Flora Segundas magische Missgeschicke
erzählte eine Geschichte, die im Großen und Ganzen der Wahrheit entsprach, mit einer Ausnahme: Er erwähnte nicht, dass Valefor verbannt war, nur dass er und ich irgendwie miteinander verbunden waren und dass ich nun versuchte, mich wieder von ihm zu lösen, bevor ich vollständig verschwand. Und er erwähnte mit keinem Wort die Tatsache, dass ich die zweite Flora war.
Wenn nur dieses blaue Funkeln woanders gefunkelt hätte, dann hätte ich vielleicht den Mut gehabt zu widersprechen ; aber dann dämmerte mir, dass Paimon Poppy nicht wissen lassen wollte, was ihn in der Zukunft erwartete. Und ich erkannte, dass er recht hatte. Würde ich wissen wollen, wenn mir ein grausames Schicksal bevorstand, dass ich den Verstand verlieren würde und nur Niederlagen und Pein auf meinem Weg lagen? Wahrscheinlich nicht. Aber trotzdem wünschte ich mir, dass Poppy wüsste, wer ich war.
Als die Ereignisse – die trotz der Kürzungen immer noch beklagenswert waren – erzählt waren, schüttelte Poppy den Kopf. »Valefor kann man nicht trauen. Du musst aufpassen wie ein Schießhund. Meistens ist er
ganz lieb, aber – du lieber Himmel! – er kann mächtigen Ärger machen, wenn er es darauf anlegt. Buck muss ihn im Auge behalten. Nun, wir müssen auf jeden Fall Buck verständigen. Sie wird Valefor in null Komma nichts zur Vernunft bringen.«
Udo sagte: »Buck ist nicht da und sie wird nicht rechtzeitig zurück sein, um Flora zu retten. Wenn sie wiederkommt, wird es zu spät sein.«
»Nun, ich könnte Buck einen Brief schicken. Sie wird ihn lesen und bezüglich der Zukunft vorgewarnt sein«, schlug Poppy vor.
»Ayah, aber das tun Sie nicht, besser gesagt: Sie haben es nicht getan, denn wenn Sie es getan hätten, wüsste Buck Bescheid«, erklärte Udo. »Und dann wäre sie nicht weggefahren.«
»Ayah, das ist richtig«, lenkte Poppy ein. »Paimon, kannst du Floras Verdunstung verlangsamen? Kannst du verhindern, dass sie verschwindet, bis Buck zurückkehrt? Keine Sorge, Liebes. Sei tapfer.«
Poppy streckte die Arme nach mir aus und zog mich wieder an sich, aber seine Arme fuhren durch mich hindurch, als wäre ich aus Rauch gemacht, durchsichtig und gegenstandslos.
»Poppy!«, gurgelte ich. Ich wollte mich an ihn klammern, aber mein Versuch, ihn zu packen, war ebenso vergeblich.
»Ich kann durch dich hindurchsehen! «, japste Udo.
Ein Geysir aus Hysterie brodelte in mir hoch und wollte gerade ausbrechen, als mich zwei riesige Arme in weißen Leinenärmeln umfassten und mich eng an eine harte, seidige Brust drückten. Eine Sekunde lang konnte ich in dieser mächtigen Umklammerung
kaum noch atmen, doch dann merkte ich, dass ich überhaupt nicht atmen musste.
»Ich verstehe nicht«, sagte Poppy. »Warum kannst du sie berühren, Paimon, und ich nicht?«
Paimon antwortete: »Ich kann in der wirklichen Welt erscheinen, aber ich stamme ursprünglich aus dem Anderswo. Es gibt mich sowohl hier als auch jetzt – in eurem Hier und in Floras Jetzt. Daher ist sie für mich so gegenständlich wie eh und je.«
»Aber ich will in Udos Hier sein oder in Poppys«, keuchte ich.
»Paimon, du bist das älteste Haus in der ganzen Stadt. Du musst irgendetwas tun können«, verlangte Poppy.
»Ich habe alles getan, was ich konnte«, erwiderte Paimon, »obwohl ich einen Vorschlag machen möchte. Aber ich glaube nicht, dass er auf offene Ohren stößt.«
Poppy sagte: »Ich weiß nicht, ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist, zimperlich zu sein. Wir werden tun, was wir tun müssen. Also, was rätst du uns, Paimon? «
»Es gibt nur eine Person in Califa, die Flora helfen kann.«
Ungeduldig wedelte Poppy mit der Hand. »Und wer ist das? Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
»Lord Axacaya«, antwortete Paimon.
Kapitel 39
Entgeisterung. Entscheidung. Ein Abschied.
V on all den Vorschlägen, die Paimon hätte machen können, war dies wohl der entsetzlichste. Meine Hoffnung, die aufkeimte, als Poppy so ruhig geblieben war , so vernünftig, so sicher, dass wir eine Lösung finden würden, verpuffte wie heiße Luft. Das finden würden, verpuffte wie heiße Luft. Das Nichts ist stets nur eine Armeslänge entfernt, sagt Nini Mo, und mit einem bitteren Geschmack im Mund begriff ich jetzt, was sie meinte. Vielleicht gab es wirklich keine Hoffnung mehr, vielleicht sollte ich einfach aufgeben. Aber ich schaute Poppy an, so aufrecht und groß, und Udo, so treu und wahrhaftig, und ich merkte, dass ich nicht aufgeben wollte, um ihretwillen.
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