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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Vorkommnisse im Bella Union Saloon : abgebissene Ohren, blutige Prügeleien und Volltrunkene, die geteert und gefedert werden.
    Ein Planwagen stand vor dem Saloon und auf der
Seite stand in leuchtenden Buchstaben Die Leichte Kavallerie. Roadies trugen Musikinstrumente ins Haus, während ein großer Mann dabeistand und rauchend das Ausladen überwachte. Auf seinem Rücken hing eine Drehleier. Der Leiermann sah aus, als wäre er gerade aus dem Grab gestiegen. Sein grünlich schwarzes Haar hing strähnig unter einem modrigen Dreispitz hervor und er trug ausgeleierte rosafarbene Kniebundhosen. Als ich vorbeiritt, schaute er auf, das graue Gesicht in Zigarettenrauch gehüllt. Er grinste mich mit seinen Goldzähnen an und tippte zum Gruß an seine vordere Hutspitze.
    Wir ließen den Bella Union Saloon hinter uns. Dunkelheit folgte dem langsam voranschreitenden Nebel. Meine Füße waren zu Eisblöcken gefroren und meine Hände konnten kaum noch die Zügel halten. Ich war mir nicht sicher, ob ich wegen des Wetters so zittrig war oder wegen der versuchten Täuschungszauber. Wie auch immer, ich fühlte mich schwach und müde.
    Irgendwo über dem Nebel hatte sich wohl der Mond erhoben, denn in der Luft lag ein leichtes schimmerndes Licht. Ich zog meinen Mantelkragen hoch. Der Wollstoff scheuerte mir zwar den Nacken auf, aber von meiner Hutkrempe tropfte es feucht, und ich war lieber wund als nass. Alles kommt einem nur noch kälter vor, wenn man einen nassen Hals hat.
    »He, Korporal …« Der Schemen, der Udo war, machte eine unbestimmte Geste und ich drehte mich um und folgte mit dem Blick der Richtung, in die sein ausgestreckter Arm wies. Nur Nebel, dick und
feucht, aber dann, plötzlich, war da ein helles blaues Pulsieren aus Licht, wie ein winziges Stück Himmel, das durch das Grau schimmerte.
    Wir zügelten die Pferde und schauten zu, wie das Licht erneut aufflackerte. Die Pferde scheuten, als ob sie etwas hörten, was wir nicht wahrnehmen konnten, und dann, weit entfernt, hörten wir doch etwas – ein dumpfes Grollen, das mehr ein Beben war als ein Geräusch. Die Pferde scheuten erneut und drückten sich eng aneinander. Ich trat mit dem Fuß seitlich aus, damit Maus mein Bein nicht zerquetschte.
    »Kanonenfeuer?«, überlegte ich.
    »Ihre Unwissenheit ist bestürzend, Korporal Ashbury, aber was kann man von einem einfachen Hopser auch schon erwarten?«, erwiderte Udo. Hopser ist der Spitzname für die Reiter der Kavallerie, obwohl das Abzeichen auf meinem Hut deutlich signalisierte, dass ich ein Plattfuß war oder besser gesagt ein Infanterist. Ich wollte ihm schon widersprechen, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen. »Kanonenfeuer leuchtet nicht blau. Außerdem kommt es von Norden und im Norden stehen keine Geschütze.«
    »Kanonenfeuer kann sehr wohl blau leuchten, wenn …«
    Udo schaute verärgert. »Ihre Aufsässigkeit ist grotesk. Ich weiß nicht, wohin es mit der Armee noch führen soll, wenn sich Anmaßung breitmacht und den Vorgesetzten kein Respekt mehr entgegengebracht wird. In meiner Jugend hätte ein einfacher Korporal niemals gewagt, einem höhergestellten Offizier zu widersprechen.«
    Beinahe hätte ich Udo eine kurze und knappe –
und höchst boshafte – Antwort gegeben. Aber ich biss mir auf die Zunge, weil an dem, was er gesagt hatte, etwas dran war: Es war tatsächlich hilfreich, sich entsprechend seiner Verkleidung zu benehmen. Hat Nini Mo nicht einmal selbst gesagt, dass die beste Art, einen Viehdieb zu verkörpern, die ist, ein Viehdieb zu sein?
    »Ich bitte untertänigst um Vergebung, Captain Gaisford, Sir. Ich wollte Ihnen nicht widersprechen. Bitte klären Sie mich auf. Wenn keine Geschütze im Norden stehen, was befindet sich dann dort, das dieses einzigartige Licht erzeugen könnte?«, erkundigte ich mich.
    »Jetzt übertreiben Sie aber, Korporal. Nicht so viel Süßholzgeraspel, wenn ich bitten darf. Die Antwort lautet: Bilskinir House.«
    Bilskinir, tatsächlich. Noch ein blaues Pulsieren flackerte auf und diesmal bebte tatsächlich die Erde unter den Hufen unserer Pferde. Ein Schauer kroch mir über den Nacken.
    »Vermutlich hatten die Zeitungen doch recht«, fuhr Udo fort. »Vielleicht ist Paimon tatsächlich wach. Was, glauben Sie, stellt er da drinnen im Haus an?«
    »Essen kochen, vermute ich. Solange ich nicht auf seiner Speisekarte stehe, wünsche ich ihm guten Appetit. Komm weiter.«
    »Ich gebe hier die Befehle, Korporal Ashbury«, sagte Udo scharf. »Weiterreiten.«
    Und so

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