abend und quetschten sich dann in die verschiedenen Autos.
Cynthia füllte ihren Wagen bereitwillig mit Zubehör und Kostümen, und Kathleen rief an, um zu sagen, daß ihr Bruder Kitty abholen würde. »Ja, Donald kommt, er kann zumindest dabei helfen, die Bühne herzurichten; er hat ein ganz schlechtes Gewissen, weil es ja schließlich Mutters Veranstaltung ist.«
Der Pfarrer, der nur einer Probe beizuwohnen vermocht hatte, sich dann aber in der Rolle von Antonio als sehr gut erwiesen hatte, würde sie im Saal treffen, und Tante Hester hatte sich angeboten, auf die Estrade-Kinder aufzupassen, die in Lees Haus ihrer Obhut anvertraut wurden. Der Ortspolizist hatte sich entschlossen, aus Anlaß seiner möglicherweise ungesetzlichen Vorhaben Ruru ausnahmsweise allein zu lassen und dann nicht nur seine Rolle zu deklamieren, sondern auch »bei allem zur Hand zu gehen«.
Es war ein ziemlicher Schlag, als alle in die verschiedenen Wagen verladen waren, entdecken zu müssen, daß Andrews zuverlässiger Freund erneut den Dienst verweigerte. Das, so erkannte Lee, gab ihrem Mann den Rest. Nach kräftigem Schieben, Abschleppen und Fluchen erwachte die Maschine widerwillig zu neuem Leben, aber alle merkten, daß es wahrscheinlich nur ein vorübergehendes Aufflackern sein würde. Von allen Seiten kamen Ratschläge, und immer von den Fahrern besserer Wagen, aber schließlich erklärte Andrew sich bereit, an der Spitze der Kolonne zu fahren, damit die anderen ihm jederzeit beistehen konnten.
Als sie abfuhren, sagte er murrend zu Lee: »Scheußlich für dich, in einem so alten Monstrum fahren zu müssen.«
»Ich würde lieber mit dir in einem Kinderwagen fahren als in einem Rolls Royce mit jemand anders«, verkündete seine Frau in liebevoller Übertreibung, «und außerdem, Liebling, weiß er natürlich, wie wir uns fühlen — er mag Schauspiele genausowenig wie du und ich.«
Diese ausgefallene Feststellung ermunterte Andrew wieder; er lachte kurz und nahm unklugerweise die Hand vom Steuer, um die ihre zu drücken, fuhr dabei eine Parabel über die schmale Straße, was Lawrence wiederum, der dicht hinter ihm fuhr, mit Angst erfüllte.
Das nächste Unglück ereignete sich, als sie den Saal erreichten, wo sie den strahlenden Polizisten mit Namen Palmer vorfanden, der drei große Aspidistras aus der Familie der Liliengewächse, gefolgt von einem Schwung Topfpflanzen, aus seinem Wagen lud.
»Meine Frau meinte, sie würden den Wald etwas naturgetreuer machen. Die Gemälde der jungen Männer sind zwar höchst interessant, aber ein paar lebende Pflanzen machen so viel aus.«
Das Gesicht, das Lawrence beim Anblick dieser Flora machte, heiterte Andrew etwas auf, als er verbissen wegfuhr, um seinen Wagen am nächsten Abhang zu parken und sich auf diese Weise zu vergewissern, daß der unwürdige Start von vorhin sich nicht wiederholte. Bei sich selbst brummte er: »Und warum nicht? Besser als das gräßliche Zeug, das er selbst gemalt hat. Und warum sollte jemand auch extra Farne aus dem Busch holen, nur für eine Nacht? Das nenne ich Barbarei.«
Aber Lawrence sah es in einem anderen Licht. Er hatte schon den Vorschlag übelgenommen, »realistische« Farne auf die Bühne zu bringen; diese eingetopften Scheusale aber waren einfach unmöglich. Er und Cynthia starrten sie in stummem Schrecken an. War es möglich, daß alle diese Pflanzen aus einem kleinen Häuschen kamen? In diesem heiklen Augenblick erschien Hugh Knight. Er erfaßte die Situation mit einem belustigten Blick und sagte gelassen: »Tja, das war eine sehr originelle Idee von Ihnen, Dean. Auf so etwas stößt der Bühnendekorateur nicht alle Tage.« Dann meinte er zum Polizisten, der die Aufnahme seiner Kostbarkeiten ängstlich beobachtete: »Nett von Mrs.
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