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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Jetzt erinnerte ich
mich wieder, aber aus irgendeinem Grund erschien mir meine Lage nicht mehr so hoffnungslos wie zuvor. Meine Kleider waren schwer und nass, aber auch das war nicht so schlimm.
    »Was war das für ein Licht im Wasser, Poppy? War das wirklich die Strömung?«
    »Oh, ayah. Die Quelle dieses Teichs speist sich aus der Strömung. Wenn du bis zum Grund tauchst, kannst du durch die Spalten in das Herz des Abgrunds schlüpfen. Alle Großen Häuser haben ihr Fundament in der Strömung. Wusstest du das nicht?«
    Ich gab keine Antwort. Er war aufgestanden und bei dieser Bewegung war ihm das Handtuch von den Schultern gerutscht. Im schwachen Morgenlicht erkannte ich eine große Tätowierung auf seiner eingefallenen Brust. Die Tätowierung zeigte eine Hand, die eine Peitsche hielt. Es war dasselbe Motiv wie auf dem Siegelschloss von Valefors Teedose.
    »Poppy – diese Tätowierung – was ist das?«
    Er schaute hinunter und legte dabei das Kinn auf die Brust. Dann grinste er. »Gefällt’s dir? Es ist mein Siegel – die biegsame Peitsche.«
    »Dein Siegel?« Ich keuchte auf. Plötzlich kam ich mir unsagbar dumm vor. Wir hatten Valefors Teedose in Poppys Kiste gefunden, also hatte Poppy sie dort hineingelegt. Es war naheliegend, dass das Siegelschloss ihm gehörte.
    »Ayah, schau.« Er schob die Schnur um seinen Hals nach oben und über seinen Kopf. Dann ließ er sie vor mir baumeln. »Nimm es. Ich habe keine Verwendung mehr dafür.«
    Ich streckte die Hand aus, und da war es, das Siegel,
das ich brauchte, um die Teedose zu öffnen, die Valefors Fetisch enthielt. Einfach so.
    Poppy fuhr sich mit der Hand über den Schädel und runzelte die Stirn. »Es tut mir leid, Flora.«
    »Was tut dir leid, Poppy?«, fragte ich, immer noch das Siegel anstarrend.
    »Ich dachte, die Strömung würde dir helfen, aber ich kann immer noch durch dich hindurchsehen.«

Kapitel 29
Udo schreit. Wiederherstellung. Grammatica.
    I ch sauste vom Garten in die Küche, von der Küche nach oben, so schnell, dass meine Füße kaum den Boden berührten, als hätten Panik und Hysterie mir Flügel verliehen. Udo lag schnarchend auf dem Sofa in meinem Zimmer, immer noch vollständig angekleidet. Seine großen Stiefel hingen über die eine Armlehne und sein Kopf lag auf der anderen. Er hatte die Vorhänge nicht zugezogen und der Raum war bereits in das sanfte Schimmern des ersten Morgenlichts getaucht.
    Ich schob Poppys Siegel, das ich fest in der Hand gehalten hatte, in meine Tasche und stupste Udo an. »Udo, wach auf!«
    Er stöhnte und warf einen Arm in die Luft, um mich abzuwehren.
    »Ohhhhh …«
    »Kannst du durch mich hindurchsehen?«, brüllte ich und zerrte den Schal weg, den er über sich gelegt hatte. Dann stupste ich ihn wieder an, fester diesmal. »Kannst du durch mich hindurchsehen?«

    Schlaftrunken setzte er sich auf. »Was zum Donner ist los mit dir …?«
    »Poppy sagte, er könne durch mich hindurchsehen! Er meinte, ich sei durchsichtig! Er sagte, er könne durch mich hindurchsehen!«
    Udo stand auf, nahm mich an den Armen und schüttelte mich. »Heißsporn ist verrückt«, sagte er mit fester Stimme. »Beruhige dich. Warum bist du überhaupt so nass?«
    Ich entwand mich seinem Griff und hastete zum Spiegel. Ich sah tatsächlich am Rand ein bisschen verschwommen aus; meine Augen waren winzige blaue Steine und meine Sommersprossen sahen irgendwie grau aus. »Ich bin verschwommen! Ich verblasse! Valefor …«
    Hinter meinem Spiegelbild tauchte Udo auf. Er starrte mich an. Er sah selbst nicht besonders gut aus. Sein Haar hatte sich in ein Gewimmel aus verfilzten Locken aufgelöst und seine Augen waren vor Müdigkeit noch ganz klein. Aber er wirkte fest und solide und irdisch, nicht gegenstandslos und durchsichtig.
    Mit hysterischer Stimme sagte ich: »Boy Hansgen sagte, dass ich etwas hätte – Animaschwäche nannte er es – und dass Valefor meinen Willen abschöpfen würde. Er meinte, dass Valefor mir alles rauben würde und dass ich dann ins Nichts eintauchen würde. Er hat es getan, Udo! Valefor sagte mir, dass wir verbunden seien und dass ich mit ihm untergehen würde!«
    Plötzlich war Udo hellwach. »Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?«, donnerte er. Er
packte mich und schüttelte mich wieder, sodass meine Zähne aufeinanderklapperten.
    »Ich weiß nicht. Ich hab’s einfach nicht getan. Ich hatte es vergessen«, sagte ich schwach. Ich wusste, dass meine Ausrede lahm klang. »Wie auch immer. Valefor

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