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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Rosenranken und wildem Wein beschattet wurde und in dem gemütliche dicke rosa Kissen lagen. Der Pavillon sah so einladend aus, dass ich mich am liebsten in die Kissen geworfen und dort zwischen den Mohnblumen und Rosenblüten gelegen und von langen, gewundenen, träge fließenden Bächen geträumt hätte. Auf denen wäre ich getrieben, hätte meine Hand in das kühle Wasser gehängt und eine Ingwerlimonade nach der andern getrunken. Dann blinzelte ich wieder und sah statt des Pavillons ein riesiges Bett mit rosafarbenen Kissen und einem geschnitzten Himmel aus dunklem Holz.
    Paimon legte das Bündel, das er gehalten hatte, auf einen großen Stein neben einem kleinen Teich und streckte die Hand nach mir aus. »Rein mit dir. Das Wasser ist gerade richtig.« Wieder blinzelte ich und aus dem Teich wurde eine große Badewanne mit dampfendem Wasser und glitzerndem Schaum.
    »Kannst du alles verändern, sodass ein Ding einmal das eine ist und dann wieder etwas völlig anderes?«, fragte ich. »Ich komme langsam nicht mehr mit.«
    »Du musst dich konzentrieren, Madama. Steig ins Wasser.«
    Ich beschloss, dass mir die rosenbedeckte Laube
und der kühle Teich lieber waren, und nach dieser Entscheidung gab es kein Hin und Her mehr. Ich warf Paimon meine Kleider zu und das Platschen, mit dem ich ins Wasser sprang, war so gewaltig, dass ich ihn über und über nass spritzte. Ich trieb im sanften Wasser und drehte mich träge um die eigene Achse, den tiefblauen Himmel immer vor Augen – bis Paimon anfing zu schrubben. Egal, wie sehr ich mich wand oder wie laut ich zeterte – ich biss ihn sogar –, seine rechte Hand war wie Eisen und seine linke wie Sandpapier, und als er mit mir fertig war, fühlte ich mich wie ein Hummer, der gerade gesotten und geschält worden war. Aber – Schweinebacke – was war ich sauber!
    »Ich dachte, ich wäre jetzt körperlos. Warum muss ich ein Bad nehmen und mich umziehen, wenn ich keinen wirklichen Körper mehr habe?«, fragte ich. »Das ist doch sinnlos.«
    »Du betrachtest die Dinge, wie du es gewohnt bist, in körperlicher Form, damit sie für dich einen Sinn ergeben. Aber was du siehst, sind Symbole. Es ist nicht dein Körper, den du reinigst, sondern dein wahres Selbst. Du kannst doch nicht mit einer schmutzigen Seele vor Lord Axacaya treten, nicht wahr?«
    »Nein«, gab ich zu, »du hast recht.«
    »Du gehst zwar als Bittstellerin zu Lord Axacaya, aber du willst doch, dass er erkennt, wie wichtig und ernsthaft dein Anliegen ist. Daher musst du es respektvoll vorbringen und dazu musst du ernsthaft und respektvoll aussehen.«
    Nini Mo sagt, wenn man etwas haben will, muss man so aussehen, als ob man es nicht nötig hätte.
Warum sollte einem jemand helfen, wenn man hoffnungslos wirkt – selbst wenn man tatsächlich hoffnungslos ist?
    Paimon pflückte mich aus dem Teich, als ob ich ein nasser Teebeutel wäre, und wickelte mich in ein Badetuch, das fast so groß war wie ganz Califa. Dann trug er mich zum Pavillon zurück. Dort wurde ich in ein Unterkleid gesteckt, wie ein Würstchen in ein Korsett gezwängt und straffer darin eingespannt als eine Gitarrensaite.
    »Ich kann nicht atmen!«, keuchte ich, als Paimon die Schnüre noch fester zog. Er hätte mich fast von den Füßen gerissen und ich musste mich an einem Baumstamm festhalten, um nicht umzufallen.
    »Du musst nicht die Luft anhalten«, erklärte er mir. »Hier brauchst du nicht zu atmen.«
    Paimon der Gnadenlose fuhr fort zu zerren und zu ziehen, bis ich dachte, ich müsste entzweibrechen, und ehe ich protestieren konnte, warf er mir eine Wolke aus kräftigem Rot über den Kopf. Ich tauchte aus dem roten Schaum auf, keuchend und hustend, und als ich damit fertig war und Paimon mit dem Binden und Zupfen und Zurechtrücken des Kleides endlich aufgehört hatte, waren meine Wangen beinahe genauso rot wie das Kleid.
    »Ich sehe aus wie ein blutiger Albtraum«, rief ich entsetzt aus, als ich mein verschwommenes Abbild im Spiegel betrachtete. »Damit kann ich Lord Axacaya nicht unter die Augen treten. Ich sehe weder ernsthaft noch respektvoll aus und schon gar nicht wichtig.«
    Der Rock war ausladend und gebauscht wie eine
riesenhafte aufgeblühte Rose oder ein Haufen Zuckerwatte. Die Ärmel blähten sich wie Ballons von meinen Ellbogen abwärts, aber meine Schultern und mein Nacken waren nur mit einer Gänsehaut bedeckt. Der Ausschnitt war entsetzlich tief.
    »Du siehst sehr gut aus«, sagte Paimon, leicht gekränkt. »Ich habe dieses

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