Flora Segundas magische Missgeschicke
zwischen unseren Ländern.
Später, als sich das Kriegsglück gegen uns wandte,
konspirierte Lord Axacaya mit den Huitzil. Er wollte ihnen die Stadt in die Hände spielen, falls sein Leben verschont würde. Wenn meine Mutter diesen Verrat nicht rechtzeitig entlarvt hätte, hätten wir den Krieg vermutlich gänzlich verloren. Stattdessen gelang es ihr, das Huitzil-Imperium zu einem Friedensvertrag zu zwingen, und obwohl die Bedingungen ihnen mehr zugutekamen als uns, sind wir immer noch ein freies Land, dank meiner Mutter. Ich glaube, sie hätte Lord Axacaya hinrichten lassen, wenn sie es gekonnt hätte, aber er steht unter dem Schutz der Huitzil und ist daher unantastbar.
»Es muss ziemlich wichtig sein«, sagte ich, in der Hoffnung, ihm weitere Details aus der Nase zu ziehen. Und, dachte ich , es hat etwas mit Boy Hansgen zu tun.
»Dieser bösartige Verräter«, zischte Leutnant Sabre. »Die Generalin hätte ihm die Lungen herausreißen sollen, als sie die Möglichkeit dazu hatte. Jetzt herrscht er über uns alle.«
»Wenn Lord Axacaya etwas will, warum muss er dann Mama darum bitten? Warum nimmt er es sich nicht einfach? Mama hat ihm nichts zu befehlen.«
»So einfach ist es nicht. Im Rahmen des Friedensvertrages steht Califa eine gewisse Eigenständigkeit zu und das Recht, unsere inneren Angelegenheiten ohne Einmischung von außen zu regeln …« Leutnant Sabre verstummte und betrachtete mich misstrauisch. »Was lässt dich glauben, dass Lord Axacaya etwas von der Generalin will?«
Schweinebacke und Schandluder! Ich spürte, wie meine Gesichtszüge einfroren. Ich versuchte ein unschuldiges
Lächeln auf meinen Mund zu drapieren. »Warum sonst sollte er herkommen und Mama höchstpersönlich um etwas bitten? Ich meine, er hätte doch einfach einen Boten schicken können, wenn es nicht wichtig wäre.«
Leutnant Sabre kaufte mir meine Unwissenheit nicht ab. Er schaute mich so starr an, dass mein Gesicht heiß wurde und meine Lippen anfingen zu beben. Waldläufer zittern nicht und sie lassen es sich auch nicht anmerken, wenn man ihnen auf die Schliche gekommen ist. »Ich glaube, ich gehe mal mit Flynnie raus …«, sagte ich hastig, bevor ich vollends die Fassung verlor.
»Aha, das Türfenster«, sagte Leutnant Sabre plötzlich und zeigte ein leichtes Lächeln. »Es war mir selbst schon manchmal recht nützlich.«
»Türfenster? Was für ein Türfenster?«
Er schaute mich anerkennend an. »Du weißt, Flora, dass dies eine Staatsangelegenheit ist und äußerstes Stillschweigen bewahrt werden muss.«
»Sie werden es Mama doch nicht verraten, oder?«, fragte ich bittend.
»Nicht, wenn du bei der Göttin Califa schwörst, dass du kein Sterbenswörtchen sagst.«
Ich schaute mich um, um sicherzugehen, dass sich niemand in Hörweite befand. Dann flüsterte ich: »Ayah, ich schwöre es. Aber ich verstehe es nicht – die Marine jagt den Schönen Jack seit Jahren von einem Ende der Küste zum anderen. Warum hält Mama seine Gefangennahme geheim?«
»Pst!«
Ein Teller mit Schokoladenkuchen tauchte vor
mir auf. Dann glitt der Kellner hinter Leutnant Sabre und platzierte einen weiteren Teller vor ihm auf dem Tisch, dann einen vor dem verwaisten Platz meiner Mutter. Ein zweiter Kellner bot Kaffee an, den ich dankend annahm, Leutnant Sabre aber für sich und meine Mutter ablehnte (worüber sie nicht erfreut sein würde).
Sobald die Kellner wieder fort waren, sagte Leutnant Sabre leise: »Als man uns den Frieden aufzwang, was haben die Brummer da als Erstes verlangt? Dass wir das Waldläufer-Bataillon auflösen. Die Brummer hatten Angst vor der Macht und dem Einfluss der Waldläufer und sie hatten Angst vor ihrer Magie. Als Nini Mos rechte Hand war Boy Hansgen äußerst beliebt. Wenn bekannt würde, dass der Schöne Jack gefangen genommen wurde und dass er und Boy Hansgen ein und dieselbe Person sind – stell dir den Aufruhr vor! Er würde als Held gefeiert werden und würde den Gegnern des Huitzil-Imperiums einen Vorwand liefern, sich gegen die Fremdherrschaft aufzulehnen. Seiner Hinrichtung würde ein öffentlicher Aufschrei folgen – vielleicht sogar Unruhen. Es ist die Aufgabe der Generalin, den Frieden zu bewahren, so widerlich dieser Frieden manchmal auch sein mag. Außerdem – egal, wer oder was Boy Hansgen einmal gewesen sein mag, der Schöne Jack ist nichts weiter als ein gewöhnlicher Verbrecher.«
»Aber warum will Lord Axacaya ihn haben?«, fragte ich. »Will er ihn nicht auch tot sehen, so wie
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