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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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landete er auf dem Sand vor mir. Aus dem Gefieder des Vogels waren ein knielanger, fedriger Kilt und ein Federmantel geworden, aber der schlanke Adlerkopf, der nur aus riesigen grünen Augen und einem gebogenen Schnabel bestand, hatte sich nicht verändert.
    »Ave, Flora Fyrdraaca«, sagte der Quetzal mit einer sanften, fließenden Stimme. Dann versank er in einer flatternden Verbeugung, die die Begegnung zweier Gleichgestellter signalisierte, wobei sich der Verbeugende leicht überlegen fühlt. »Ich, Axila Aguila, grüße dich.«
    Ich antwortete mit einem Knicks, der Besser als der andere genannt wurde. »Ich, Flora Fyrdraaca, erwidere deinen Gruß mit größtem Vergnügen. Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen.«
    »Wir sind uns bereits begegnet«, sagte der Quetzal. »In der Zoobatterie, wo du versucht hast, uns den Verräter zu stehlen.«

    Der Quetzal erkannte mich! Wieder fühlte ich, wie mich eine Welle der Angst durchzuckte, aber ich ignorierte das Gefühl und sagte fest: »Ihr habt ihn ja selbst gestohlen.«
    »Vielleicht«, sagte der Quetzal, und es kam mir so vor, als läge ein amüsierter Unterton in seiner Stimme. »Cree el ladrón que todos son de su condición. Ein Dieb hält alle anderen auch für Diebe. Axacaya schickt mich, damit ich dich zu ihm begleite.«
    »Woher weiß er, dass ich komme?«, fragte ich und überlegte im Stillen, was genau er mit der Bemerkung über Diebe gemeint hatte. Dass ich nicht der einzige Dieb war? Oder hielt er mich für paranoid?
    »Er schwimmt in der Magischen Strömung und dort bleibt nichts vor ihm verborgen. Er erwartet dich. Willst du mit mir kommen?«
    Der einzige Weg führt hindurch.
    »Ich will.«
    »Dann gehen wir.« Der Quetzal breitete seine Arme aus. Der gefiederte Umhang fiel von seinem Rumpf ab und durch das eng anliegende, dünne weiße Gewand sah ich, dass es sich um einen weiblichen Quetzal handelte.
    »Komm«, sagte sie ungeduldig.
    Sie wollte ganz offensichtlich, dass ich mich von ihr umarmen ließ, und ich zögerte. Die Vorstellung, einen Quetzal zu berühren, ließ mein Inneres erzittern. Ich wollte diesem messerscharfen Schnabel und diesen tödlichen Krallen nicht zu nahe kommen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass Adler so stark sind, dass sie mit ihren Klauen Knochen zerbrechen können. Die Klauen der Quetzal krümmten sich zwar an
ihrem Ende zu menschlichen Fingern, aber sie besaßen gewiss dieselbe Stärke.
    Die Quetzal wandte ihren Kopf in einer fließenden Bewegung zunächst nach links, dann nach rechts, und ihre Augen funkelten strahlend grün, wie Katzenaugen, die das Licht einfangen. »Willst du Axacaya warten lassen?«
    … hindurch.
    Ich besaß keine Knochen mehr, die man hätte zerbrechen können, kein Fleisch, das es zu zerreißen lohnte, und was konnte sie mir schon Schlimmeres antun als das, was ich mir selbst zugefügt hatte? Ich kauerte leicht die Schultern zusammen und legte mir die Hände an die Kehle. Dann trat ich vor in die Umarmung der Quetzal und schloss die Augen. Sie schloss drahtige Arme um meinen Leib, drückte mich an ihren Körper, der abgesehen von ihren weichen Brüsten aus harten Muskeln bestand. Sie roch leicht nach Metall, dem Aroma getrockneten Blutes und auch nach leicht säuerlicher Vanille. Die Haut ihres Halses an meiner Wange fühlte sich flaumig an.
    Mit einem Geräusch wie zerreißende Seide zerrten ihre Flügel an der Luft. Ich fühlte die Spannung in ihrem Absprung, und dann waren wir in der Luft. Wind zog donnernd vorbei, so lärmend wie ein Zug, und die Dunkelheit, die gegen meine Augäpfel drückte, wirbelte und kreiselte. Ihr Herz, dessen Pochen ich – eng an sie gepresst – in ihrer Brust hörte, pulsierte im Gleichklang mit ihrem Flügelschlag und der Rhythmus dieses Pulsierens hämmerte mir in den Ohren.
    Weiter, immer weiter flogen wir und die Zeit schien
im Fließen unserer Reise zu verschwinden. Der stetige Sog der Bewegung war über mir, unter mir, in mir. Die Geschwindigkeit löste eine ungeheure Erregung in mir aus, sodass ich am liebsten vor Entzücken laut aufgeschrien hätte.
    Dann sanken wir langsam kreiselnd nieder und ganz leicht spürte ich das Aufsetzen bei der Landung. Ich öffnete die Augen und sah, dass ich in einem großen Innenhof stand. Lampions strahlten in der Dämmerung wie zur Erde gefallene Sterne und in ihrem Licht erkannte ich unter meinen Füßen ein rotgoldenes Mosaik, eine hohe Fontäne und blühende Blumen so weit das Auge reichte. Sie kletterten an weiß

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