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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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niemand bestimmtem. »Es ist eine Schande, dass eine Angelegenheit von solcher Wichtigkeit derart nachlässig behandelt wird.«
    Nun, da hatte er zweifellos recht. Man hatte lediglich zwei Wachen bei uns zurückgelassen, und der eine der beiden, der vor dem rot glühenden Ofen saß, sah aus, als würde er gleich einschlafen. Wir hätten keine drei Sekunden gebraucht, um die Wachen zu überwältigen und das Gebäude in unsere Gewalt zu bringen. Vielleicht nicht einmal zwei Sekunden. Die Wachen waren nicht einmal bewaffnet. Ihre Gewehre lehnten im Waffenschrank, der verschlossen war. Natürlich waren die Waffen, die Udo und ich am Leib trugen, nicht geladen; aber das wusste niemand, und eine gezückte Pistole ist – selbst ohne Munition – in den meisten Fällen wirkungsvoll. Aber wir hätten immer noch herausfinden müssen, wo Boy Hansgen
eingesperrt war, und dann noch durch die Ausfallpforte wieder hinausgelangen müssen. Es war wohl besser, wenn wir uns an den vereinbarten Plan hielten.
    »Sie da!«, bellte Udo in Richtung des Wachmanns, der neben dem Ofen döste. Er durchmaß den Raum mit langen Schritten, packte den Mann am Kragen und schüttelte ihn. »Schlafen Sie etwa im Dienst? Ich werde Sie vor ein Erschießungskommando bringen!«
    »Ich bitte um Vergebung, Sir. Ich bitte um Vergebung! « Die Wache schüttelte Udos Hand ab und stand stramm. Udo stieß dem Mann seinen Offiziersstock in die Brust. Ich hatte vergeblich versucht, ihm diesen Stock auszureden – es gab kaum einen Offizier, der noch so ein Ding bei sich trug, seit die Generalin verboten hatte, Soldaten willkürlich zu verprügeln. Aber Udo hatte darauf bestanden. Er meinte, es mache seine Rolle glaubwürdiger.
    »Ihre Krawatte ist nicht anständig gebunden und die Knöpfe an Ihrem Hemd stehen offen. Ich werde dem Warlord einen ausführlichen Bericht zukommen lassen! Sie stehen unter Arrest. Melden Sie sich umgehend …« Udo hob den Stock, als ob er damit zuschlagen wollte.
    »Captain Gaisford, Sir!«, rief ich hastig, ehe Udo den armen Kerl zusammenschlagen konnte, wofür zunächst er festgenommen werden würde und dann ich. Das Ende vom Lied wäre, dass Boy Hansgen am Galgen baumeln würde. Das wär’s dann mit unserem Plan. »Sollten wir nicht besser nachsehen, wo Leutnant Samson bleibt?«
    Die Ablenkung funktionierte. Udo drehte sich zu
mir um und der Wachmann schob sich außerhalb Udos Reichweite, so weit wie es nur ging. Dann stand er stramm, als wartete er auf eine Inspektion.
    »Ich werde mich selbst darum kümmern!« Udo marschierte auf die Tür zum Büro zu, die sich glücklicherweise öffnete, bevor er sie eintrat.
    Leutnant Samson bat ihn herein. »Captain Honeychurch erwartet Sie, Sir.«
    »Ich verneige mich vor ihrem gesunden Menschenverstand«, sagte Udo und dann, als ich ihm folgen wollte: »Sie warten hier auf mich, Korporal Ashbury.«
    Nicht in diesem Leben, dachte ich und wollte weiter hinter ihm hergehen. Udo stieß mich mit dem Offiziersstock zurück und ich warf ihm einen Blick zu, der Glas hätte durchschneiden können, bei Udo aber leider keinerlei Wirkung zeigte.
    »Ich habe Ihnen befohlen zu warten, Korporal Ashbury. Ich werde Sie vor das Militärgericht stellen, wenn Sie nicht gehorchen.«
    Ich hatte keine andere Wahl, als zurückzubleiben und voller Verzweiflung die Tür anzustarren, die sich hinter Leutnant Samson schloss. Udo allein! Wir waren verloren, verloren, verloren. Was konnte ich tun? Nichts, außer zu hoffen, dass Udo sein Bestes geben würde. Unglücklicherweise gelang es mir einfach nicht, mir Udo in Bestform vorzustellen – eher das Gegenteil davon. Meine Zehen fühlten sich so kalt an wie gefrorene Trauben.
    Ich setzte mich auf die Bank und die andere Wache, eine kleine Frau mit grauen Strähnen im Haar, brachte mir Kaffee. »Die großspurigen Herren, die können einem schon zusetzen. Hier, das wird dich
aufmuntern. Mein Name ist übrigens Hendricks, und das da drüben ist Jam.«
    »Danke«, sagte ich.
    Der Kaffee war heiß und so süß wie Sirup. Er schmeckte himmlisch. Aber das Koffein überschwemmte mein ohnehin von Panikattacken heimgesuchtes Gemüt mit schrecklichen Fantasiegebilden. Meine Augen hefteten sich auf die Tür und meine Gedanken waren von entsetzlichen Möglichkeiten erfüllt. Udo, der Captain Honeychurch mit dem Offiziersstock bedrohte, damit stieß oder schubste oder – noch schlimmer – sogar zuschlug. Udo lässt sich leicht hinreißen, man denke nur an Gunn-Britts gebrochene

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