Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
Sollte doch die Generalin sich um Poppy kümmern, wenn sie später heimkam. Das ist ihr Job, nicht meiner. Oder besser noch: Es ist Valefors Job.
    Der Fahrstuhl wartete schon mit offenen Türen. Ich sprang so schnell hinein, dass er leicht vor und zurück schwankte und unter meinem Gewicht knarrte. Udo folgte mir und schloss hinter sich die Türen.
    »Bring uns in die Bibliotheca«, befahl ich, aber der Fahrstuhl rührte sich nicht. »Komm schon, hopp, hopp. Bring mich zu Valefor in die Bibliotheca.«
    Der Fahrstuhl blieb stur und stand, auch als ich mit dem Fuß aufstampfte.
    »Vielleicht musst du auf einen Knopf drücken«, schlug Udo vor.
    »Das habe ich noch nie getan, aber vielleicht hilft es.«
    Gemeinsam betrachteten wir uns die Knöpfe, die uns allerdings auch nicht weiterbrachten.
     
    BILLARD-BOUDOIR
HÄNGEMATTEN-LOUNGE

KELLER DES LIEBREIZENDEN LICHTS
THELS VERZÜCKTES SONNENZIMMER
LIBROS
     
    »Das Haus ist größer, als ich dachte«, sagte Udo, und bevor ich ihn daran hindern konnte, streckte er den Finger aus und drückte auf den Knopf mit LIBROS.
    Der Fahrstuhl ruckte leicht und sank ein paar Zentimeter abwärts. Ich klammerte mich an Udo und Udo klammerte sich an mich. Gemeinsam fielen wir gegen die Wand.
    »Udo! Wer weiß, wo wir jetzt landen!« Ich fand mein Gleichgewicht wieder und stand auf.
    »Libros heißt doch Bücher, glaube ich, und Bücher gibt es in einer Bibliothek, oder nicht?«
    Der Fahrstuhl fasste sich ein Herz und bewegte sich – abwärts.
    »Hast du nicht gesagt, dass die Bibliotheca oben ist?«, fragte Udo.
    »Ist sie auch, verflixt noch mal.« Ich drückte auf sämtliche Knöpfe, auf einige zweimal, aber der Fahrstuhl sank unermüdlich nach unten, erst langsam, dann merklich schneller. »Aber vielleicht ist mit diesem Bücherraum etwas völlig anderes gemeint.«
    »Drück auf den STOP-Knopf«, sagte Udo belehrend.
    »Es gibt keinen STOP-Knopf.« Ich drückte wieder auf alle anderen Knöpfe und schlug zu guter Letzt noch auf die Schalttafel.
    »Der rote da …« Udo beugte sich vor. »Da …«
    »Da steht nichts von Stopp oder Anhalten drauf … nicht, Udo … !«

    Er drückte den Kopf. Abrupt blieb der Fahrstuhl stehen. Udo wurde gegen mich geworfen und wir beide fielen zu Boden. Schmerzhaft bohrte sich sein Ellbogen in meine Leber.
    »Geh runter von mir …« Ich schob ihn zur Seite und stand auf. Mit der Hand hielt ich mir die schmerzende Seite.
    »Siehst du? Ich hab’s dir doch gesagt«, erklärte Udo selbstgefällig.
    »Ayah, aber jetzt stecken wir zwischen zwei Stockwerken fest.«
    Mit einem entsetzlichen Quietschen, das mir in den Zähnen wehtat, ruckte der Fahrstuhl einmal kurz nach oben. Wieder taumelte Udo gegen mich und hätte mich beinahe ein zweites Mal umgeworfen. Das Licht ging aus. Der Fahrstuhl kreischte wie ein Baby.
    Und dann fiel er wie ein Stein nach unten.
    Abwärts rasten wir, in schwärzester Dunkelheit. Das Brüllen der Luft, die an uns vorbeisauste, brachte meine Ohren fast zum Platzen, aber vielleicht war das auch nur der Druck, der durch unseren freien Fall verursacht wurde. Irgendwo in all dem Brausen und Brüllen hörte ich ein Heulen – vermutlich Udo oder vielleicht auch ich selbst. Es war so dunkel, dass ich nicht einmal wusste, ob mein Mund offen stand oder nicht. Mit Wucht wurde ich auf den Boden gedrückt, fühlte, wie der Fahrstuhl unter meinen Händen und Knien bebte und zappelte. Mir war schwindelig. Ich machte die Augen zu und es war so dunkel, dass mir nicht einmal die Funken vor Augen standen, die man normalerweise sieht, wenn man die Lider fest zusammenpresst.

    Nach einer Weile, vielleicht nach einer Ewigkeit, kam es mir so vor, als ob wir uns überhaupt nicht mehr bewegten, dass wir über einem schwarzen Abgrund hingen und dass es der Abgrund war, der an uns mit einem tosenden Gebrüll vorbei nach oben sauste. Vielleicht war dies der Schlund des Ewigen Abgrunds, dachte ich, diese undurchdringliche Schwärze, das Geschrei der Luft … aber vielleicht war es gar nicht die Luft, die da schrie und heulte, sondern …
    Mit einem harten Aufprall kam der Fahrstuhl zum Stehen und sprang wieder ein Stück nach oben. Ich tat es ihm gleich und biss mir dabei auf die Zunge. Etwas stieß mir in die Rippen, spitz und hart. Ich machte einen Satz zur Seite und stieß mit dem Schädel gegen einen Gegenstand, der aus Stein zu sein schien und der sich daraufhin bitter beklagte: »Au! Das war mein Kinn!«
    Ich öffnete die Augen. Graues Licht schimmerte

Weitere Kostenlose Bücher