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Flöte und Schwert

Flöte und Schwert

Titel: Flöte und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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einen Gesang an, dunkel und monoton. Omar spürte, wie sich in seinem Innern etwas zusammenzog. Die Flammen der Kupferbecken flackerten, in das Gelb und Orange mischten sich Weiß, Grün, Blau, plötzlich wuchsen sie in die Höhe und vereinten sich über den Becken. Al Tufail brach den Gesang so abrupt ab, dass die Töne in der Stille nachzuhallen schienen. Seine Kandora wogte, als würde Wind durch das Gewölbe wehen. „Zohak!“, rief er, „dein Leib ist Feuer, dein Name Verderben. Verlasse dein Gefängnis im Berge Demavend und trete vor deinen Meister!“ Die Feuersäule wirbelte, Fratzen erschienen darin und verschmolzen wieder mit den Flammen.
    Omar konnte kaum noch atmen.
Flieh, du Narr!
, schrie es in ihm, doch seine Beine wollten nicht gehorchen. Wie hypnotisiert starrte er die Feuersäule an.
    Al Tufail wiederholte seinen Ruf. Diesmal war seine Stimme lauter, schneidender. Scharfer Schwefelgestank füllte das Gewölbe aus. Umgeben von Feuer und lodernden Schatten, formte sich ein Schlangenleib über den Kohlebecken. Die Augen des gewaltigen Geschöpfs glichen glühenden Kohlen, eine gespaltene Zunge spielte zwischen dolchlangen Zähnen. Fauchend schnellte das Wesen nach vorne. Flammen züngelten über den rot und golden geschuppten Leib. Al Tufail verschränkte die Arme und rührte sich nicht von der Stelle. Die Riesenschlange schnappte nach ihm, wurde von einer unsichtbaren Barriere zurückgeworfen, griff erneut an, prallte zurück. Ein zorniges Fauchen ausstoßend, fügte sie sich in ihre Niederlage.
    Die Stille, die folgte, wurde nur vom leisen Zischen der Flammen unterbrochen. Al Tufail hielt eine Glasphiole in der Hand. „Dies sind Blut und Samen des Hexers Amman Ibn Ahmed. Sein Haus ist in Djidda, an der Küste des Roten Meeres. Finde Ibn Ahmed und töte ihn!“ Er zerschmetterte die Phiole auf dem Boden. Die Zunge des Wesens tastete über den sternförmigen Fleck, dann riss es brüllend den Kopf nach hinten und zog sich in die Feuersäule zurück. Die Flammen loderten auf, sanken zusammen, erstarben.
    Blitze zuckten vor Omars Augen. Als er wieder sehen konnte, kauerte Al Tufail auf dem Steinblock. Er war auf die Knie gesunken und atmete schwer. Das rote Fackellicht ließ seinen Schatten an der Gewölbewand tanzen. Mit bebenden Händen öffnete er eine kleine Lederflasche, setzte sie an seine Lippen und trank, dann erhob er sich ächzend wie ein Greis. Omar hatte genug gesehen und stahl sich davon.
    Der Rest der Nacht hielt keine Erholung für ihn bereit. Die wenigen Stunden, die er schlafen konnte, waren angefüllt mit verstörenden Träumen. Die übrige Zeit lag er wach und grübelte über das Gesehene nach. Al Tufail war ein Feind, wie er schlimmer nicht sein konnte. Was sollte Omar gegen einen Mann ausrichten, der sich Geschöpfe der Unterwelt dienstbar machen konnte? Omar war kein Krieger, kein Held, der auszog, um einen bösen Zauberer zu erschlagen, so wie in den alten Geschichten. Er war Musiker, und vielleicht nicht einmal mehr das. Nur noch ein Sklave.
    Müde und verzweifelt ging er am nächsten Tag seinen Pflichten nach. Beim Mittagsmahl erzählte Amre, dass Bahir nun in der Schmiede arbeitete. Den Tag über sei der Hüne neben der Esse angekettet und müsse den riesigen Blasebalg betätigen. Die Nacht verbringe er in einer winzigen Zelle im Kohlenkeller. Omar überlegte, wie er sich dies zunutze machen könnte, doch ihm wollte nichts einfallen.
    Später am Tag, als er von der Abfallgrube zurückkam, stieß er mit einer Dienerin zusammen, die plötzlich aus der Tür des Gesindehauses getreten war. Die Frau fiel hin – und Omar erkannte die mandeläugige Schöne, die er in Al Tufails Gemächern gesehen und für Nadirah gehalten hatte. Bestürzt stammelte er eine Entschuldigung und half ihr auf.
    „Es war meine Schuld“, murmelte die Dienerin. Sie drückte Omars Hand und warf ihm einen seltsamen, scheuen Blick zu, dann eilte sie mit gesenktem Kopf davon. Omar sah ihr hinterher und begriff erst einige Augenblicke später, dass er etwas in der Hand hielt: ein Stück Pergament. Verwirrt faltete er es auseinander. Als er die Schrift erkannte, schien alles um ihn herum in der Bewegung einzufrieren.
    Geliebter – Die Tage sind kalt und einsam ohne Deine Musik. Spiel heute Abend für mich. N.
    Omar ballte die Faust und drückte das Pergament zusammen; seine Augen füllten sich mit Tränen.
Sie hat mich nicht vergessen.
Nicht einmal Al Tufails Zauberbann hatte die Erinnerung an ihn auslöschen

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