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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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grinste. »Du musst brennen, wenn du leuchten willst, Flora.« Wieder packte er mich mit seiner Eisenfaust, zog mich im Laufen mit sich und ich musste ihm folgen oder fallen. Der Fenstersims schrammte mir die Knie auf, als Poppy mich darüber hinwegstieß. Wild fuchtelte ich mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, und dann sprang ich.
    Mein Sprung wurde zu einem Fall und mein Fall zu einem Plumpsen. Die Nacht zog in einem verschwommenen Schemen aus Baumschatten vorbei, dann das scharfkantige Dach des Sommerhauses und Poppys lauter Schrei: »Cierra Califa!«
    Ich schlug mit solcher Wucht auf, dass mir die Luft aus dem Leib gedrückt wurde, und dann kreiselte ich, wand mich, würgte. Brennend kaltes Wasser presste mich nach unten, zog an mir. In der Dunkelheit konnte ich nicht erkennen, welcher Weg nach oben an die Luft führte und welcher nach unten in den Tod. Meine Lungen schwollen an, meine Kehle brannte und der Druck dröhnte in meinen Ohren. Das Verlangen zu atmen zwang mich, den Mund zu öffnen, und plötzlich sog ich das Wasser ein.
    Eine Wolke aus rosa Licht erhellte die Dunkelheit, umgab mich mit einem sanften Schein. In meinem Mund spürte ich eine dickliche, sirupartige Wärme, die mich durchflutete, mir die Kehle umschmeichelte, eine herrliche Leckerei, die nach Äpfeln und Muskat schmeckte, nach Vanille und Ingwer. Ich war nicht länger am Ertrinken. Ich fühlte mich lebendig,
fast schäumend, als ob mein Blut durch sprudelndes, reines Wasser ersetzt worden wäre. Das Wasser – die Strömung? – war so warm wie Badewasser, glitt über meinen Körper und streichelte allen Schmerz und alle Anspannung hinweg. Andere Farben gesellten sich zu dem Rosa – Kirschrot, Ozeangrün, Azurblau, Umbra, Violett – und auch Formen, zitternd und schlangengleich. Unter mir schwoll das Licht zu einem gleißenden rosa Glühen an, so hell wie ein Feuer und unwiderstehlich. Ich tauchte hinab zu diesem Strahlen, fühlte die Strömung an meinem Körper kitzeln und summen, aber dann wurde meine Abwärtsbewegung durch einen harten Griff um mein Fußgelenk abrupt gestoppt.
    Ich trat nach der Hand, die mich hielt, wand mich und schlug um mich, drehte mich um und sah Poppy, der in der Strömung neben mir schwamm, so hell wie ein Stern. Seine Augen leuchteten wie grüne Lampen. Seine Bewegungen waren gemächlich und elegant, ohne irgendein Anzeichen von Verletzung oder Verkrüppelung.
    »Noch nicht.« Seine Lippen formten die Worte und ich konnte sie so deutlich hören, als würden wir an Land stehen und als hätte er sie in mein Ohr geflüstert. »Wir müssen umkehren.«
    Er nahm meine Hand und begann, mich zur Oberfläche zu ziehen, die wie eine schwarze Decke über uns hing, ohne jegliche Kontur oder Farbe, und obwohl ich gegen ihn ankämpfte, konnte ich mich erneut nicht aus seinem Griff befreien. Das rosige Licht verblasste und plötzlich würgte ich wieder an dem eiskalten Wasser, prustete und geriet in Panik, als
meine Lungen wieder anfingen zu brennen – und dann durchstieß mein Kopf die Oberfläche und Poppy zog mich ans Ufer, während ich keuchte und hustete und platschend um mich schlug.
    Ein paar Sekunden lang konnte ich nichts anderes tun, als am Ufer zu liegen wie ein gestrandeter Delfin. Ich spuckte Pfützenwasser aus und würgte, während ein stürmischer Flynn mir das Gesicht ableckte und Poppy lachend neben mir kauerte.
    »Na?«, kicherte er. »Hab ich’s dir nicht gesagt? Oh, die Strömung ist so süß! Ich sagte dir doch, dass es herrlich ist.«
    »Ich wäre beinah ertrunken!« Ich schob Flynn weg und setzte mich auf, versuchte, den ekelhaften Geschmack des Wassers auszuspucken. »Du hättest mich umbringen können.«
    »Du kannst in dem Teich nicht ertrinken, Flora. Ich sagte dir doch, dass es kein Wasser ist. Es ist die Strömung. Hast du ihre Herrlichkeit nicht gespürt? Fühlst du dich nicht bedeutend besser?«
    Tatsächlich. Jetzt, da meine Lungen wieder frei waren, fühlte ich mich wirklich besser. Ich war erschöpft und zittrig, aber ich fühlte mich besser. Flynn drückte sich an mich und ich umarmte seine beruhigende Wärme. Die Luft kam mir weniger kalt vor und die Dunkelheit weniger dunkel, obwohl das vielleicht nur an der hereinbrechenden Morgendämmerung lag. Die Bäume über mir und die Oberfläche des Teichs waren von einem rosigen Schimmer überzogen und mein Kopf fühlte sich ruhig und klar an. Ein paar Minuten lang hatte ich Valefor vergessen und auch Boy Hansgen, einfach alles.

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