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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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sollte er Garber nicht vielleicht gleich einmal vorläufig
festnehmen? Der Kerl stand in seinem Krankenzimmer zwar unter polizeilicher
Bewachung, aber man wusste ja nie. Schließlich war ja auch nicht ganz
auszuschließen, dass ihm dieser Major Brandtner vom Kriminalamt NÖ in die Quere
kam. Wenn er das richtig sah, wollte der dem Vergewaltiger den Mord an seiner
Frau anhängen. Aber nicht mit Inspektor Musch. Immerhin hatte er den
Verdächtigen als Ersten einvernommen. Alles schön der Reihe nach, bitte. Ganz,
wie es sich gehörte.
    »Inspektor Musch,
Kriminalabteilung«, meldete er sich, nachdem das Telefon Laut gegeben hatte.
»Aha«, meinte er dann und »Ach so« und schließlich »Gut, wir sind gleich da«.
Bei einem Verkehrsunfall auf der Heiligenstädterstraße waren in einem der beteiligten
Fahrzeuge zwei Pumpgun und eine Maschinenpistole in einem Versteck im
Kofferraum gefunden worden. Die bösen Buben starben wirklich nicht aus, sondern
sorgten dafür, dass die Guten genug Arbeit bekamen, ging es Musch auf dem Weg
zu seinem Wagen durch den Kopf.
    Für Garber bedeutete das vorerst einen Aufschub von einigen
Stunden. In unserer schnelllebigen Zeit war das eine ganze Menge.

     
    *

     
    In seinem Büro erwarteten Major Brandtner einige
interessante Meldungen in Zusammenhang mit dem ›Fall Garber‹. In einer etwa 150
Meter vom Tatort entfernt aufgestellten Mülltonne hatten die aufgeweckten
Mitarbeiter von der Spurensicherung einen blauen Overall der Konfektionsgröße
52 mit der Aufschrift ›Probleme mit Gas oder Wasser? – Installateur
Blitz hilft immer‹ auf dem Rücken gefunden. Wie sich später herausstellen
sollte, war das Stück vor einigen Tagen in der Annahmestelle einer
Zentralwäscherei im Alsergrund gestohlen worden.
    In einem der beiden Abfalleimer auf dem Garber’schen
Grundstück war darüber hinaus noch eine Getränkeflasche aus Plastik entdeckt
worden, die deutlich nach Benzin roch. Da im Bericht des Brandsachverständigen
ausdrücklich auf die Verwendung eines Brandbeschleunigers in der Villa
hingewiesen wurde, lag die Vermutung nahe, dass es sich bei dieser Flasche um
ein Beweismittel handelte. Noch dazu mit mehreren wunderschönen Fingerabdrücken
darauf. Das Ergebnis des Abgleichs dieser Prints mit den im Zentralcomputer
gespeicherten stand allerdings noch aus.
    Nun suchte sich Brandtner die Telefonnummer des Maklers
heraus, dessen angeblicher und nicht stattgefundener Termin mit dem
Bankdirektor das kümmerlichste Alibi abgab, an das sich der Kriminalbeamte auf
die Schnelle erinnern konnte.
    »Prskawetz Real, guten Tag«, meldete sich gleich darauf eine
freundliche Dame. Nachdem sich der Major vorgestellt und sein Anliegen erklärt
hatte, bestätigte sie die Terminabsprache grundsätzlich. Allerdings mit einer
nicht unwesentlichen Einschränkung. »Wie mir unser Mitarbeiter mitgeteilt hat,
war der Termin nicht für 14.15, sondern für 15.15 Uhr vereinbart. Herr
Direktor Garber ist aber leider nicht erschienen.«
    Gut, dachte sich Brandtner, angenommen, die beiden hatten
nicht von 14 oder 15 Uhr gesprochen, sondern von 2 und 3 Uhr. Dann
konnte sich schon leicht ein Hörfehler eingeschlichen haben. Aber die
Bestätigung eines ohnehin schon schwachen Alibis war das auch nicht gerade. Es
sah nicht unbedingt gut aus für diesen Garber, obwohl er den Mann gefühlsmäßig
eher nicht für den Täter hielt. Er war einfach nicht der Typ dafür, aber das
konnte man natürlich nie so genau wissen.
    Eine verrückte Idee schoss Brandtner durch den Kopf. Was war,
wenn zwischen der angeblichen Vergewaltigung und der Explosion wirklich ein
Zusammenhang bestand? Aber nicht derart, wie sich vordergründig aufdrängte.
Nämlich, dass der Banker die ›Vergewaltigung‹ vorsätzlich herbeigeführt hatte,
um einen Grund zu haben, in dieser Nacht nicht nach Hause gekommen und damit
der Explosion entkommen zu sein. Eine Begründung dafür hätte er sicher auch
ohne die derzeit noch nicht absehbaren Konsequenzen einer Vergewaltigung
liefern können. Etwa einen Geschäftstermin außerhalb, der eine Nächtigung
irgendwo weit entfernt durchaus glaubhaft hätte erscheinen lassen.
    Würde es einen Sinn
ergeben, in beiden Fällen Garber nicht als Täter oder zumindest als Anstifter
zu sehen, sondern als Opfer? Und war der eigenartige Banküberfall, der mit dem
Tod des einen ›Weihnachtsmannes‹ geendet hatte, wirklich ein eigenständiges
Ereignis

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