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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Gefangener vom Präsidialgefängnis in die Kerker der Zoobatterie verlegt. Ich habe angeordnet, dass Boy Hansgen mit dieser Gruppe abtransportiert wird, und den Kommandanten der Zoobatterie habe ich angewiesen, den Galgen für morgen Abend vorzubereiten.«
    Den Galgen? Den Galgen! Meine Mutter wollte Boy Hansgen hängen lassen! Boy Hansgen, den letzten Waldläufer! Nini Mos rechte Hand! Die hitzige Erregung in meinem Innern erstarrte zu Eis.
    »Sind die Sicherheitsvorkehrungen ausreichend? Ich will nicht, dass er entkommt, Aglis.«
    »Alles ist in bester Ordnung, Madama Generalin. Es gibt keine Fluchtmöglichkeit.«
    »Gut. Würden Sie mal nachsehen, wo Flora bleibt, Aglis …?«
    Ich verließ meinen Lauschposten und sauste zurück zu Mamas Büro. Im Korridor blieb ich kurz stehen und versuchte, meine Fassung wiederzufinden. Leutnant Sabre öffnete die Tür und warf mir einen düsteren Blick zu, den ich ignorierte.
    »Da bist du ja, Flora! Ich dachte schon, du willst dich vor der Arbeit drücken«, sagte meine Mutter.
    »Es ging nicht schneller, Mama. Sergeant Carheña war nicht zu finden und ich musste ins Materialzimmer gehen, um rotes Klebeband zu bekommen«, sagte ich lächelnd. Dabei winkte ich mit der Rolle Klebeband,
die ich ach so glücklicherweise vorhin in meine Tasche gesteckt hatte. Meine Stimme klang süß, aber mein Magen drehte sich dabei um.
    »Hier ist das letzte Dokument. Und nicht gucken. Das ist vertraulich.«
    Sie schob das Papier über den Tisch auf mich zu. Die obere Hälfte der Seite war mit einem weißen Blatt Papier abgedeckt, sodass nur Mamas Unterschrift zu sehen war. Aber ich wusste, was es war, und nachdem ich das Siegelwachs ausgegossen hatte, zögerte ich. Meine Hand zitterte und ich verschüttete einige Wachstropfen, was gar nicht typisch für mich ist.
    »Hopp, hopp, Flora. Worauf wartest du?«, sagte meine Mutter ungeduldig. »Das Wachs wird hart.«
    Und damit besiegelte ich das Todesurteil des Schönen Jack.

Kapitel 14
Abendessen. Anschleichen. Adleraugen.
    W aldläufer müssen lernen zu lächeln und sie müssen lernen zu lügen, während sie lächeln, und sie müssen gelassen wirken, auch wenn sie zutiefst betroffen sind. Aber es ist nicht leicht, unbekümmert und fröhlich zu sein, wenn einem das Gehirn im Schädel herumgewirbelt wird wie in einem Strudel. Ich konnte kaum meine Lippen zu einem Lächeln formen, und dabei hatte ich noch ein endloses Abendessen zu überstehen, bevor ich erlöst sein würde.
    Zum Glück begleitete uns Leutnant Sabre in den Offiziersklub. Normalerweise hätte ich mich darüber geärgert, meine Mutter mit jemandem teilen zu müssen, nachdem sie so lange unterwegs gewesen war, aber heute war ich froh darüber, dass ihre Aufmerksamkeit nicht allein auf mich gerichtet war. Selbst Flynn, der unter dem Tisch hockte und bettelte, war eine willkommene Ablenkung.
    Abendessen mit meiner Mutter im Offiziersklub ist eine nervenaufreibende Angelegenheit. Sobald
wir uns hinsetzen, kommen irgendwelche steinalten Offiziere angehumpelt, um die Generalin für dieses oder jenes zu beglückwünschen oder um Erlaubnis für dies oder das zu bitten oder um ihr in irgendeiner Angelegenheit einen guten Rat zu geben. Heute war es nicht anders. Im Gegenteil, es war noch schlimmer, weil meine Mutter das erste Mal seit geraumer Zeit wieder hier war.
    Zwischen den unzähligen Unterbrechungen stellte sie Fragen über die Catorcena, die Hausaufgaben, Poppy und die Hunde. Ich antwortete und bemühte mich redlich, meine Stimme in eine möglichst normale Form zu pressen, doch es war eine Herkulesarbeit. Das Glück war mir aber auch weiterhin hold, denn meine Mutter blieb irgendwie abwesend, und jetzt, da ich den Grund dafür kannte, ergaben auch die »winzigen Schlückchen« und die ausgedehnte Audienz beim Warlord einen Sinn. Etliches andere allerdings blieb mir rätselhaft.
    Wie konnte sie nur? Wie konnte meine Mutter den letzten Waldläufer an den Galgen bringen? Boy Hansgen – er war ihr Freund gewesen – er war nicht weniger ein Held als die Generalin selbst. Er hatte sich nie ergeben, niemals aufgegeben. Wenn seine Gefangennahme ein Geheimnis war, warum ließ meine Mutter ihn nicht einfach frei?
    Wenn ich eine bessere Waldläuferin gewesen wäre, eine wie Nini Mo, hätte ich ihr die Informationen entlocken können, ohne dass sie den Haken, an dem sie zappelte, überhaupt bemerkt hätte. Ich hätte die Situation aus den Soßenresten auf ihrem Teller lesen können oder meinen

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