Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
Kätzchens.
    »Ich muss mich erst daran gewöhnen.«
    Er zügelte Maus, sodass wir Seite an Seite ritten, und die Pferde wandten die Köpfe, um einander zu
beschnuppern. »Ich weiß. Ich fühle mich auch seltsam, als ob meine Haut zu eng für meinen Körper wäre. Wie steht mir der Schnurrbart?« Er zupfte an einer der geölten Spitzen, die mindestens fünf Zentimeter auf jeder Seite über die Mundwinkel dieses Fremden hinausragten.
    »Ich weiß nicht, wie dir ein Schnurrbart stehen würde, aber dieses Gesicht sieht gut aus damit. Ich wünschte, ich würde auch so herrlich anders aussehen«, sagte ich mit einem bitteren Unterton.
    Ich war nicht hinter einem Maskentäuschungszauber verborgen, sondern hinter zehn Pfund Make-up, das Udo mir mit einem Spatel aufs Gesicht geschmiert hatte. Der zweite Täuschungszauber war nämlich gründlich in die Hose gegangen.
    Magie ist schwer, das weiß ich, und es braucht viele Stunden Übung, um die Sache richtig zu machen. Ich dachte, ich hätte etwas Leichtes erwischt, einen Spruch, den man gar nicht vermasseln kann, aber womöglich hatte ich bei Udo einfach Glück gehabt. Dabei war es wohl der ungünstigste Moment, um zu versagen. Der Zauber war kurz aufgeflackert und dann in sich zusammengefallen, und alle Anrufungen und Beschwörungen und das hysterische Flehen hatten nicht dazu führen können, die Magische Strömung wieder zu entzünden. Ich hatte es auch mit anderen Täuschungszaubern versucht – dem Verschleierungszauber, dem Blendzauber –, aber sie sorgten nur dafür, dass mir der Kopf fast explodiert wäre und sich mir der Magen umdrehte, was dazu führte, dass ich mein Essen wieder von mir gab. Dank dieser Ereignisse war ich also nicht nur ängstlich, sondern ich fühlte
mich auch schwindelig und schwach. Mir war nicht klar gewesen, dass die Magie so eng mit der Magensäure zusammenhing.
    »Ich schwöre, ich würde dich in hundert Jahren nicht erkennen, Flora. Nicht einmal Buck würde dich erkennen. Es wird gut gehen«, besänftigte mich Udo. »Es wird schon gut gehen.«
    »Ich hoffe, du behältst recht, Udo. Pass mit deinem Pferd auf, es zerquetscht mir das Bein. Du weißt noch, was wir abgemacht haben? Du wirst nicht wieder hochgehen wie eine Pulverladung, wie das letzte Mal? Nicht wahr?«
    Udo rückte mit Maus etwas ab.
    »Ich weiß noch genau, was abgemacht ist, Flora. Mach dir keine Sorgen. Aber denk dran, ich übernehme das Reden. Es würde komisch aussehen, wenn du dich einmischst, wo ich doch einen viel höheren Rang bekleide.«
    Der Plan war eigentlich gewesen, dass ich die Anführerin spielen und Udo der Gefolgsmann sein würde. Aber jetzt hatte er ein erfahrenes, befehlsgewohntes Gesicht, während ich nicht alt genug aussah, um Offizier zu sein, nicht einmal ein Leutnant. Es gab keine Möglichkeit, Udo die Zügel aus der Hand zu nehmen, und mein Inneres erbebte angesichts dieser Vorstellung.
    »Ich werde still sein, solange du keinen Blödsinn redest, Udo. Rück nicht vom Plan ab, keinen Millimeter. Ich warne dich.«
    »Keine Angst – oh, und übrigens: für Sie Captain Gaisford, Korporal. Ich denke, wir sollten uns langsam an unsere Rollen gewöhnen. Das ist das Geheimnis
der Schauspielerei. Man muss in seine Rolle hineinschlüpfen und darf sie keinen Moment mehr verlassen.«
    »Udo …«
    »Captain Gaisford, Korporal, und vergessen Sie es ja nicht wieder oder ich werde Sie wegen Insubordination vors Kriegsgericht bringen. Reiten Sie weiter, wir vergeuden nur unsere Zeit.« Er spornte Maus zu einem Trab an. Manchmal kann man bei Udo nur dann gewinnen, wenn man ihn ignoriert, also trieb ich Bonzo an und schloss zu Maus auf.
    Nach einer Weile drang der Geruch nach Holzfeuer durch den Nebel, und dann erhob sich plötzlich der Schatten eines massiven Gebäudes aus der Dunkelheit: der Bella Union Saloon , die heruntergekommenste Spelunke, die man sich vorstellen kann. Der Bella Union Saloon steht direkt auf der Stadtgrenze von Califa, wo die Sandy Road nach Süden in Richtung der Zoobatterie abbiegt, in der Nähe des Hintereingangs zum Präsidium. Diese günstige Lage führt dazu, dass der Saloon immer voll von betrunkenen Soldaten ist, die gerade dienstfrei haben. Mama hat ihn zwar zum Sperrgebiet erklärt und schon zwei Mal Patrouillen geschickt, um ihn niederzubrennen. Zwei Mal wurde er aber wieder neu aufgebaut, ein Schandfleck in der Landschaft, dem nicht einmal Feuer etwas anhaben kann. Regelmäßig berichtet die Gazette über erschütternde

Weitere Kostenlose Bücher