Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
Mama?«
    »Ayah, aber die Generalin will ihn nach den Regeln der Armee hinrichten lassen, kurz und schmerzlos.
Lord Axacaya würde ihn nach den Gesetzen der Huitzil behandeln, und das wäre etwas völlig anderes. «
    »Wieso?«
    Leutnant Sabre zögerte. »Es wäre … unappetitlicher. Außerdem weiß Lord Axacaya nicht, dass der Schöne Jack in Wahrheit Boy Hansgen ist, und die Generalin hält es für das Beste, dass das auch so bleibt.«
    »Haben Sie ihn jemals gesehen?«, fragte ich. »Lord Axacaya, meine ich.«
    »Ayah.«
    »Hat er wirklich ein Auge auf seiner Zunge?«
    Leutnant Sabre schaute mich entgeistert an. »Du liebe Güte, wer hat dir denn das erzählt?«
    »Es stand in der Califa Police Gazette.«
    »Du solltest deine Lesegewohnheiten überdenken. Die Gazette ist kaum die geeignete Lektüre für eine junge Dame aus gutem Hause …«
    »Hat er?«
    »Nein«, sagte Leutnant Sabre, »aber seine Augen sind so schwarz wie der Höllenschlund.«
    »Viele Menschen haben schwarze Augen.«
    »Nicht solche. Ich meine, seine Augen sind völlig schwarz, auch das Weiße ist schwarz. Er ist so lange in der Dunkelheit gewandert, dass die Schwärze seinen Körper durchdrungen hat und nun auch die Fenster zu seiner Seele verhüllt und damit seine innere Unreinheit reflektiert.«
    Ich hatte noch nie von einem Magier gehört, dessen Augen schwarz geworden waren, aber schließlich ist Lord Axacaya der Sohn der Schmetterlingsgöttin
und bewandert in den dunklen und blutigen Künsten.
    Es ging mir plötzlich auf, dass Leutnant Sabre zwar überraschend gesprächig war, ich aber die weitaus wertvollere Gelegenheit verpasste, das Gespräch zwischen meiner Mutter und Lord Axacaya zu belauschen. Vielleicht gelang es mir sogar, einen Blick auf den unheimlichen Magier mit den schwarzen Augen zu erhaschen.
    »Bitte entschuldigen Sie mich, ich muss auf die Toilette – ich bin gleich wieder da.« Bevor Leutnant Sabre den Mund aufmachen konnte, war ich schon weg.
    Im Foyer stand der Hauptmann, der für die Verteilung der Tische zuständig war, hinter seinem Pult und blätterte nervös durch das Reservierungsbuch. Die Wachen, die normalerweise vor dem Klub standen, befanden sich in der Eingangshalle und hielten die Waffen quer vor sich in beiden Armen, was nur zwei Positionen vom Anlegen entfernt ist, dessen nächste Folge seinerseits das Abdrücken ist.
    Vorher waren die Schiebetüren zum Salon geöffnet gewesen, obwohl sich niemand im Salon aufgehalten hatte. Jetzt waren die Türen geschlossen und zwei Gestalten standen wie Wachtposten davor. Sie waren dicht verschleiert, so formlos wie die Dunkelheit selbst. Dabei waren ihre Gewänder von einem strahlenden, saftigen Grün, eingefasst von bunten Federn. Unsere Wachen starrten die Gestalten an und die Gestalten – nun, aufgrund der Verschleierung konnte man nicht sicher sein, wohin sie schauten.
    »Wie geht es Ihnen, Madama Fyrdraaca Segunda?«,
fragte der Hauptmann nervös. »Ist alles für Ihre Catorcena bereit? Wir sind es jedenfalls.« Seine Augen wanderten ständig zwischen mir und den verschleierten Gestalten hin und her.
    Normalerweise hält man die Catorcena-Feierlichkeiten natürlich zu Hause ab, aber in unserem Fall kam das gar nicht infrage. Also würde meine Party hier im Offiziersklub stattfinden. Seit meinem sechsten Geburtstag, als Poppy auf das Dach der Gartenhütte geklettert war und gebrüllt hatte, die Göttin solle ihn mit einem Blitz erschlagen, fanden all meine Feste im Offiziersklub statt.
    »Ich bin bereit«, sagte ich mit einer fröhlichen, harmlosen, unschuldig klingenden Kinderstimme.
    Eine der Gestalten wirbelte in meine Richtung und irgendwie, ich weiß auch nicht wie, wusste ich, dass sie mich anschaute. Plötzlich fühlte ich mich gar nicht mehr fröhlich; ich merkte, wie jemand in meinem Kopf herumkramte, meine Gedanken durchwühlte, meine Zähne betrachtete, meine Muskeln betastete und mit Krallenfingern mein Gehirn knetete. Es war ein schreckliches, kitzelndes Gefühl und verursachte Krämpfe in meinen Innereien. Ich schüttelte den Kopf, aber das Gefühl wollte nicht weichen.
    Ich sah jetzt, dass der Schleier über dem Kopf der Gestalt nicht aus dichtem Stoff bestand, sondern durchsichtig genug war, um mich zu erkennen. Die Gestalt hob eine lange und elegante Hand, an deren Gelenk Ketten und Armreifen aus Jade und Gold hingen, und lüftete den Schleier.
    Zwei große Adleraugen starrten mich an, weit aufgerissen und bewegungslos, so golden wie

Weitere Kostenlose Bücher