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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Nase. Udo weiß einfach nicht, wann er aufhören muss. Ich hätte in Bezug auf diesen verdammten Stock nicht nachgeben dürfen. Vielleicht sollte ich hineingehen, mit irgendeiner Ausrede …
    »Eine scheußliche Nacht für einen langen Ritt. Und eine scheußliche Nacht für eine Hinrichtung«, sagte Hendricks. »Es ist schon schlimm genug, wenn man am Strick endet, aber was gibt es Schlimmeres, als in einer solch kalten, nassen Nacht am Galgen zu baumeln?«
    »Ich kann mir schlimmere Arten zu sterben vorstellen«, sagte Jam. »Es gibt immer schlimmere Arten zu sterben.«
    »Bist du bei den ›Dandys‹?«, fragte mich Hendricks.
    Mamas Regiment sind die »Enthusiasten« und daher war es mir ein Rätsel, warum sie ein Regimentsabzeichen der »Dandys« in ihrer Insignientruhe aufbewahrte. Aber für meine Zwecke war es ein Glück. Das Dandy-Regiment stand derzeit an der Trinity-Linie,
also lief ich nicht Gefahr, anderen Dandys zu begegnen.
    »Ayah«, sagte ich. Die Tür blieb verschlossen. Udo, ach Udo, benimm dich nicht wie ein Gockel oder ein Narr oder ein Trottel. Oh bitte, Udo, bitte.
    »Ich dachte, die Dandys wären im Norden«, fuhr Hendricks fort.
    »Ayah, ich wurde abkommandiert. Genesungsurlaub, aber jetzt geht es mir wieder besser und ich hätte mich eigentlich umgehend bei meinem Regiment melden sollen. Aber dann bekam ich diesen Auftrag …« Jetzt konnte ich Udos Stimme hören, aber nicht, was er sagte. Jede Sekunde konnte sich diese Tür öffnen und einen zornigen Captain hindurchlassen, und dann wären wir alle geliefert.
    Jam sagte: »Du tust mir leid. Dieser Offizier ist eine echte Plage. Der bräuchte mal eine Tracht Prügel. Ich wüsste schon, wo ich ihm diesen Offiziersstock hinstecken würde …«
    Die Tür öffnete sich und heraus kamen Udo, der Leutnant und hinter ihnen ein anderer Offizier, eine Frau, gekleidet in Scharlachrot – eine Schlitzerin! Der Kaffee in meinem Magen fing an zu brennen. Ausgerechnet einem weiblichen Schlitzer musste Udo mit seiner hochtrabenden Art kommen! Nur ein einziges Regiment in der gesamten Armee darf eine blutrote Uniform statt der üblichen schwarz-goldenen tragen: das Alacrán-Regiment. Man nennt sie Schlitzer, weil sie üblicherweise über ihre getöteten Feinde Buch führen und ihnen dazu den Skalp vom Schädel schneiden. Es ist das älteste und am meisten ausgezeichnete Regiment der Armee, aber seine Offiziere
stehen in dem Ruf, arrogant und rücksichtslos zu sein – im Umgang mit Freund und Feind.
    Poppy ist ein Schlitzer, und das ist zweifellos ein Teil seines Problems.
    Mit einem Schlitzer legt man sich normalerweise nicht an, aber Udo war nicht von seiner großspurigen Haltung abgewichen. Im Gegenteil: Es kam mir so vor, als hätte er noch ein wenig draufgelegt.
    »Nun, es freut mich, dass Sie Ihre Pflicht so genau kennen«, sagte er zu Captain Honeychurch, »und dass Sie nicht zögern, dementsprechend zu handeln. «
    Wo das linke Auge der Schlitzerin hätte sein sollen, gähnte eine geschwärzte Höhle. Jede Wange war mit Narben übersät – den Zickzackschnitten, die jeder Schlitzer erhält, wenn er den Regimentseid schwört. Sie sollen ein Symbol für Tapferkeit sein und beweisen, dass man selbst dann nicht zurückweicht, wenn einem jemand das Gesicht mit einem Säbel zerschneidet. In meinen Augen sind sie nur ein Symbol für Dummheit.
    »Ich befolge die Befehle des Warlords«, gab die Schlitzerin zurück.
    »So wie wir alle, wiewohl einige mit mehr Eilfertigkeit als andere. Captain Honeychurch, ich möchte Sie darüber informieren, dass ich über den Zustand Ihrer Wachleute Bericht erstatten werde, und zwar dem Warlord …«
    Captain Honeychurch fiel ihm ins Wort. »Leutnant Samson, nehmen Sie die Wachen und holen Sie den Gefangenen.«
    Die Erleichterung, die mich durchströmte, war so
mächtig, dass ich einen Moment lang befürchtete, wie ein leerer Sack zu Boden zu sinken. Udo hatte uns nicht an den Galgen gebracht; wir hatten es beinahe geschafft, wir würden durchkommen, Dank sei der Göttin, jetzt und immerdar.
    »Stillgestanden, Korporal Ashbury!«, befahl Udo und ich stand stramm.
    Leutnant Samson nickte den beiden Wachleuten zu und schloss dann den Waffenschrank auf, damit sie ihre Gewehre holen konnten. Hendricks nahm eine Laterne und zündete sie an. Ich folgte ihnen hinaus aus dem warmen Zimmer in die eiskalte Nacht. Wieder durch den Bogengang, durch die Ausfallpforte und dann in einen kleinen, feuchten Raum dahinter, in dem nichts stand

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