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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Aderlass. Und die Einzelheiten des Rückgewinnungszaubers waren so ekelhaft, dass ich sie hier nicht einmal erwähnen will.
    Aber der Enthüllungszauber, der einen den Gegenstand, nach dem man suchte, erkennen ließ, wenn man ihn sah, schien perfekt zu passen. Er war kurz und einfach, erforderte nur zwei magische Handbewegungen – wobei weder ein Handstand noch zusätzliche Finger nötig waren – und bestand aus einem einzigen, leicht auszusprechenden Grammatica-Wort. Niemand musste verbrannt werden oder Blut lassen. Der Spruch unterschied sich kaum von dem Entflammungszauber, den ich schon oft gewirkt hatte. Ich war zuversichtlich, dass ich mit ihm zurechtkommen würde.
    »Du wirst es doch richtig machen, Flora Segunda, nicht wahr?«, sagte Valefor besorgt. »Wenn du es vermasselst, könnte dein Kopf explodieren.«
    »Wenn dein Kopf explodiert, wische ich den Matsch bestimmt nicht auf«, erklärte mir Udo. Er hatte das Eschatonomikon zur Hand genommen und blätterte darin. »Was ist mit dem Rückgewinnungszauber? Das hört sich lustig an …«
    »Ich habe meine Entscheidung getroffen, Udo!«

    »Wer bin ich? Boy Hansgen?«, rief Udo empört. »Wer hat dich eigentlich zum Boss ernannt?«
    Boy Hansgen war Nini Mos Gehilfe. Als sie gestorben war, hatte er das Bataillon der Waldläufer übernommen und im Krieg gegen die Brummer wie ein Berserker gekämpft. Danach, als die Waldläufer geächtet und das Bataillon aufgelöst worden war, verschwand er und niemand hatte seitdem wieder etwas von ihm gehört. Er war ein guter Waldläufer, aber er war nicht Nini Mo.
    »Du bist viel zu klein, um Boy Hansgen zu sein«, sagte ich. »Gib mir das Buch, Udo. Mein Kopf wird nicht explodieren, das verspreche ich dir. Ich weiß, was ich tue.«
    Udo warf mir das Buch zu und grinste, weil ich es ungeschickt auffing. »Du hast Glück, dass ich so gutmütig bin, Flora. Wenn Valefor derjenige ist, der seinen Fetisch erkennen soll, wenn er ihn sieht, müsste doch eigentlich er den Zauber wirken, oder?«
    »Das kann er nicht. Sein einziger Zweck ist es, zum Wohl des Hauses zu handeln. Er kann in keiner anderen Angelegenheit tätig werden. Also werde ich das Wort aussprechen, es aktivieren und dann an ihn weitergeben, sodass er seine Wirkung spürt. Dann sollte er den Fetisch erkennen, wenn er ihn sieht. Ich hätte lieber den Sammlungszauber angewendet, aber mehr als den Enthüllungszauber schaffe ich leider nicht.«
    »Und wenn wir den Fetisch haben, was dann?«, wollte Udo wissen.
    »Wir müssen den Fetisch erst einmal finden, dann können wir herausfinden, wie wir Valefor zurückholen.
Erst wenn wir den Fetisch haben, wissen wir, wie Mama ihn von Valefor getrennt hat.«
    »Na, dann lasst uns anfangen«, sagte Udo. »Ich muss um sechs Uhr zu Hause sein und ich will nicht zu spät kommen und noch einen Hausarrest riskieren. «
    Auch ich wollte nicht zu spät zu der Verabredung mit meiner Mutter kommen. Sie hält von Unpünktlichkeit genauso wenig wie meine Lehrer. Und nachdem wir uns so lange nicht gesehen hatten, wollte ich mich nicht gleich wieder bei ihr unbeliebt machen.
    Valefor räumte das Durcheinander aus Dokumenten vom Tisch. Udo nahm den Hut ab, und ich las noch einmal den Spruch, um mir jeden einzelnen Schritt einzuprägen. Dann las ich ihn noch ein zweites Mal, nur für alle Fälle. Udo trat an meine Seite und Valefor stellte sich uns gegenüber. Zwischen uns lag das Eschatonomikon, aufgeschlagen auf der Seite des Enthüllungszaubers – ich wollte kein Risiko eingehen.
    In meinem Bauch flatterte es höchst unwaldläuferhaft. Ich hatte noch nie gehört, dass jemandem bei einer falsch ausgesprochenen Grammatica der Kopf explodiert wäre, aber trotzdem besteht immer die Möglichkeit, dass Schwierigkeiten auftreten. Das Geheimnis der Selbstsicherheit ist, selbstsicher zu handeln, sagt Nini Mo. Ich wischte mir die schweißnassen Hände an meinem Rock ab und rutschte ein wenig hin und her, sodass meine Korsettstangen mir nicht so sehr in den Rücken drückten.
    Schlage hart und mit deiner ganzen Willenskraft zu, sagt Nini Mo.

    Ich schloss meine Augen, legte die linke Hand auf mein Knie und vollführte mit meiner Rechten die Geste der Anrufung. Dann hielt ich mit dem Daumen mein linkes Nasenloch zu und atmete vier Herzschläge lang durch das rechte ein. Dann hielt ich mir das rechte Nasenloch zu und atmete vier Herzschläge lang durch das linke aus. Das tat ich drei Mal auf jeder Seite, bis mir der Kopf leicht wurde und ich das

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