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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Ich wollte sie nicht verlieren.
    »Axacaya!«, wiederholte Poppy. »Dieser hohlköpfige, hornhäutige Hintertürtrommler? Dieses sabbernde, plappernde Klappergestell? Er könnte ja nicht einmal seiner eigenen Mutter aus der Badewanne helfen.«
    »Er ist der größte Magier in der Stadt«, gab Paimon zurück. »Er balanciert auf der Grenze, mit einem Fuß
in der wirklichen Welt, mit dem anderen im Anderswo. Er ist der einzige lebende Magier, der den Abgrund durchquert hat und zurückgekommen ist. Wenn es eine Möglichkeit gibt, Flora zu retten, dann kennt er sie.«
    Ich schaute Udo an und Udo schaute mich an. Seine Kiefer mahlten. Ich wusste, dass er an dasselbe dachte wie ich: an Boy Hansgens Tod. Und beide fragten wir uns, ob Lord Axacaya wohl wusste, welche Rolle wir bei dem gescheiterten Befreiungsversuch gespielt hatten. Wie konnten wir jetzt, nach alledem, Lord Axacaya um Hilfe bitten?
    »Aber Lord Axacaya ist Mamas ärgster Feind«, sagte ich schwach. »Warum sollte er mir helfen?«
    »Das weißt du nicht, bis du ihn gefragt hast«, entgegnete Paimon. »Und glaub nicht, dass dein Zustand nur dich allein betrifft. Du und Valefor, ihr werdet beide in den Abgrund gerissen – das Faktotum eines der Großen Häuser der Stadt löst sich auf. Das beeinflusst alle Häuser und nicht zum Guten.«
    »Vergiss Valefor – was ist mit Flora?«, mischte sich Udo grob ein. »Er kann gehen, wohin er will. Sie ist es, die wir retten müssen!«
    »Das ist jetzt ein und dasselbe«, sagte Paimon. »Wenn einer von ihnen geht, geht der andere auch, es sei denn, sie können voneinander gelöst werden.«
    »Ich mag es gar nicht, Axacaya um irgendetwas zu bitten«, grummelte Poppy. »Ich glaube nicht, dass es Buck oder der Generalin gefallen würde, wenn ich diesem Kerl etwas schuldig wäre.«
    »Um Schweinebackes willen, Heißsporn!«, brach es aus Udo hervor. »Glauben Sie vielleicht, dass es Buck
gefallen würde, wenn Flora verdunstet? Was wird sie dazu sagen, noch dazu, wenn sie erfährt, dass wir eine Möglichkeit hatten, um es zu verhindern, und sie nicht genutzt haben? Ich werde selbst zu Axacaya gehen, wenn es sein muss, und ich werde ihn dazu bringen, dir zu helfen, Flora. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Ich blinzelte. Wenn ich Udo geradewegs anschaute, dann sah ich denselben alten Udo vor mir, aber wenn ich die Augen zusammenkniff, dann stand da ein hochgewachsener, stattlicher Mann, gebräunt von der Sonne, mit funkelnden blauen Augen, an der Hüfte einen schweren Waffengürtel. Dann blinzelte ich wieder, und es war wieder der zerrupfte Udo, der da vor mir stand. Wenn ich Poppy lange genug anschaute, sah ich einen hageren Jungen mit bleichem Gesicht – ohne Narben – und etlichen knallroten Zöpfen, die ihm über Nacken und Schultern fielen. Wieder ein Blinzeln und da stand Poppy, der unglücklich wirkte und sich eine Zigarre anzündete. Ich konnte nicht glauben, wie wunderschön er war.
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte der Mann, der Udo war, finster.
    Der Junge – Poppy – rieb sich über das Gesicht und ließ seinem Mund eine Rauchschwade entweichen. »Ayah, natürlich«, und zu Paimon gewandt: »Du hast recht, Paimon.«
    Paimon blieb Paimon, egal wie oft ich blinzelte: riesig groß und felsengleich und jetzt feucht von meinen Tränen. Ich schaute hinunter auf meine Hände; sie waren wie Glas und zitterten erbärmlich. Niemals wieder Udo berühren, niemals wieder Flynnie tätscheln.
Poppy hatte so gut gerochen, nach Heu und Pfeifentabak; Udo nach Zimtseife und Muffins. Jetzt konnte ich nichts mehr riechen. Ich würde nie wieder etwas riechen, nicht Flynnies nasses Fell und auch nicht Mamas blumige Haarpomade oder Orangen. Niemals mehr Kaffee schmecken oder Walnussmuffins oder Schokolade. Paimons Jacke an meinem Gesicht war weich, aber er hatte keinen Herzschlag. Aus weiter Ferne konnte ich Poppy und Udo diskutieren hören, aber bereits jetzt wurden ihre Stimmen schwächer, und schon bald würde ich gar nichts mehr hören. Ich würde durch das Anderswo treiben wie ein Geist und allmählich würde sich auch das Anderswo auflösen und ich würde schwächer und schwächer werden, bis ich schließlich völlig verschwunden war.
    Was konnte mir Lord Axacaya im Vergleich dazu schon antun? Er konnte sich weigern, mir zu helfen. Wäre ich dann schlimmer dran als jetzt? Nini Mo sagt, dass man wagen, gewinnen oder verschwinden muss.
    »Ich werde zu Lord Axacaya gehen«, sagte ich leise. Und dann, als mir niemand seine

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