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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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schillernden Blick, was zur Folge hatte, dass Udo förmlich einfror und kein Wort mehr sagte.
    Aber dafür sprach Boy Hansgen. In seiner Stimme lag leichte Hysterie. »Ich flehe Sie an, Captain Honeychurch, von einem Soldaten zum anderen, lassen Sie nicht zu, dass ich von diesen Monstern zerrissen werde. Vergönnen Sie mir eine Hinrichtung, sodass ich zufrieden inmitten meiner Kameraden sterben kann.«
    »Wir sind keine Kameraden, Sie und ich«, gab Captain Honeychurch zurück. »Wenn es nach mir ginge, würde ich Sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen.« Die Schlitzerin wirkte äußerst angespannt, was ich ihr nicht verdenken konnte. Egal, wie sie sich entschied, es konnte das Ende ihrer Karriere bedeuten. Wenn sie Udo nachgab, musste Lord Axacaya glauben, dass seine Befehle missachtet worden waren, und wenn sie Lord Axacayas Verlangen nachkam, zog sie den Zorn des Warlords auf sich. Aber sie gehörte dem Schlitzer-Regiment an und hatte dem
Warlord Treue geschworen – sie würde doch wohl wissen, wem sie Loyalität schuldete, oder?
    »Aber hat Mitleid denn kein menschliches Gesicht? «, rief Boy Hansgen aus. »Und schauen Sie sie bloß an – da ist keine Menschlichkeit, kein Mitgefühl. Bitte, Captain Honeychurch, wollen Sie nicht …«
    »Captain Honeychurch, Sie haben mir den Gefangenen bereits überstellt und daher befinden Sie sich nicht in der Position, Lord Axacaya irgendwelche Wünsche bezüglich dieses Mannes zu erfüllen.« Udo hatte sich von dem Blick des Quetzal erholt und sein Argument war in der Tat nicht von der Hand zu weisen, selbst wenn es sich auf eine bloße Formalität bezog. »Ich bin jetzt für den Gefangenen verantwortlich, und« – zu dem Quetzal gewandt – »ihr könnt euch sonst wohin scheren!«
    »Der Warlord schuldet den Repräsentanten der Virreina Gehorsam«, sagte der Quetzal.
    »Ha! Lord Axacaya ist wohl kaum der Repräsentant der Virreina in Califa! Was ist mit dem Huitzil-Botschafter? «, triumphierte Udo. »Und wo ist der schriftliche Befehl? Ihr könnt doch wohl nicht erwarten, dass wir einer mündlichen Aufforderung irgendwelche Beachtung schenken …«
    »Ich brauche keine schriftliche Order von Lord Axacaya«, sagte Captain Honeychurch. »Seine Gefolgsleute reichen mir vollkommen.«
    Wir würden verlieren. Ich konnte es riechen. Captain Honeychurch würde Boy Hansgen den Quetzal übergeben und ich konnte ihr nicht einmal einen Vorwurf machen. Was war wohl schlimmer: jetzt die Quetzal oder später der Warlord? Es ist immer besser,
den Ärger so weit wie möglich hinauszuschieben.
    Wenn wir noch gewinnen wollten. Musste. Etwas. Getan. Werden.
    Aber wer sollte es tun?
    Ich schaute zu Boy Hansgen, in der Hoffnung, dass er mir die Arbeit mit einer unglaublich klugen und beeindruckenden Tat abnehmen und uns alle aus dieser Situation befreien würde, aber er tat rein gar nichts. Er stand zwischen den verschreckt dreinschauenden Wachleuten und wirkte noch ängstlicher als sie. Vielleicht war seine Haltung nur eine Täuschung und er würde gleich einen unfassbar raffinierten Fluchtversuch starten …
    Gleich? Jetzt? Sofort?
    Boy Hansgen sah gegenwärtig nicht aus wie jemand, der zu einer klugen und beeindruckenden Tat fähig war. Er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen oder sich die Seele aus dem Leib schreien. Seine Knie zitterten so stark, dass sie praktisch aneinanderstießen, und nur der feste Griff von Hendricks auf der einen und Jam auf der anderen Seite hinderte ihn daran, zu Boden zu sinken. Er hatte gewiss nicht die Kaltschnäuzigkeit der Kojotenkönigin – vermutlich war er daher nur ihre rechte Hand gewesen.
    Vergiss Boy Hansgen. Was würde Nini Mo tun?
    Sie würde nach einem Ausweg suchen. Also suchte ich.
    Die anderen beiden Quetzal – wahrscheinlich Lakaien – standen vor den Toren und versperrten diesen Ausgang. Hinter uns führte die Ausfallpforte zu dem weitläufigen Paradeplatz, der auf allen Seiten
von drei Stockwerken mit Kasematten umgeben war. Aus jeder der engen Geschützöffnungen ragte das Rohr einer riesigen Kanone hervor. Hier konnte allerhöchstens eine Maus hindurchschlüpfen. Wenn wir irgendwie auf die Brustwehr hinaufgelangen könnten, müssten wir auf der anderen Seite hinunterspringen, geradewegs in die alles zerschmetternde Brandung des Ozeans. Das würde nicht einmal eine Eidechse wagen.
    Aber Bonzo und Maus waren herbeigeführt worden und standen wartend hinter mir. Nur ein einzelner Knecht hielt ihre Zügel. Wenn uns ein

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