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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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ritten wir weiter und ließen die Funken aus blauem Licht hinter uns. Die Kälte kroch uns in die Knochen und mein Hintern wurde taub – wir waren
doch gewiss bald da, oder? Eine halbe Ewigkeit später – aber vermutlich war es nur eine Viertelstunde – erhob sich die Zoobatterie so unvermittelt aus dem Nebel, dass ich beinahe gegen Udos Pferd geprallt wäre. Die hölzernen Tore überragten uns. Sie waren mindestens sechs Meter hoch und breit genug, dass vier Reiter nebeneinander hindurchreiten konnten. Die Zoobatterie ist zur Verteidigung des südlichen Strandendes da und beherbergt fünfundsechzig Kanonen. Die roten Backsteinwände sind wuchtig und massiv. Die Tore sind so bemalt worden, dass sie wie Zähne aussehen und den Anschein eines grinsenden, hungrigen Mauls vermitteln.
    Udo stieg ab, trat vor und schlug schwer gegen die geschlossenen Tore. Seine Schläge erzeugten nicht mehr als ein leises Pochen, kaum lauter als die nur schwach vernehmliche Brandung, aber er hatte kaum die Faust gehoben, um ein drittes Mal zu klopfen, da öffnete sich ein kleines Guckloch in der unteren Zahnreihe und ein Auge spähte hinaus.
    »Wer da?«, fragte das Auge.
    »Ein Freund, der die Parole kennt.« Udos Stimme klang so gelassen wie ein Glas Milch.
    »Wie lautet die Parole, Freund?«
    Das war es. Ab jetzt gab es kein Zurück mehr. Während meine Mutter sich gestern Nacht um Poppy gekümmert hatte, hatte ich mich in den Salon geschlichen und ihr Berichtsheft nach Passwörtern durchsucht. Ich hoffte, dass die Liste, die ich abgeschrieben hatte, nicht bereits aktualisiert worden war. Ich hoffte, dass man die Parolen noch nicht geändert hatte.

    »Desavouieren«, sagte Udo gelangweilt.
    Das Guckloch wurde geschlossen.
    Udo schob sich den Hut auf den Hinterkopf und kratzte sich an der Nase. Er steckte die Zügel unter den rechten Arm, damit er die Säbeltasche zurechtrücken konnte. Er kraulte Maus hinterm Ohr. Die Sekunden tickten vorbei. Ich dachte, ich müsste schreien. Es dauerte viel zu lang; der Wachtposten hätte die Parole sofort erkennen und umgehend das Tor öffnen müssen. Man hatte das Passwort geändert. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie sich hinter der geschlossenen Zahnpforte die Wachen versammelten und die Gewehre anlegten, um sofort loszustürmen und die Eindringlinge – sprich uns – in Stücke zu schießen.
    »Ich werde mich bei Colonel Yangze beschweren«, sagte Udo zu mir. »Es ist ein Skandal, dass man uns hier in der Kälte warten lässt.« Gerade, als er noch einmal gegen die Tür hämmern wollte, und noch bevor ich vorschlagen konnte, dass wir abhauen sollten, tat sich ein Spalt in einem der Zähne auf. Der Spalt wurde breiter, dehnte sich aus und wurde zu einer Tür, die sich öffnete.

Kapitel 23
Drinnen. Befehle. Offiziersstöckchen.
    N ini Mo sagt, dass Gefahr vorsichtig macht, dass jedoch Panik ein Gift ist, das dich umbringen wird. Von der einen gab es jede Menge und ich hatte nicht die Absicht, der anderen nachzugeben. Trotzdem hämmerte mein Herz so laut in meiner Brust, dass ich dachte, es müsste jeden Moment herausspringen, was vermutlich gar nicht so schlimm gewesen wäre, weil es mir dann erspart bleiben würde, erschossen zu werden.
    »Das wird ja auch Zeit«, sagte Udo. »Es ist wirklich unerhört! Wie können Sie es wagen, uns warten zu lassen. Dafür werde ich Sie melden.«
    Ein Gesicht schob sich durch den Türspalt, sommersprossig und beschämt.
    »Es tut mir so leid, so leid, so leid. Wir hatten den Schlüssel verlegt, und dann war auch noch Danbury eingeschlafen, und er ist der Einzige, der die Kette hochziehen kann, mit der man die Tür öffnet. Er war ein Faustkämpfer, bevor er in die Armee eintrat, und er ist mächtig stark und … Ach, ich bitte vielmals um
Entschuldigung. Bitte treten Sie näher und geben Sie sich zu erkennen.«
    »Dieser Posten ist eine Schande.« Udo schob die Brust vor, als ob er tatsächlich ein steifer Stabsoffizier wäre. Er stieg ab.
    »Leutnant«, sagte Udo, »ich habe dringende Geschäfte und keine Zeit zu verlieren. Kommen Sie, Korporal Ashbury, kommen Sie. Sie trödeln schon wieder.«
    Die letzte Bemerkung warf er über die Schulter in meine Richtung.
    Es ist richtig, dass Nini Mo sagt, man solle so handeln, als ob man das Recht dazu hätte – das ist einer der wichtigsten Tricks bei einer Verkleidung –, aber es kam mir so vor, als ob Udo ein bisschen übertrieb. Nichtsdestotrotz stieg auch ich ab, band Bonzo und Maus an und marschierte

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