Flora Segundas magische Missgeschicke
Hall sein?«
»Nein, das Haus ist zu groß. Kein Magier könnte etwas so Großes wie ein ganzes Haus unter seine Kontrolle bringen. So einen machtvollen Willen hat niemand …«
»Azucar Fyrdraaca …«, begann Valefor, aber Udo fiel ihm ins Wort.
»Was ist denn dann dein Fetisch, Valefor?«, wollte er wissen.
Valefor schaute peinlich berührt zur Seite und murmelte etwas Unverständliches.
»Was?«, fragte ich. »Ich kann dich nicht verstehen.«
»Ich habe es vergessen«, bekannte er verschämt.
Udo schnaubte. »Du hast es vergessen? Wie kann man so etwas vergessen? Das ist ziemlich dämlich, Valefor. Das ist so, als würde man seinen eigenen Namen vergessen.«
»Ich bin unbedeutend gemacht und auf ein Minimum reduziert worden«, sagte Valefor klagend, »und man hat mich fast völlig ausgelaugt. Es gibt so vieles über mich, was ich nicht mehr weiß. Warum, glaubst du, habe ich so lange gebraucht, um meine Memoiren zu schreiben? Buck hat mich von dem größten Teil meines Selbst abgeschnitten und natürlich auch von meinem Fetisch, denn mit ihm wäre ich wieder vollständig – und hätte die vollständige Kontrolle über alles.«
»Was machen wir jetzt, wenn wir doch nicht wissen, was dein Fetisch ist?«, fragte Udo. »Wir können dich nicht mit etwas verbinden, ohne zu wissen, mit was.«
Val sagte eifrig: »Ihr könntet Buck töten, dann würde ihre Erbin Oberhaupt über das Haus. Idden und ich sind immer gut miteinander ausgekommen. Ich bin mir sicher, dass sie mich zurückholen könnte – oh, ayah, es war nur so eine Idee. Du musst deswegen nicht gleich einschnappen, Flora. Denk daran, es wird immer Fyrdraacas geben, lange nachdem du deinen letzten Atemzug getan hast.«
»Ich werde Mama ganz bestimmt nicht umbringen«, sagte ich und fügte mit einem bösen Grinsen hinzu: »Da hast du wohl Pech gehabt.«
Val versuchte es mit der Mitleidstour und rang seine schmalen Hände. »Du weißt ja nicht, wie es ist, Flora. Den ganzen Tag in diesem leeren Saal allein zu sein, weit entfernt die Stimmen zu hören, liebliche Stimmen, und zu wissen, dass sie dich nicht hören können. Hier einsam zu sitzen, inmitten all der Bücher, die Geschichten vom Leben anderer erzählen, nicht deine eigene. Und zu fühlen, wie man immer schwächer und schwächer wird, mit jedem Tag, während deine Wände bröckeln und deine Familie dem Ruin anheimfällt. Und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst, allein, ausgestoßen, verbannt, verloren.«
»Wir müssen etwas unternehmen, Flora«, sagte Udo. »Eingesperrt sein ist wirklich nicht angenehm; Junge, wer sollte das besser wissen als ich? Ich stehe auf Valefors Seite, egal, was es kostet. War Nini Mos Motto nicht ›Freiheit für die Unterdrückten‹?«
»Danke, Udo«, schluchzte Valefor. »Du bist wirklich sehr freundlich.«
»Hör auf zu heulen, Val«, sagte ich. »Wir werden deinen Fetisch schon finden.«
Das Schluchzen verstummte und die Tränen auf Valefors Wangen waren wie durch ein Wunder verschwunden. »Wie?«
»Mit dem Enthüllungszauber.«
Kapitel 11
Enthüllungszauber. Rauch. Suchen. Eine Teedose.
W aldläufer sind natürlich immer auf der Suche nach irgendetwas – Informationen, Menschen, Hinweisen – und daher war das Eschatonomikon voll mit Sprüchen, mit denen man Dinge aufspüren konnte. Da gab es den Aneignungszauber für etwas, was man braucht, aber nicht hat, den Bergungszauber für Dinge, die man besessen, aber verloren hat. Der Rückgewinnungszauber schien genau derselbe zu sein wie der Bergungszauber, allerdings musste man den Gegenstand, nach dem man suchte, aus eigener Schuld verloren haben. Der Entdeckungszauber fand Dinge, von denen man nicht einmal wusste, dass man sie brauchte, und der Sammlungszauber half einem, sich an das zu erinnern, was man vergessen hatte. Der Offenbarungszauber diente dazu, dass man Dinge sah, die sich direkt vor einem befanden, die man aber bislang noch nicht bemerkt hatte.
Einige dieser Sprüche waren ziemlich kompliziert. Der Sammlungszauber wäre eigentlich in unserem Fall die erste Wahl gewesen, aber man brauchte dazu
einige wichtige Zutaten (rotes Kornöl, die Augen eines Seesterns und einen Palstekknoten). Außerdem durfte der ausführende Magier drei Tage lang nichts anderes trinken als sprudelnde Limonade und musste sich schließlich selbst in Brand stecken. Der Offenbarungszauber hätte vielleicht auch funktioniert, aber er musste von sechs Magiern gesprochen werden und beinhaltete einen ausgiebigen
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