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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Ablenkungsmanöver gelänge und wir an den Quetzal vorbeikommen könnten, wäre es dann möglich, Boy Hansgen am Kragen zu packen, auf die Pferde zu springen und davonzugaloppieren?
    Die Quetzal ritten auf Pferden der Anahuatl-Rasse, wunderschön anzuschauen, eindrucksvoll in Paraden, nutzlos im Kampf und so nervös wie aufgescheuchte Hühner. Lord Axacaya hatte meiner Mutter einmal einen Anahuatl zum Geburtstag geschenkt. Er dachte vermutlich, sie würde es als Ehre auffassen, denn diese Pferde sind extrem kostbar. Das Ross war herrlich, mit einer hohen, schmalen Brust und von einer schönen, goldbraunen Färbung. Aber es war so zappelig, dass es beim geringsten Geräusch Bocksprünge vollführte. Es trat ständig in seinem Stall um sich, zog sich schließlich einen Bänderriss zu und musste erschossen werden. Meine Mutter hatte es nicht ein einziges Mal geritten.
    Bonzo und Maus andererseits sind Bulrush-Sherman-Pferde, die für ihre Ruhe und Gelassenheit bekannt
sind. Meine Mutter war auf Bonzo in den Krieg gezogen, und sie scherzte immer, dass man eigentlich Bonzo den »Fels von Califa« nennen müsse, weil die Stute immer diejenige gewesen war, die die Stellung gehalten hatte, während meine Mutter am liebsten weggerannt wäre. Ich hätte mein Leben darauf verwettet, dass die Anahuatl-Rösser bei dem Hauch einer Unruhe sofort den Kopf verlieren, während Bonzo und Maus ruhig bleiben würden.
    Aber ich müsste nicht nur mein Leben in die Waagschale werfen, sondern auch das von Udo und Boy Hansgen.
    Manchmal ist es nützlich, bedeutungslos zu sein. Die Offiziere und die Quetzal stritten immer noch und die einfachen Soldaten waren völlig verängstigt, und so achtete niemand auf mich, als ich mich Stück für Stück in Richtung des Tors schob. Ich tat so, als ob ich mir den Kopf kratzen würde – falls jemand zufällig zu mir hinschaute – und löste dabei das Regimentsabzeichen von meinem Dreispitz. Das Abzeichen wird mit einem spitzen Blechzinken am Hut befestigt. Es gibt eine idiotische Tradition in der Armee: Nachdem man dem Warlord die Treue geschworen und seine Insignien erhalten hat, »gratulieren« die Regimentskameraden dem Neuling, indem sie ihm – oder ihr – das Blechabzeichen mit der Spitze auf die Brust schlagen. Idden berichtete mir, dass dieses »Blechbluten«, wie es genannt wird, wirklich wehtut. Ich vermutete, dass die feinnervigen Pferde genauso dachten.
    Die Quetzal-Lakaien, die die Zügel hielten, schenkten meinem Näherrücken keine Aufmerksamkeit.
Ihre Blicke waren fest auf die streitenden Offiziere gerichtet. Der Knecht bei Bonzo und Maus starrte ebenfalls nur auf Udo, der immer noch mit Nachdruck seinen Standpunkt vertrat. Captain Honeychurch machte ein Gesicht, als ließe sie sich doch noch überzeugen, aber ich wollte kein Risiko eingehen.
    Jetzt war die Flanke eines Anahuatl in Reichweite. Ich war entschlossen, zuzustechen, sobald ich sicher war, dass mich später niemand verdächtigen würde.
    Da hörte ich: »Nehmt ihn. Und ich wünsche Lord Axacaya viel Spaß mit ihm.«
    Udo protestierte: »Ich werde dem Warlord davon berichten!«
    »Sie können dem Warlord sagen, dass ich mich der Autorität höherer Herren beugen musste«, sagte Captain Honeychurch mit harter Stimme. »Es ist nicht meine Schuld und auch nicht die meines Regiments, dass Califa ein Land der Untertanen ist und keinen eigenen Willen mehr hat. Sagen Sie das dem Warlord!«
    »Ich flehe Sie an, Captain Honeychurch!«, rief Boy Hansgen verzweifelt, aber sie wandte sich ab.
    Die Wachen schoben Boy Hansgen auf die Abgesandten von Lord Axacaya zu. Er stolperte und wäre beinahe gefallen, aber die Quetzal eilten zu ihm und packten ihn. Sie warfen ihn quer über den Rücken eines dieser lächerlichen Karussellpferdchen und dann ritten sie davon.

Kapitel 26
Ein Hinterhalt. Grammatica. Ein Kojote.
    W er zur Hölle bist du?«, flüsterte eine Stimme in mein Ohr. Ich röchelte und zappelte, aber irgendjemand lag auf mir, hielt meine um sich tretenden Beine fest und presste mir die Hand auf den Mund. Mein Gesicht wurde gegen schmierigen, kratzigen Stoff gedrückt, der nach saurer Milch und ranzigem Öl roch.
    Mein Gehirn fühlte sich schwammig an. Ich war verwirrt. Wo war ich? Was war geschehen? Udo – Boy Hansgen – dann hob sich der Vorhang und die Erinnerung kehrte zurück.
    Udo und ich waren wie der Wind geritten und hatten versucht, die Quetzal einzuholen. Unser Plan? Wir hatten keinen Plan mehr, nur die vage

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