Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
Paimon uns fressen will«, sagte ich sachlich, »warum führt er uns dann in das schönste Schlafzimmer
des ganzen Hauses? Den Motiven nach zu urteilen, ist dies das Schlafgemach der Tiefen Träume. Du solltest dich freuen, Udo. General Harthand hat in diesem Bett geschlafen.«
    »Und wo ist er jetzt?«, gab Udo zurück, was ziemlich dämlich war, denn obwohl Harthand tot war, hatte sein Ableben doch nichts mit Paimon zu tun. Das Bett knarrte, als Udo wieder aufstand, und dann hörte ich wieder den Fensterrahmen klappern. »Schau doch – Paimon hat behauptet, er würde die Zeit verlangsamen, damit wir uns nicht so beeilen müssen, aber die Sonne geht schon unter. Es wird bald dunkel sein, Flora, und ich will nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr hier sein. Komm schon, Flora – wach auf. Wir müssen hier raus – lass uns das Wort nehmen und abhauen …«
    »Kann ich einen Schluck Wasser haben, Udo?«
    »Wenn ich dir Wasser bringe, wirst du dann aufstehen und mir helfen, eine Möglichkeit zu finden, wie wir von hier wegkommen?«
    »Ayah, ich verspreche es«, sagte ich träge. Udos Schritte schritten und dann klirrte es leise. »Mit Eis, bitte, wenn es welches gibt …«
    »Schweinebacke und Schandluder! Hopsender Hamster im Karorock!«, kreischte Udo.
    »Du musst nicht gleich fluchen, nur weil ich dich um Eis gebeten habe.«
    » Hijo de mono y beso de naranja! «, hörte ich. »Wer zum Henker bist du denn, Kumpel?«
    Das war nicht Udos Stimme. Ich riss die Augen auf, krabbelte zum Fußende des Bettes und spähte in den dunkler werdenden Raum hinein. Udo stand wie angewurzelt,
einen Krug in der einen Hand und ein Glas Wasser in der anderen. Aus diesem Glas schlängelte sich etwas Kleines, Fischiges. Es sprang hoch und schnipste so lange mit seinem langen Schwanz, der rot und so gekräuselt war wie Udos Lieblingskrinoline, bis es schließlich in der Luft über dem Glas schwebte. Das Wesen war nur zur Hälfte Fisch; oberhalb der Taille – wenn Fische eine Taille hätten – wuchs eine menschliche Gestalt hervor, die in ein schickes schwarzes Sakko gekleidet war, besetzt mit silbernen, reich verzierten Knöpfen. Darunter war eine knallrote Weste zu sehen und eine tadellos gebundene vierteilige Krawatte. Auf der Krawatte saß ein Kopf mit einem zornigen Gesicht und auf dem Kopf ein Zylinder.
    »Warum störst du meine Siesta, Idioto?«
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung, Sieur«, sagte Udo. »Ich hatte keine Ahnung, dass Sie in dem Krug waren.«
    Der Meermann rückte sich mit dem Daumen den Zylinder zurecht und zupfte dann an seiner Weste. »Du solltest besser nachschauen, bevor du ausgießt, Junge.«
    »Was sind Sie?«
    Der Meermann runzelte die Stirn. »Ich bin Alfonzo Guadaquevilla Ximenz Cimenes Perilla y Requesta, Sieur.« Er vollführte eine Winzigkeit von einer Verbeugung und tippte sich an die Hutkrempe. »Ich bin kein Was. Ich bin ein Wassergeist der höchsten Ordnung, ein direkter Nachfahre von Escarius aus der Tiefe und verfüge über einen makellosen Stammbaum. Ich muss nicht fragen, was du bist – das ist
offensichtlich. Du bist wohl das Abendessen. Und es wird ja auch langsam Zeit. Ich bin am Verhungern.« Der Meermann leckte sich schmatzend über die Lippen und schlug mit dem Schwanz in die Luft.
    »Abendessen!«, rief Udo aus. »Abendessen!«
    »Ayah. Ich kann Paimon hören, wie er unten das Feuer im Ofen schürt und die Marinade zusammenrührt. Und hier seid ihr beiden, also was für eine Erklärung könnte es sonst geben – außer Abendessen? Du, Sieur, siehst ein bisschen zäh aus, aber die Madama …« Hierbei schnipste Alfonzo mit dem Schwanz und schoss durch die Luft auf mich zu. »… scheint mir ganz köstlich und saftig zu sein. Ein schmackhafter kleiner Leckerbissen, muy dulce. Ein bisschen fade, was den Willensgeschmack angeht, aber trotzdem nicht zu verachten.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt, Flora! Ich hab’s dir doch gesagt!«, schrie Udo.
    Alfonzo sauste um meinen Kopf und schlug dabei mit dem Schwanz, als würde er durch Wasser schwimmen, nicht durch Luft. Dabei stieß er mit seinem Spazierstock nach mir. »Weißt du, Dulzinea, du kommst mir bekannt vor. Sind wir uns nicht schon einmal begegnet? Irgendwo anders vielleicht? Bei Madama Roses Piratenparadenparty?«
    Ich verscheuchte ihn mit einer Handbewegung. »Nein, ich glaube nicht. Und Paimon wird uns nicht verspeisen. Er sagte, er wolle mir helfen! Er war so nett.«
    Der Wassergeist kicherte. »Er ist ein sanfter Schlächter,

Weitere Kostenlose Bücher