Flora Segundas magische Missgeschicke
behauptet, dass es keine Möglichkeit gibt, die Verbindung zwischen uns zu lösen, aber dass er wieder erstarken würde, wenn er erst einmal wiederhergestellt ist, und damit ich auch.«
»Glaubst du ihm das?«, fragte Udo. »Mir kommst du ganz in Ordnung vor, allerdings tatsächlich ein bisschen ausgefranst an den Rändern. Aber vielleicht brauchst du nur eine Tasse Kaffee.«
»In diesem Punkt würde er durch Lügen nichts gewinnen«, sagte ich. »Und Poppy kann durch mich hindurchsehen.«
»Heißsporn ist verrückt«, wiederholte Udo. »Wie war das noch gleich? Was hat der Schöne Jack gesagt? «
»Dass ich eine Animaschwäche habe.«
»Hast du den Begriff im Eschatonomikon nachgeschlagen? «
Ich schüttelte den Kopf. Ich war so damit beschäftigt gewesen, in Panik zu geraten, dass ich zu keinem vernünftigen Gedanken fähig gewesen war.
Udo fand ein ganzes Kapitel über Animaschwäche – ich hätte schwören können, dass es vorher nicht da gewesen war, ansonsten wäre ich gewarnt gewesen. (Oder aber, entgegnete Udo, ich hatte es nicht sehen wollen und alles ignoriert, was mir nicht in den Kram gepasst hatte. Das bezweifelte ich zwar, aber ich hatte keine Lust, mit ihm zu streiten.) Eine
Animaschwäche entsteht, wenn ein galvanisches Wesen sich an eine Energiequelle hängt und dann so viel Willen abzapft, dass die Quelle austrocknet und am Ende gar keinen eigenen Willen mehr hat.
Udo sagte: »Selbst wenn er dir allen Willen aussaugt, heißt das noch nicht, dass du verschwindest oder durchsichtig wirst – es heißt, dass du nur noch herumliegen würdest wie ein Fleischklops.«
»Der Grund ist, dass ich abgesetzt bin«, ließ sich Valefors Stimme von irgendwo über uns her vernehmen. Wir schauten von dem Buch auf, konnten Valefor aber nicht sehen. Seine Stimme fuhr fort: »Die Absetzung zehrt an mir, zieht mich zurück in einen Zustand der Schwäche, und jetzt, da Flora mit mir verbunden ist, wird auch sie von der wirklichen Welt ins Anderswo gezogen und von da aus in den Abgrund des Nirgendwo.«
»Löse die Verbindung!«, forderte Udo. »Lass Flora da raus!«
Valefor antwortete, immer noch unsichtbar. »Ich kann nicht. Ich habe nicht die Kraft, mich zu lösen, und Flora auch nicht. Aber wenn ich wiederhergestellt wäre, wären wir beide aus dem Schneider.«
»Dann werden wir den Wiederherstellungszauber anwenden«, sagte Udo. »Wenn es keine andere Möglichkeit gibt.«
»Endlich werdet ihr vernünftig!« Nun manifestierte sich Valefors Körper um seine Stimme. Von der Hüfte abwärts verschwand seine Gestalt in einem lilafarbenen Nebel, der kreiselte und Spiralen formte wie ein Mahlstrom. Er wirkte luftig und halb durchsichtig. »Endlich tut ihr das Richtige! Befreit meinen
Fetisch, holt mich zurück und ich werde Flora wieder heil machen!«
»Du …« Udo machte einen Satz auf ihn zu, aber es war zwecklos, denn Valefor wich ihm aus und schwebte dann zur Decke hinauf. »Wie konntest du das Flora nur antun!?«, brüllte Udo.
»Ist es denn mein Fehler, dass sie ihre eigene Schwachheit nicht kannte? Ich bin nur ein armer niedergedrückter Butler, machtlos und verzweifelt. Ich habe auf deine Hilfe gehofft, Flora – und schau nur, in was du mich hineingezogen hast!«
»In was sie dich hineingezogen hat?«, schrie Udo. Er balancierte gefährlich auf meinem Schreibtischstuhl und versuchte, Valefor mit seinen Fäusten zu erreichen, aber Valefor war so neblig, dass Udos Hiebe geradewegs durch ihn hindurchfuhren. »Sie wurde von dir in diesen Schlamassel hineingezogen, Valefor, durch deine Versprechungen …«
»Ich habe nie etwas versprochen, was ich nicht auch gehalten habe! Habe ich nicht deine Arbeiten erledigt, Flora, und das Haus aufgeräumt?«
»Was für ein Preis für einen Frühjahrsputz!«, donnerte Udo. »Ich will kein sauberes Haus – ich will Flora!«
»Hört auf! Alle beide! Wir haben keine Zeit für Streitereien!«, mischte ich mich ein. »Mama wird heute Nachmittag zurückkommen und morgen findet meine Catorcena statt!«
»Ayah, das ist richtig. Aber keine Sorge, Valefor, wir zwei reden später noch«, sagte Udo und kletterte wieder vom Stuhl. »Wo ist diese Teedose? Ich werde sie schon aufkriegen, selbst wenn ich sie mit einer Axt
zerschmettern muss. Wir müssen an Vals Fetisch herankommen. «
»Die Axt wird nicht nötig sein, Udo. Ich habe den Schlüssel.« Ich kramte in meiner Tasche, zog die Schnur heraus und hielt sie Udo vor die entgeisterten Augen.
Udo griff nach der Schnur und
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