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Florentinerpakt

Florentinerpakt

Titel: Florentinerpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner Verlag
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gewesen oder konnte es irgendwie in Verbindung mit dem einen oder andern
oder gar beiden Verbrechen stehen?
    Brandtner hatte keinerlei Beweise, nicht einmal Hinweise in
diese Richtung. Er war aber gewohnt, auch auf seinen Bauch zu hören, und damit
bisher immer gut gefahren. Und so nahm er sich vor, seinem hyperdynamischen Döblinger
Kollegen unauffällig, aber konsequent über die Schulter zu schauen. Als Erstes
wollte er einmal das Fahrzeug Garbers durch die Spurensicherung untersuchen
lassen.

     
    *
    Rossbachs ausführlicher Bericht über die
›Siebener-Tontine‹ hatte bis in den frühen Nachmittag hinein gedauert. Palinski
war nun ebenfalls davon überzeugt, dass der Zahnarzt in den nächsten vier
Tagen, also bis zum ›Tontinen-Stichtag‹ am 22. Dezember, noch mit mindestens
einem Anschlag auf sein Leben rechnen musste.
    »Am besten wäre es, Sie verlassen Wien für einige Tage,
verstecken sich irgendwo und kommen erst am 22. wieder zurück«, empfahl er.
»Selbst wenn Ihnen dieser Musch Personenschutz gewährt, was ich angesichts
seines bisherigen Verhaltens anzweifle, bleibt immer noch ein relativ hohes
Restrisiko.«
    Das Verlassen der Stadt kam für den Zahnarzt aber nicht
infrage. »Erstens habe ich noch jede Menge Patienten, die mit mir rechnen, und
zweitens«, er grinste Palinski direkt frech an, »fühle ich mich nach unserem
Gespräch schon viel besser. Sicher sollten wir gewisse Maßnahmen überlegen,
aber ganz kneifen und das Mistvieh gewinnen lassen, das möchte ich nicht.«
    So ein Depp, dachte Palinski, als ob das Ganze ein Spiel
wäre. Aber er sagte nichts, denn irgendwo ging es ihm nicht anders. Kneifen war
was für die Zange, was zählte, war die Herausforderung.
    »Wir sollten aber einige grundsätzliche Vorsichtsmaßnahmen
ergreifen«, forderte er bestimmt. »Als Erstes möchte ich Ihnen anbieten, die
nächsten Tage im Gästezimmer in meinem Büro zu übernachten. Da wohnt auch mein
Assistent Florian, der ist sehr zuverlässig, ein angenehmer Mensch und
Polizist. Der kann auch nachts auf Sie achtgeben. Und vor allem haben Sie es
nicht weit in Ihre Ordination.«
    Während Rossbach kurz das Angebot überlegte, rief Palinski
den jungen Nowotny an und gab ihm den Auftrag, im Internet und auf den
sonstigen üblichen Wegen möglichst viel über die noch lebenden Teilnehmer an
der Tontine zu ermitteln. Er gab ihm die Namen durch. »Aber Axel Rossbach
kannst du vernachlässigen«, wies er Florian an, »dafür möchte ich alles über
den Tod eines gewissen Friedrich Rutzmann, ja, mit ›tz‹, erfahren. Er ist vor
zwei Jahren auf der Jagd getötet worden.«
    Inzwischen hatte sich Axel entschlossen, auf das Angebot
seines neuen ›Schutzengels‹ einzugehen. »Aber eine Bedingung muss ich noch
stellen«, schränkte Palinski ein. »Zu Ihrer und unserer Sicherheit. Da wir
davon ausgehen müssen, dass die Ordination und damit auch das Haus überwacht
werden, bestehe ich darauf, dass Sie sich verkleiden und das Haus nur in
Verkleidung betreten und verlassen.«
    »Kein Problem«, lachte
der Zahnarzt, »an was haben Sie dabei gedacht? Soll ich mich als alter Mann
verkleiden und mit dem Stock gehen oder vielleicht als Postbote?«
    »Alles nicht gut genug«, widersprach Palinski. »Wenn jemand
nach einem Mann sucht, wird er sich alle Männer, die das Haus betreten, genau
ansehen. Ich denke an etwas anderes. Stellen Sie sich einmal vor, es ist
Fasching und Sie gehen auf ein verrücktes Gschnasfest mit dem Motto ›Verkehrt
rum‹ oder so ähnlich.«
    Langsam fiel der Groschen bei Rossbach, und er machte dabei
ein wirklich dummes Gesicht. »Sie meinen doch nicht …? Nein, das kommt
nicht infrage. Ich als …, nie und nimmer.«
    »Um Gottes willen, nicht schon wieder diese versteckten
Ängste«, versuchte Palinski zu beruhigen. »Sie machen das ja nicht, um
irgendwelche geheimen Wünsche zu befriedigen. Wenn Sie sich als Frau
verkleiden, dann nur, um Gefahr für Ihr Leben abzuwehren.«
    Er griff zum Handy und rief Beate Wimmer an. »Eine Bekannte
meiner Frau, die am ›Theater an der Josefstadt‹ als Kostümschneiderin tätig
ist«, erklärte er, während er auf die Verbindung wartete. »Hat vor zwei Jahren
eine exquisite Mary Poppins aus … Ja, hallo Beate, hier Mario. Wir haben
ein Problem, und du musst uns helfen. Können wir gegen 18 Uhr zu dir ins
Theater kommen? Fein, danke, bis dann.«
    Rossbach hatte wohl eingesehen, dass der Vorschlag zwar

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