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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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getünchten Lehmwänden empor und rankten sich um schmiedeeiserne Balkone: Fuchsien und weiße Bougainvilleen, gelbe Ringelblumen, blaue Chrysanthemen, lila Orchideen, duftende Orangenblüten und ein Dutzend Blumen, die ich nicht kannte.
    »Xochiquetzal. Ihr nennt es Mariposa. Lord Axacayas Haus«, sagte die Quetzal. Sie entließ mich aus ihrer Umarmung und führte mich über den Hof durch einen mit Schnitzereien verzierten Bogengang in eine schmale Galerie. Schmetterlingslampen hingen vom Kehlbalken über uns herab und die Wände waren mit weiteren Lampions bestückt, die ein fantastisches Fresko beleuchteten: eine Zeremonie, in der Rot die dominierende Farbe war . Ein Priester mit einer Jademaske hatte ein Messer erhoben, während vier adlerköpfige Priester eine schreiende Gestalt über einem Altar festhielten – das heilige Opferritual der Brummer.
    »Ich habe sie hergebracht, Axacaya«, sagte die
Quetzal. Ich wandte meine Aufmerksamkeit von dem grausigen Wandgemälde zu dem Podium am anderen Ende der Galerie, wo sich eine Gestalt aus der Dunkelheit löste.
    Die Flügel der Quetzal flatterten leicht und der Kopf neigte sich: Ich diene dir aus freien Stücken war die Bedeutung dieser Verbeugung. »Meine Aufgabe ist erfüllt.«
    »Danke, Axila«, sagte Lord Axacaya. Die Worte schwangen in einem sanften, musikalischen Akzent. »Ich werde dich rufen, wenn ich fertig bin.«
    Seine Hand zuckte, als er etwas warf. Dieses Etwas segelte durch die Luft. Die Quetzal fing die Gabe auf, begutachtete sie mit einem kurzen Blick und führte dann die Hand zum Schnabel. Als sie sich wieder mir zuwandte, sah ich, dass sowohl Hand als auch Schnabel blutbeschmiert waren.
    Die Quetzal wandte sich zum Gehen und warf mir einen kurzen Blick aus ihren starren grünen Augen zu. »Geh mit der Göttin, Flora Fyrdraaca.« Und dann, mit einem leichten Federrauschen, war sie weg. Lord Axacaya und ich waren allein.

Kapitel 43
Höflichkeit. Geschenke. Schokolade. Bitte.
    A glis Sabre, der Adjutant meiner Mutter, hatte mir zwar versichert, dass das Gerücht, Lord Axacaya habe ein Auge auf seiner Zunge, nicht stimme, aber die Gazette bildet ihn meistens als grauenerregenden alten Mann ab, mit einem Knochengesicht und Schlangen statt Haaren, der das Blut seiner Feinde aus einem Jadekelch trinkt. Und doch war der Mann, der vor mir stand, in jeder Beziehung nichts weiter als ein Mann, genauso wie Poppy gesagt hatte – weder alt noch grauenerregend, noch skelettartig.
    Lord Axacaya war groß und die gelben Korkenzieherlocken fielen ihm in weichen Wellen über seine Schultern. Wie der Quetzal trug auch er einen gefiederten Kilt, aber die Federn waren schillernd grün und blau, silbern und golden; sie glitzerten und reflektierten das Licht wie Juwelen. Über seinen Schultern lag das Fell eines Jaguars; der Kopf der Raubkatze hing auf seine Brust hinab; mit verschleierten Augen blickte er jammervoll auf die Welt. Ein Jadelabret,
wie ein Schmetterling geformt, steckte in seiner Unterlippe. In der linken Hand hielt er eine Jademaske, wie sie die Huitzil bei formellen Ereignissen tragen, und in seiner rechten einen Federfächer, dessen goldene Federkiele gut und gerne einen Meter lang waren.
    In Bezug auf Lord Axacayas Augen hatte Aglis Sabre allerdings nicht die Wahrheit gesagt. Sie waren nicht kohlschwarz, sondern von dem lebhaften Blau eines heißen Sommertages, wie das glühende Herz eines Kaltfeuerfunkens. Er wirkte jung, etwa Mitte zwanzig, aber ich wusste, dass er älter war als meine Mutter, die einundfünfzig ist.
    »Willkommen in meinem Haus, Flora Fyrdraaca«, sagte Lord Axacaya. Die Worte waren klar und laut, aber seine Lippen hatten sich nicht bewegt. Er neigte leicht den Kopf und vollführte mit seinem Fächer die Bewegung der Uneingeschränkten Ehre .
    »Danke, dass Sie mich empfangen«, sagte ich und war froh, in der Fächersprache von Höflichkeit und Charme im letzten Jahr die besten Noten bekommen zu haben. Ich zog meinen eigenen Fächer aus der Scheide und schlug ihn mit einer knappen Bewegung meines Handgelenkes auf. Dann erwiderte ich seinen Gruß mit der Verbeugung Respekt vor einem Älteren und fächerte Dankbarkeit zwischen Gleichgestellten.
    Poppy hatte mir eingeschärft, nie zu vergessen, dass ich eine Fyrdraaca war, und ich hoffte, dass ich mit diesem Gedanken meine zitternden Glieder unter Kontrolle halten konnte. Aber es fiel mir unendlich schwer. Lord Axacaya sah zwar menschlich aus, aber er wirkte auch verächtlich und

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