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Flora Segundas magische Missgeschicke

Flora Segundas magische Missgeschicke

Titel: Flora Segundas magische Missgeschicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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auf einen Stein und starrte zu Barbizons dunklem Rumpf empor. Man erzählt sich, dass Barbizon, als mein Urgroßvater Azucar während der Schlacht bei Cretons Harm tödlich verwundet zu Boden fiel, sich über ihn stellte und seine Feinde mit Schlägen ihrer scharfen, eisenbeschlagenen Hufe in Schach hielt, bis sich meine Urgroßmutter Idden durch das Getümmel zu ihnen vorkämpfte und Barbizon half, Azucar vom Schlachtfeld fortzubringen. Das, so behauptet meine Mutter, ist wahre Treue.
    Etwas drückte sich feucht gegen mein Bein und ich zuckte erschrocken zusammen, bis ich erkannte, dass es Flynn war. Der liebe Flynnie. Ich beugte mich vor und umarmte ihn und plötzlich wurde die Leere in mir von einer riesigen schwarzen Trauer erfüllt, die mich mit unzähligen Nadeln stach. Ich keuchte und würgte an den Tränen, die meine Kehle zu zerreißen drohten, und der Geschmack von Blut stieg mir in den Mund. Bei jedem Atemzug, den ich tat, brach mein Herz ein Stück entzwei, sodass die Dunkelheit emporquoll, nach außen drang und dabei mein Inneres zerfetzte.
    Flynnies warme, nasse Zunge schleckte mir über die Wangen und schlürfte meine Tränen auf. Ihn kümmerte es nicht, dass ich eine Versagerin war,
ein Idiot, ein heulendes Baby. Er liebte mich, bedingungslos, komme, was da wolle. Aber wer würde ihn füttern, wenn ich gänzlich verblasst war? Wer würde aufpassen, dass Poppy ihm keine Schokolade gab, oder dafür sorgen, dass das Tor geschlossen war, damit er nicht auf die Straße lief und überfahren wurde? Flynn wurde unruhig und ich ließ ihn zögernd los. Am Himmel zeigte sich ein dünner rosafarbener Streifen – die Morgendämmerung, endlich – und Flynnie stand mit gespitzten Ohren da. Sein ganzer Körper fing vor Aufregung an zu beben.
    Aus der Versunkenen Pfütze erhob sich ein leichter Nebel, der sanft emporschwebte wie Zigarrenrauch. Ein kleiner, dunkler Schemen zog mit flüssigen Bewegungen durchs Wasser. Als Valefor mit seinem famosen Garten angegeben hatte, hatte er Stein und Bein geschworen, dass drei uralte Schildkröten in dem tiefen grünen Wasser des Teichs lebten. Aber wenn das da eine Schildkröte war, dann hatte sie den größten Kopf, den ich je bei einer Schildkröte gesehen hatte. Zugegeben, eine große Schildkröte hatte bestimmt auch einen großen Kopf, aber sie würde nicht aufrecht stehen und auf zwei Beinen aus dem Wasser steigen, noch wäre sie so hochgewachsen und hager. Und auch nicht so weiß wie ein bleicher, schimmernder Knochen.
    »Poppy! Was machst du denn hier?«
    »Schwimmen«, antwortete er und schüttelte sich wie ein Hund. Flynn sprang an ihm hoch und er schob ihn weg. »Könntest du mir bitte das Handtuch geben? Es liegt auf dem Stein da.«
    Ich warf ihm das Handtuch zu und hob das Päckchen
Zigarren auf, das aus den Falten gefallen war. Er legte sich mit einer ungeschickten Bewegung das Handtuch um die Schultern und setzte sich.
    Meine Mutter hatte Idden und mich strengstens angewiesen, niemals in der Versunkenen Pfütze schwimmen zu gehen, aber diese eine Warnung hätte sie – was mich betrifft – gar nicht aussprechen müssen. Ich hatte nie auch nur das leiseste Verlangen verspürt, in dieses Wasser zu steigen. Es roch ekelhaft und nur die Göttin wusste, was für widerliche Wesen in diesem sauer stinkenden, grünen Loch lauerten.
    »Du solltest nicht in dem Teich schwimmen, Poppy. « Ich setzte mich neben ihn und hielt mir den Ärmel vor die Nase, aber er bemerkte es nicht und auch nicht den Tränenkloß, der immer noch in meiner Kehle steckte. Würde er merken, wenn ich weg war? »Du könntest dich in den Schlingpflanzen verheddern und ertrinken.«
    »Nicht in diesem Wasser. Es ist zu lebendig. Es ist gar kein richtiges Wasser – es ist die Magische Strömung, die an die Oberfläche steigt. Wenn man tief genug hinabtaucht, kann man die Strömung einatmen wie Luft. Es ist herrlich erfrischend, Flora – du solltest es einmal versuchen. Du siehst aus, als ob du ein wenig Stärkung vertragen könntest. Es ist köstlich. «
    Ich ignorierte Poppys verrücktes Geplapper. Ich war einfach nicht in Stimmung. Ich hätte zum Haus zurückgehen sollen, aber selbst dazu fehlte mir die Kraft.
    Poppy steckte sich eine Zigarre zwischen die Lippen und murmelte etwas vor sich hin. Ein kleiner
Funken kaltes Licht blitzte auf, gefolgt von einer dicken Wolke aus Zigarrenrauch.
    »War das Grammatica, Poppy?«
    »Ayah«, antwortete er zufrieden. »Ayah, das war es. Ich weiß zwar nicht

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