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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Steinbecken hingen. Er trocknete sein Gesicht und enthüllte dann ein herrlich blaues Veilchen um eines seiner herrlich blauen Augen.
    Er betrachtete mich, während er sich die Hände abwischte, und sagte: »Du siehst gar nicht gut aus, Mädel. Viel länger wirst du es nicht mehr verbergen können – und wenn sie dich erwischen, werden sie dich auch hängen.«
    Ich starrte ihn stumm an.
    »Hast du eine Zigarre? Ich würde sterben für etwas
Ordentliches zu rauchen. Du musst dich nicht zieren. Mir ist es egal, was für einen Hüttenzauber du da veranstaltest, aber deine Vorgesetzten werden es nicht auf die leichte Schulter nehmen, wenn du mit der Magischen Strömung herumpfuschst. Du hättest dich da raushalten sollen …«
    »Ich bin nicht in der Armee«, sagte ich. »Ich bin hier, um Sie zu befreien …«
    Bevor mir überhaupt klar wurde, dass er sich gerührt hatte, stand Boy Hansgen vor mir und drückte mich gegen die Wand, die mir in Sekundenschnelle den Rücken durchkühlte.
    »Wer hat dich geschickt?« Sein Atem stank und sein Griff an meinem Kragen schnürte mir die Luft ab. Vorher hatte er so gutmütig gewirkt, dass ich ihn für harmlos gehalten und geglaubt hatte, er würde seinem Ruf nicht gerecht werden. Aber jetzt war alle Gemütlichkeit von ihm abgefallen. Jetzt war er so hart wie Stahl. Plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun.
    »Niemand«, röchelte ich.
    »Niemand?«
    »Wir sind allein, nur ich und mein Freund Udo.«
    »Derjenige, der sich Seneca Gaisford nennt? Derjenige mit dem Täuschungszauber?«
    »Ayah.«
    Er lockerte seinen Griff und starrte mich ungläubig an. »Nur ihr beide? Nur ihr beide, um mich aus dem Höllenfeuer zu retten? Ihr seid ja noch halbe Kinder!«
    Von außen wurde an die Tür gehämmert und dann erklang Hendricks’ Stimme: »Etwas Beeilung da drin! In der Zeit hättest du zwanzig Mal pissen können!«
    »Meine Blase ist voll!«, schrie Boy Hansgen zurück.
    »Ash! Hat er dich geschnappt?«
    Boy löste seinen Griff, sodass ich – etwas krächzend – zurückrufen konnte. »Alles in Ordnung. Wir sind gleich wieder draußen.«
    »Macht schon! Dieser Captain Gaisford wird dich steinigen, wenn du zu spät kommst.«
    »Wir kommen gleich!«, schrie ich.
    Boy Hansgen betrachtete mich immer noch mit seinem stahlharten blauen Blick, der sich geradewegs in mein Gehirn zu bohren schien. »Nur ihr beide, sonst niemand?«
    Es war unmöglich, diese Augen anzulügen. »Ayah – wir haben einen Befehl des Warlords, dass Sie uns überstellt werden sollen.«
    »Und woher habt ihr diesen Befehl?«
    »Wir haben ihn gefälscht.«
    Er lachte und ließ mich endlich ganz los. »Also seid ihr Waldläufernachwuchs! Nini Mo hätte es nicht besser machen können. Wie lautet dein Name, Mädel?«
    Ich lockerte meinen Kragen und rieb mir den Nacken. »Flora Nemain Fyrdraaca ov Fyrdraaca.« Sein Lob hatte einen kleinen Glücksfunken in mir entzündet, der mich das Brennen auf meinem Hals kaum mehr spüren ließ. Nini Mo hätte es nicht besser machen können!
    »Fyrdraaca?« Jetzt lachte er wirklich, ganz tief in seiner Kehle. »Das ist zu köstlich – die eine Fyrdraaca schickt mich an den Galgen und die andere Fyrdraaca schneidet das Seil durch! Aber hör mal, Mädel – du hast eine der schlimmsten Animaschwächen, die mir je untergekommen ist.«

    »Anima was?«
    »Hast du dich mit einem galvanischen Monster eingelassen – du weißt schon, einer übermenschlichen Existenz, die ihre Stärke aus dem menschlichen Willen bezieht?«
    Eine eiskalte Welle schwappte über mich hinweg. »Unser Butler«, flüsterte ich, »Valefor, er wurde verbannt und ich habe versucht, ihm zu helfen.«
    »Verbannt? Du meinst, er wurde außer Kraft gesetzt? Du hast dir von einem außer Kraft gesetzten Butler Willen abschlürfen lassen?« Diesmal klang Boys Lachen alles andere als amüsiert. »Mädel, du hast Glück, dass ich dich überhaupt sehen kann. Euer Butler hat fast den ganzen Willen aus dir herausgesaugt. Schon bald wirst du zu weit weg sein …«
    Wieder rumpelte es an der Tür. Dann schwang sie auf. Hendricks, mit gezogener Waffe, steckte den Kopf herein. »Das war lange genug. Komm schon.«
    Die kalte Welle war zu einer Flut angewachsen, die drauf und dran war, das letzte bisschen Selbstbeherrschung hinwegzuspülen. Mit offenem Mund starrte ich Boy Hansgen an, der mir einen festen Blick zuwarf, als wollte er sagen: Keine Panik, ehe er Hendricks’ Befehl nachkam. Aber es war zu spät. Die Panik war bereits da.

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