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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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arrogant und
in seinen glitzernden blauen Augen lag kein Funke Freundlichkeit oder Mitgefühl. Sie waren genauso kalt und berechnend wie die Raubvogelaugen seiner Quetzal-Wachen.
    Ich streckte ihm das kleine Kästchen entgegen, das Paimon mir gegeben hatte, und war erleichtert, dass meine Hand nicht zitterte. Und glücklicherweise auch nicht meine Stimme, als ich sagte: »Bitte nehmen Sie diese Kleinigkeit als Zeichen der Dankbarkeit für die Audienz, die Sie mir gewähren.«
    Lord Axacaya trat näher und nahm mir das Kästchen aus der Hand, wobei seine Finger meine berührten. Selbst durch meinen Handschuh hindurch konnte ich die Hitze seiner Haut spüren. Er strahlte Wärme aus wie ein Kaminfeuer, Wärme und den dicken, aromatischen Duft nach Schokolade und Zimt. Es war ein berauschender Duft, dunkel und schwer. Um sein Handgelenk wand sich eine Tätowierung, ein kompliziertes blaues Muster einer Schlange, deren Kopf auf seinem Handrücken ruhte und deren Zunge sich über die gesamte Länge seines Zeigefingers erstreckte.
    »Wie aufmerksam von Ihnen«, sagte er und diesmal bewegten sich seine Lippen. Sie formten die Worte und dann zogen sich die Mundwinkel zu einem schmalen Lächeln leicht nach oben.
    Als Lord Axacaya das Kästchen öffnete, krabbelte ein Marienkäfer heraus. Er blieb auf der Kante sitzen, wackelte neugierig mit den Fühlern und lief dann auf Lord Axacayas Hand. Das Insekt war größer als ein normaler Marienkäfer, etwa so groß wie eine Glorie, und auf seinen scharlachroten Flügen – so schimmernd
wie Email – prangten nur zwei schwarze Punkte. Das war sicher kein normaler Marienkäfer, aber was war es dann? Der Käfer öffnete die äußeren Flügel und ein Schimmer funkelnden Kaltfeuers ergoss sich aus dem rot-schwarzen Mantel.
    »Das Semiotische Verb wollen, Indikativ Präteritum Plural«, sagte Lord Axacaya. »Ist es nicht herrlich?«
    Ein Semiotisches Verb! Nicht das, was wir hatten haben wollen, aber genauso kostbar. Das war kein Geschenk, mehr ein Bestechungsversuch. Ich empfand ein leises Schuldgefühl, dass Paimon meinetwegen etwas so Wertvolles weggegeben hatte, und ich schwor mir, dass ich, wenn ich nach Hause käme – falls ich nach Hause käme –, ihm ganz sicher einen Dankesbrief schreiben würde.
    »Das ist ein äußerst großzügiges Geschenk, Madama Fyrdraaca.« Diesmal war Lord Axacayas Lächeln ein bisschen warmherziger, allerdings zeigte er mir dabei unglücklicherweise seine Zähne, die zu langen, scharfen Spitzen gefeilt waren. Unwillkürlich erschauerte ich, aber falls er es bemerkte, ließ er sich nichts anmerken. Sanft schüttelte er die Hand und der Marienkäfer fiel wieder in das Kästchen, das Lord Axacaya verschloss.
    »Kommen Sie«, sagte er. »Sie möchten sich sicher etwas erfrischen, und dann werden wir über Ihre Situation sprechen.«
    Ich folgte Lord Axacayas Einladung zu einem Kohlenbecken, das wie ein kauernder Affe geformt war und in einer Ecke des Raums stand. Vor dem Kohlenbecken standen zwei steinerne Stühle. Einer davon sah aus wie ein Kaninchen, der andere wie ein Jaguar.
Die Steinmetzarbeiten waren im Brummer-Stil gehalten, eckig und grobschlächtig, und ich erinnerte mich dunkel daran, dass beide Tiere den Brummern heilig waren. Lord Axacaya wies mir den Jaguarsitz zu und ich ließ mich darauf nieder. Meine Röcke bauschten sich auf wie ein riesiges Marshmallow und ich sah zu, wie er in dem Topf rührte, der auf dem Kohlenbecken stand. Mit einem Schneebesen, den er zwischen den Handflächen hin und her rollte, schäumte er die Flüssigkeit auf, die er in einen Becher goss, der wie ein Totenschädel geformt war und den er mir dann reichte.
    Oje, es war tatsächlich ein Totenschädel, dem man die Schädeldecke abgeschnitten hatte. Die Gehirnpfanne war goldumrandet. Lass dir niemals deine Nervosität anmerken, sagt Nini Mo, und so nahm ich den Schädel, ohne ein Wort darüber zu verlieren und ohne das Gesicht zu verziehen. Aber diesmal konnte ich das Zittern meiner Hände nicht verhindern.
    »Liebe ist alles, wonach wir uns sehnen«, sagte Lord Axacaya. Das ist der traditionelle Trinkspruch in Califa, den wir zu Hause nie aussprechen, weil meine Mutter nichts von Förmlichkeiten hält. Aber er wird bei allen Mahlzeiten in der Schule aufgesagt und so wusste ich, was ich zu erwidern hatte.
    »Und der Wille ist der einzige Weg dorthin.«
    Ich hoffte inständig, dass der Schokolade kein Blut beigemischt war. Sie war so dick wie Melasse, heiß und würzig

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