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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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– und das ganze Blut … Ich glaube, ich war niemals so stark wie in jener Nacht. Deine Mutter wäre beinahe gestorben. Und weißt du, warum sie nicht starb?«
    Ich schüttelte den Kopf. Mama sprach nie über die erste Flora.
    Val schaute selbstzufrieden. »Dein Vater war nicht zu Hause, ansonsten hätte er wohl versucht ihr zu helfen. Heißsporn war ziemlich geschickt mit dem Messer und immer auf der Suche nach etwas, was er aufschneiden konnte. Deine Mutter spuckte Blut und ihre Augen wurden dunkel. Kein Arzt der Welt hätte ihr helfen können. Aber was sind ein aufsässiges Kind und eine sterbende Mutter im Vergleich zu mir, Valefor? Ich machte meine Hand ganz schmal, griff in sie hinein und packte das böse kleine Mädchen an den Füßen. Und schon schlüpfte sie heraus, wie ein Korken aus einer Flasche. Flora wusste genau, dass sie keine Chance gegen mich hatte, und von da an war sie so brav wie ein Lamm, wenn ich es dir sage.«
    »Du bist ja so ein Angeber«, erklärte ich. »Außerdem – und wenn schon?«
    »Dann frag doch deine liebe Frau Mutter«, entgegnete
Val gekränkt. »Sie wird dir bestätigen, dass ich die Wahrheit sage. Ich bin die Macht dieses Hauses, Flora. Ihr alle braucht mich.«
    »Mama ist die Macht in diesem Haus. Du bist bloß der Butler.«
    »Eure Familie wird ohne mich nicht überleben. Ihr geht unter. Ich habe Buck gesagt, dass zwei nicht genug sind, aber hat sie vielleicht auf mich gehört? Natürlich nicht. Und? Was ist passiert? Ein Kind musste sie bereits ersetzen!«
    Es stimmte, dass es weniger Fyrdraacas in Califa gab als früher, aber das musste doch nicht gleich den Untergang unserer Familie bedeuten. Fyrdraacas starben jung und meistens auf höchst heldenhafte Weise. Es tut keinem Stammbaum gut, wenn die Leute in Duellen umkommen (Großtante Arabelle), sich beim Hindernisreiten den Hals brechen (Großonkel Anacreon), beim Schwimmen durch das Küstentor ertrinken (Großtante Anacreona) oder von einer Klapperschlange gebissen werden, wenn sie gerade in einer Kneipe ein Wettsaufen veranstalten (Cousin Hippolyte), und zu allem Überfluss keine Erben hinterlassen. Das dünnt die beste Familie aus.
    Ich rief: »Das sagst du! Es gibt immer noch mich und Idden. Und wir sind keine Jammerlappen.«
    »Euer Blut ist dünn und wässrig.«
    »Das stimmt nicht.« Aber mein Widerspruch war nur halbherzig. Ich war ja wirklich nur ein Ersatz, nicht wahr?
    »Bitte, wie du willst«, sagte er achselzuckend. »Es spielt keine Rolle, ob du mir glaubst oder nicht. Es ändert nichts daran, dass es wahr ist. Es ist einfach
nicht gerecht. Ich werde unterdrückt und bin nichts weiter als ein Sklave von Bucks Willen.«
    »Du bist nur der Butler, ein Faktotum – du solltest in jedem Fall Mamas Willen unterworfen sein. Dafür wurdest du erschaffen, um ihr zu dienen, ihr, dem Oberhaupt der Fyrdraaca-Familie«, sagte ich spitz, denn jetzt hatte er mir meine gute Laune gänzlich verdorben.
    Valefor funkelte mich an. »Fyrdraacas kommen und gehen, aber ich allein aus diesem Haus überdauere. Buck sollte das begreifen und mir den Respekt entgegenbringen, den ich verdiene. Außerdem geht es nicht nur um mich – wir werden alle von Buck versklavt. Heißsporn, Idden, du …«
    »Ich habe meinen eigenen Willen«, widersprach ich.
    »Und warum lernst du dann für die Aufnahmeprüfung in der Benica-Kaserne?«, fragte Val sarkastisch.
    »Das tue ich gar nicht.« Es stimmte, obwohl ich tatsächlich dafür lernen sollte. Ich hoffte halbherzig, dass ich nicht aufgenommen werden würde, wenn ich durchfiel, obwohl es vermutlich keine Rolle spielte, wie ich bei der Prüfung abschnitt. Das Anwesen der Fyrdraacas mochte verfallen, aber der Name der Fyrdraacas wog immer noch schwer.
    »Und warum benimmst du dich dann wie eine Sklavin in deinem eigenen Haus? Warum ist dir die Aufgabe übertragen worden, dich um Heißsporn zu kümmern? Warum musst du all die Hausarbeit erledigen, dich um die Pferde, die Hunde und die Wäsche kümmern – und noch dazu Hausaufgaben machen? «

    Jede von Valefors Fragen versetzte mir einen Stich, denn es waren Fragen, die ich mir selbst schon so oft gestellt, aber noch nie auszusprechen gewagt hatte. Unter meiner düsteren Stimmung lauerte ein Nadelstich aus Wut. Warum war Mama so ungerecht? Warum konnte sie nicht ein einziges Mal an andere denken – an uns?
    Er fuhr fort: »Während ich – dessen einziges Bestreben es ist, sich diesen Aufgaben zu widmen – eingesperrt werde wie ein

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