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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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dunkle Mann stand auf. »Aber wenn ich genauer hinschaue, sehe ich gar keinen Schwarzrock.«
    Die Düne hinter mir war steil, und einen sandigen Abhang hinaufzuklettern, ist ziemlich schwierig. Ich konnte es wagen, aber ich bin nicht besonders flink und wäre wahrscheinlich nicht weit gekommen. Dann erinnerte ich mich an die Pistole an meiner Hüfte. Sie war zwar nicht geladen, aber das wusste
mein Gegenüber nicht. Nini Mo sagt, dass manchmal eine Drohung ausreicht.
    Ich zog die Waffe. Sie fühlte sich schwer in meiner Hand an, aber das Gewicht war irgendwie tröstlich. Das ist das Problem mit Waffen: Sie geben vor, für alles die Lösung zu sein.
    »Meine Angelegenheiten erfordern es, dass ich sofort aufbreche«, knurrte ich. »Bleiben Sie genau da stehen. Wenn Sie versuchen, mich aufzuhalten, werde ich Sie erschießen.«
    Der dunkle Mann trat einen Schritt auf mich zu. »Ich glaube, unser beider Angelegenheiten sind in Wahrheit ein und dieselbe. Wollen wir nicht beide die Bonbons haben und die Binsenruten tanzen lassen?«
    »Bonbons her oder wir lassen die Binsenruten tanzen! « ist der traditionelle Ruf anlässlich der jährlichen Piratenparade in Califa, wenn die Kinder Süßigkeiten von den Erwachsenen einfordern. Im Augenblick bezogen sich die Worte wohl allerdings auf den Schönen Jack. Ich spielte die Unwissende.
    »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen. Wir sind doch nicht bei der Piratenparade.«
    »Vielleicht nicht bei einer Parade, aber ein Pirat ist wohl im Spiel, denke ich. Darf ich mich vorstellen?« Die Dunkelheit fiel von dem Mann ab, als ob er sie abgeworfen hätte wie einen Umhang, und zum Vorschein kam der Leierkastenmann, den ich vor dem Bella Union Saloon gesehen hatte. »Feueraffe, zu deinen Diensten. Und wir sollten aufhören, irgendwelche Spielchen zu spielen, wenn wir auch nur die geringste Chance haben wollen, Boy Hansgen zu befreien. «

    »Die Quetzal haben ihn«, sprudelte ich hervor.
    »Ich weiß. Andere von meiner Organisation …«
    »Von Ihrer Bande, meinen Sie wohl.«
    »Die Bande ist natürlich nur eine Tarnung. Nein, wir sind von der Eschatologischen Gesellschaft. Wer sollten wir sonst sein?«
    Die EG! Meine Mutter war zu Recht beunruhigt gewesen. Offensichtlich taten sie doch mehr, als nur Wände mit Parolen zu beschmieren.
    Feueraffe sprach weiter. »Als wir erfuhren, dass Boy Hansgen gefangen genommen worden war, wussten wir, dass es Zeit ist zu handeln. Ein paar von meiner Gruppe sind vorausgeritten, um den Quetzal den Weg abzuschneiden. Hubert und ich kamen zurück, weil wir dachten, dass du den Gefangenen im Auftrag des Warlords verfolgst.« Er verstummte. »Hör doch.«
    Ich lauschte. Hubert hatte aufgehört zu wimmern und alles, was ich vernahm, war das gedämpfte Pochen des Ozeans, das Rauschen des Nachtwinds und mein eigener Atem. »Ich höre nichts und ich habe keine Zeit …«
    »Hören sollst du, und zwar nicht mit deinen Ohren. Hör zu!«
    Womit soll man denn sonst hören, wenn nicht mit den Ohren? Ich stand da und versuchte, gleichzeitig zu lauschen und nicht zu lauschen. Allmählich bemerkte ich, dass ich tatsächlich etwas hörte, eine dumpfe Vibration, die mehr ein Gefühl als ein Geräusch war. Dieses Empfinden hatte einen Rhythmus, strömte und versiegte im Gleichklang mit meinem Atem, aber wie die steigende Flut wurde es stärker und stärker.

    »Was ist das?«
    »Das ist der Wirbelwind der sich drehenden Welt«, erwiderte Feueraffe.
    »Was?«
    »Jemand reißt an der Magischen Strömung – rasch, komm mit!«
    Er rannte schnell los und ich folgte ihm, konnte bei seinem Tempo aber nicht mithalten. Der Sand rutschte unter meinen Füßen weg und meine leere Säbelscheide verhedderte sich ständig zwischen meinen Beinen. Vor mir glitt Feueraffe die Sanddüne hinauf und blieb oben stehen, um mir ungeduldig zuzuwinken. Auf halbem Weg nach oben fiel ich vornüber und spürte, wie sich meine Oberschenkelmuskeln überdehnten und gleichzeitig einen stechenden Schmerz in meinem Arm. Feueraffe sprang über den Dünengrat und war verschwunden. Ein Schrei begleitete meine Schlitterpartie zum Fuß der Düne; wankend stellte ich mich auf die Beine. Ich drehte mich um und sah in einiger Entfernung eine winkende Gestalt und die Konturen von zwei Pferden. Udo. Endlich.
    Halb sprang ich, halb rannte ich durch den Sand, und nur Udos Geistesgegenwart bewahrte mich davor, wieder flach auf dem Bauch zu landen.
    »Wo zum Henker warst du?«, wollte er wissen. »Ist alles in

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