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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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außer ein paar offenen Fässern und leeren Munitionskisten. Dahinter befand sich noch ein kleiner feuchter Raum, der vollständig leer war.
    Mein Herzschlag flatterte so heftig in meiner Kehle, dass ich kaum schlucken konnte.
    »Sie müssen vorsichtig mit ihm sein«, sagte Leutnant Samson zu mir. Ich straffte die Schultern. »Er steht unter einem Zwangszauber, damit er keine Grammatica aussprechen kann. Seine Magie ist also weitgehend eingedämmt, aber er ist trotzdem gefährlich. «
    »Ich werde aufpassen.« Ich fragte mich, wer Boy Hansgen mit einem Zwangszauber belegt hatte. Ein Zwangszauber ist eine Art magisches Verbot, supergefährlich und sehr, sehr schwierig auszuführen. Es kann sich mit Leichtigkeit gegen den Zauberer selbst wenden, der dann selbst gebunden und seiner Kräfte
beraubt wird, gefangen in der Falle, die er selbst gestellt hat. Wer in der Armee verfügte über solche Kräfte und – was noch wichtiger war – welchem Zauberer war es gestattet, seine Kunst so unverblümt anzuwenden?
    »Ich bin überrascht, dass der Warlord keine stärkere Truppe als Eskorte geschickt hat, aber es steht mir wohl nicht zu, seine Befehle infrage zu stellen.«
    »Nein, wirklich nicht«, sagte ich streng. »Wir alle sind die treuen Untertanen des Warlords.«
    Hendricks hielt die Laterne hoch, während Jam sich an einem schweren Eisenring zu schaffen machte, der in den Boden eingelassen war. Er zerrte an dem Ring, hob ihn an und mit ihm eine Falltür, die eine viereckige Öffnung im Boden und darunter den dunklen Schlund eines Kerkers freigab.
    »Zurückbleiben«, befahl Leutnant Samson. »Lassen Sie das Seil hinunter, Soldat Jam.«
    Jam entrollte ein Seil und ließ das eine Ende in das Verlies hinab. Dann beugte er sich vor und rief: »Nehmen Sie das Seil und wir werden Sie hochziehen. «
    Nach ein paar Sekunden ertönte eine undeutliche Antwort.
    »Er sagt, er will nicht«, erklärte Jam.
    Ein weiterer unverständlicher Ruf ertönte von unten.
    »Er sagt, er ist ganz zufrieden da unten. Die feuchte Luft tut seinem Teint gut.«
    Leutnant Samson rang die Hände und sein Gesicht rötete sich. »Oje. Und was jetzt?«
    Hendricks machte einen Vorschlag: »Ich bitte um
Verzeihung, Sir, aber erklären Sie ihm doch, dass wir, wenn er sich nicht hochziehen lässt, den Kerker mit Wasser fluten und die Falltür schließen werden. Ich frage mich, wie das wohl seinem Teint bekommt.«
    Jam beugte sich wieder nach vorn und schrie Hendricks’ Drohung hinunter, wobei er sie mit ein paar deftigen Adverbien und Adjektiven würzte. Nach einer Weile wandte er sich wieder uns zu. »Er sagt, dass er ziemlich lange die Luft anhalten kann. Außerdem würde er lieber ertrinken, als gehängt zu werden.«
    Diesmal beugte sich Hendricks selbst über die Öffnung. »Du hängst noch nicht am Galgen, du Narr – der Warlord will mit dir reden und hat die Hinrichtung aufgeschoben. Nimm endlich das Seil und lass dich hochziehen!«
    Pause, und dann wieder ein Rufen aus dem Verlies. Hendricks sagte zu Leutnant Samson: »Er will sich waschen und ein sauberes Hemd anziehen, bevor er zum Warlord gebracht wird.«
    »Ja, ja, sagen Sie ihm: alles, was er will – nur soll er sich hochziehen lassen«, antwortete Leutnant Samson eilig. »Der Warlord wird nicht erfreut sein, wenn wir seine Zeit verschwenden.«
    Wir mussten alle mithelfen. Zu viert zogen und zerrten wir; Boy Hansgen wog gut und gern eine Tonne. Mit einer Winde wäre es leichter gegangen, aber ich nehme an, dass man so etwas nur selten in einem Kerker braucht. Hat man erst einmal jemanden hineingesperrt, holt man ihn so schnell nicht mehr heraus. (Was mich zu der Frage brachte, warum Boy Hansgen da unten hockte, wo er doch am nächsten Tag gehängt werden sollte. Aber vielleicht war es die
sicherste Zelle der ganzen Festung.) Wir hievten und keuchten und das Seil brannte sich sogar durch die Handschuhe in meine Handflächen, aber schließlich und endlich tauchte eine dunkle Gestalt am Rand des Kerkerlochs auf. Sie war schmutzig – und feucht.

Kapitel 24
Das stille Örtchen. Geständnis. Eine schreckliche Entdeckung.
    V ielen Dank, Sieurs«, sagte Boy Hansgen, als er aus dem Loch gekrochen und aufgestanden war. Er machte eine angedeutete Verbeugung – ihr steht so weit unter mir, dass ich mich einen feuchten Kehricht um euch schere – , wobei die Eisenfesseln an seinen Hand-und Fußgelenken klirrten. »Ich hoffe, dass mein armer ausgehungerter Körper keine zu große Last für Sie war.«
    Boy

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