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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Vorstellung, dass wir die Quetzal vielleicht in einen Hinterhalt locken und ihnen Boy Hansgen abjagen könnten. Im Militärjargon nennt man ein Manöver, das wenig Aussicht auf Erfolg hat, ein »Himmelfahrtskommando«, und das war wohl die richtige Bezeichnung für unser Vorhaben. Aber nachdem wir uns
hastig aus der Zoobatterie verabschiedet hatten, hatten wir die Köpfe zusammengesteckt und waren zu dem Schluss gekommen, dass, so aussichtslos und gefährlich das Unterfangen auch sein mochte, wir es dennoch versuchen mussten.
    Also hatten wir den Pferden die Sporen gegeben und waren den Quetzal nachgejagt. Lord Axacayas Boten waren in Eile gewesen, und diese Anahuatl können wirklich rennen. Sie waren bereits aus unserem Blickfeld verschwunden. Aber auch Bulrush Shermans sind keine Maulesel und sie sind ausdauernd. Ich war sicher, dass wir die Quetzal einholen konnten. Und dann, ganz plötzlich, waren dunkle Schatten auf der Straße aufgetaucht, mit viel Geschrei und Getöse. Bonzo hatte gescheut, ich hatte den Halt verloren und war nach vorne über ihren Hals geflogen. Und dann – RUMS – nur noch Schwärze.
    Jetzt drückte mir jemand seinen Arm gegen das Gesicht und zischte mir Drohungen ins Ohr. Schmerz bohrte sich in mein Handgelenk und ich konnte kaum noch atmen. Mein Zerquetscher wog mindestens genauso viel wie ein Pferd. Pferd! Bonzo … Maus … Udo – wo waren sie? Ging es ihnen gut?
    Der Zerquetscher flüsterte in mein Ohr. Sein Atem war fleischig und warm. »Ich möchte zu gern dein Blut spritzen sehen, kleiner Schwarzrock, aber erst sollten wir ein bisschen Spaß haben. Ich brauche noch ein paar Ohren für meine Sammlung.« Die kalte Klinge eines Messers wanderte mein Kinn entlang und zwickte mich dann unter dem rechten Ohr. Flammenzungen aus Schmerz zuckten in mir auf. Meine Eingeweide verwandelten sich in Eismatsch.

    Dann zischte glücklicherweise eine andere Stimme: »Keine Ohren – noch nicht.«
    »Ach, komm schon. Ich war so brav«, jammerte der Zerquetscher. Sein Gewicht ließ von mir ab, der Arm vor meinem Gesicht verschwand und ich war in der Lage, leicht den Kopf zu drehen. Mein Mund lag frei.
    » « , flüsterte ich.
    Die Welt explodierte, wie eine Flasche, die gegen die Wand geschleudert wird, und eine Sekunde lang glaubte ich, dass auch ich explodieren würde. In meinem Kopf wurde es schwarz und eng, als würde mein Gehirn gegen meine Schädeldecke drücken. Alles pochte, und ich sank ins Nichts hinab. Dann knackte es in meinen Ohren und ich war wieder ich selbst. Der Zerquetscher und sein Gewicht waren weg.
    Ich rollte mich zur Seite und zwang meine steifen Muskeln in eine sitzende Position. Mein Mund schmeckte nach Eisenspänen, und als ich hustete, würgte ich einen großen Kloß von irgendetwas Ekelhaftem hinauf – und hinaus. Ein schwacher roter Schein belebte die schwarze Nacht und in dem Glühen sah ich den schrägen Hang einer Düne und zertrampeltes Gras. Jemand lag im Sand und stöhnte dumpf wie ein Nebelhorn. Eine dunkle Gestalt hatte sich über den Liegenden gebeugt und murmelte etwas. Keine Spur von Udo oder den Pferden.
    Ich wollte wegkriechen. Der Sand unter meinen Händen war kalt. Die dunkle Gestalt schaute auf. In dem schwachen rötlichen Licht war sie nur ein schwarzer Schemen in der Nacht, die jetzt, da der Mond aufgegangen war und den Nebel silbern färbte, nicht mehr ganz so dunkel war.

    »Wo hast du dieses Wort gelernt, kleiner Schwarzrock? «, zischte der dunkle Mann.
    Ich hatte keine Ahnung. Das Wort war in meinen Gedanken aufgetaucht, aus heiterem Himmel, und als es da war, musste es unter allen Umständen heraus oder mein Kopf wäre zu Matsch geschmolzen.
    Vorwurfsvoll fuhr der dunkle Mann fort: »Du hast Huberts Blut in Haferflocken verwandelt.«
    »Er hätte nicht versuchen sollen, mir die Ohren abzuschneiden«, krächzte ich.
    »Glücklicherweise war ich da und konnte Huberts Haferflocken wieder in Blut zurückverwandeln. Ansonsten wäre er jetzt tot. Es ist merkwürdig, einem Schwarzrock mit einem so mächtigen Wortschatz zu begegnen. Wer bist du?«
    Nini Mo sagt immer, dass man keine Frage beantworten soll, wenn man eine stellen kann. »Wer sind Sie?«, fragte ich, während ich mich auf die Füße rappelte und versuchte, den dunklen Mann im Auge zu behalten und mich gleichzeitig nach Udo und den Pferden umzuschauen.
    »Ein Name für einen anderen, Schwarzrock.«
    »Dann behalten Sie Ihren Namen und gehen Sie mir aus dem Weg – ich hab’s eilig.«
    Der

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