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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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natürlich, und möchte euch die letzten Stunden versüßen.«

    »Was hab ich gesagt, Flora? Was hab ich dir gesagt? «, rief Udo.
    »Ich glaube dir nicht«, sagte ich zu Alfonzo.
    »Ach nein? Das wirst du ja sehen, mein Täubchen. Nämlich dann, wenn man dir die Federn gerupft hat und du hübsch durchgebraten bist. Ich glaube, ich werde die Schüssel auslecken. Oh, ich hoffe, es gibt süßen Pudding als Nachtisch. Mi favorito! Adiós, pequeños. Hasta la vista, por cena! «
    Der Wassergeist schnipste noch einmal mit dem Schwanz, tippte sich gegen den Hut und verschwand mit einem blauen Blitzen.
    Udo schaute mich triumphierend an und ich erwiderte seinen Blick mit jammervoller Miene. Ich wollte genauso wenig gefressen werden, wie ich ins Nichts verschwinden wollte. Würde Paimon uns am Spieß rösten wie Spanferkel? Uns zu Blutwurst zerkochen? Die Huitzil opfern ihre Feinde, machen Tamales aus den zermahlenen Knochen und mischen das Blut in heiße Schokolade, die sie dann trinken. Ich dachte daran, wie die Quetzal Boy Hansgen das Herz aus der Brust gerissen hatten …
    »Ich schlage das Fenster ein und du holst die Laken und die Bettbezüge«, sagte Udo. »Wir können sie zusammenbinden und daran hinunterklettern, wie der Schöne Jack, als er aus dem Kerker in Angeles floh.«
    Mein Nacken fing an zu kribbeln.
    »Udo …«
    Und dann hörten wir, wie sich schwere Schritte näherten.

Kapitel 35
Der Wandschrank. Ein Ballsaal. Auf der Flucht.
    P aimon!«, keuchte Udo. Wir klammerten uns aneinander wie zwei Kletten, was uns kein bisschen weiterbrachte. Aber irgendwie waren Udos Arme, die mich umschlangen, tröstlich. Wenn ich schon gefressen werden sollte, dann wenigstens nicht allein.
    Von draußen wurde am Türknauf gerüttelt. »Madama? Sieur Landađon?«
    »Der Wandschrank«, flüsterte Udo mit erstickter Stimme.
    Wir stolperten durch das Zimmer zum Wandschrank. Überraschenderweise schafften wir es, kaum ein Geräusch zu machen. Der Schrank war riesig. Obwohl er bis zum Rand mit Kleidungsstücken vollgestopft war, konnten wir uns hineinquetschen und die Tür hinter uns zuziehen. Wir krochen so weit es ging nach hinten und versteckten uns unter Hosen und Jacken.
    »Ich kriege hundert Punkte, weil ich recht hatte«, zischte Udo. »Das nächste Mal hörst du gefälligst auf mich …«

    »Pst!«
    Knarrend ging die Zimmertür auf und wir erstarrten. Wir wagten kaum, die lavendelgeschwängerte, abgestandene Luft einzuatmen. Ich hoffte inständig, dass Paimon nicht gut im Dunkeln sehen konnte, aber gleichzeitig war mir klar, dass dies eine vergebliche Hoffnung war. Wir kauerten uns verängstigt zusammen und lauschten auf die schweren Schritte, die das Zimmer betraten.
    »Es ist Zeit für das Abendessen«, brummte Paimon mit seiner tiefen Stimme. Dann – verblüfft: »Madama? Sieur Landađon?«
    Vor meinem geistigen Auge sah ich die Szene vor mir: Paimon, der überrascht das zerwühlte Bett betrachtet und sich dann im Raum umschaut, die Lampe in die Höhe hebt und jeden Winkel und jeden Schatten nach uns durchsucht. Er würde unter dem Bett nachschauen und uns – natürlich – nicht finden. Er würde auf den Betthimmel spähen, wozu er – natürlich – keine Leiter brauchte. Er würde die bauschigen Vorhänge beiseiteschieben – nein, da auch nicht. Wir versteckten uns nicht hinter dem Ofenschirm und lagen auch nicht zusammengekrümmt in der großen Wäschetruhe am Fußende des Bettes, noch hingen wir mit feuchten Händen außen am Fenstersims. Es blieb nur ein Ort, wo wir sein konnten, und auch diese Szene konnte ich mir vorstellen, mit beängstigender Deutlichkeit: wie die Schranktüren aufgerissen und die Kleidungsstücke durchwühlt wurden, dann das entsetzlich hungrige Gebrüll, zupackende Klauen, zubeißende Kiefer.
    Ich grub mich in die Kleidung und boxte in Panik
gegen die Schwere des Stoffs, der mich umgab. Meine herumwirbelnden Arme stießen gegen etwas Festes, Knirschendes – Udos Nase, wie ich später feststellen sollte. Mit den Stofffalten zu kämpfen, fühlte sich unglücklicherweise so an, als würde ich ertrinken, und die wenige Luft, die ich in meine Lungen einsaugen konnte, war staubig und muffig. Dann prallte ich gegen etwas Hartes und Hölzernes – die Rückwand des Schrankes. Es gab keinen Ausweg. Wir saßen in der Falle.
    »Madama?« Kleidung raschelte und ich spürte einen Hauch frischer, kalter Luft. »Sieur, was macht ihr …«
    »!«
    Wie zuvor sprang mir das Grammatica-Wort in den Kopf

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