Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
Berge, größten Schiffe, exotischsten Tiere sehen — was er hier, nur vierzig Kilometer von zu Hause entfernt erlebte, war ungleich mehr, ging tiefer. In Bereiche, über die nichts in der Zeitung stand, und wenn, dann Falsches, Oberflächliches oder — und das war das allerschlimmste — angeblich wissenschaftlich Erwiesenes!
    „Die akademischen Alleswisser sind meine ganze Freude!“ hatte Tante Thekla einmal gesagt. „Wenn ich ihnen Voraussage, werden sie völlig irre an ihrer Bildung. Und das ist sehr gut so!“
    Gern hätte Florian mit Agathe weiter über diese Dinge gesprochen, als die Tante ihn verabschiedete, weil sie müde war von dem langen Tag. Er hätte ihr von seiner neuesten Beobachtung erzählt und sie gefragt, ob es ihr auch so gehe: Wenn man sich etwas vornimmt, wie zum Beispiel ich jetzt, daß ich mit meinen medialen Fähigkeiten in Zukunft vorsichtiger sein will, dann kommt garantiert was dazwischen und wühlt alles wieder auf.
    Sie hatten es gemütlich im ausgebauten Dachstuhl, wo sie niemanden störten, wenn sie laut lachten oder spät noch Musik hörten. Doch Fridolin war gekommen, mit dem Motorrad. Das lehnte jetzt hinten am Haus und sprang nicht mehr an. Agathe würde ihn mit dem Wagen zurückbringen müssen.
    Bei einer Flasche Wein saßen die beiden in der Küche. Florian saß allein oben auf seinem reparierten Bett, wollte nicht lesen, konnte nicht schlafen. Da fiel ihm die Melodie wieder ein, seine Finger zuckten, im Geist spielte er Trompete, legte sich zurück, blies unhörbar weiter gegen die Decke — und erwachte an einem Orchester, das ihn plötzlich begleitete! Die Vögel zwitscherten, und die Morgensonne hatte die rechte obere Ecke des Fensters erreicht. Etwas später als gestern früh!
    Genau die richtige Zeit für den Trainingslauf, natürlich zum Waldweiher. Ob die Filmleute noch da waren? Gestern hatte er vergessen, zu fragen, wie lang sie noch bleiben würden.
    Schon vor der letzten Wegbiegung hätte er die Wohnwagen zwischen den Bäumen sehen müssen. Aber sie waren verschwunden. Auch das veilchenblaue Boot war weg, samt Steg. Nur noch Reifenspuren auf dem weichen Waldboden ließen erkennen, daß hier was los gewesen sein mußte. Kein Touristentreffen offenbar, denn es lag nichts herum, nicht einmal ein zusammengeknülltes Zigarettenpäckchen.
    Florian lief zu dem Baum, in dem die Kugel eingeschlagen hatte. Wie fern das schon war! Dabei gerade vierundzwanzig Stunden her, sechsundzwanzig, um genau zu sein, und weg, als hätte er’s nur gelesen.
    Hellsehen muß Überschallgeschwindigkeit haben, wenn schon die Zeit so rast! fiel ihm ein.
    Daß niemand mehr da war, würde seiner Kondition zugute kommen. Er beschloß, eine besonders große Runde zu drehen und lief quer durch den Wald in Richtung Aussichtsturm weiter. Neben ihm her lief eine Reifenspur. Merkwürdig! Und wieso nur eine? Bei den Filmleuten hatte er kein Motorrad gesehen, nicht einmal ein leichtes, und das hier mußte eine ziemlich schwere Maschine gewesen sein. Aber er hatte ja nicht alles gesehen. Nicht die Wohnwagen von innen, die den Schauspielern als Garderobe dienten, nicht den Tonwagen. Als er Zeit gehabt hätte, sich umzusehen, war dieser Fleischkloß Oskar gekommen!
    Vielleicht besaß der Schauspieler ein Motorrad? Der hatte am ehesten danach ausgesehen. Wenn die Spur so weiterlief, mußte sie direkt nach Neustadt führen. Das bedeutete allerdings, daß sich der Fahrer in der Gegend gut auskannte.
    Florian verdrängte die sich wieder breitmachende Phantasie, indem er einen Zwischenspurt einlegte.
    „Ich Idiot!“ sagte er eine Weile später zu sich selbst. Nach der Anstrengung war er in Schritt verfallen und legte nun eine Ruhephase ein — Intervalltraining nennt man das.
    Sein Ärger war begründet. Er hatte die Richtung zum Aussichtsturm verlassen, wo das Gelände für den nächsten Zwischenspurt in so kraftfördernder Weise anstieg, und war, ohne es zu merken, der Reifenspur gefolgt, die leicht bergab ins Unterholz führte. Jetzt interessierte es ihn, wo sie weiterlaufen würde, denn das Unterholz wurde immer dichter. Weiter vorn mußte, der einfallenden Helligkeit nach, eine Lichtung kommen.
    Schon war die Melodie wieder da, Florian ging langsam, seine Finger zuckten, da glitzerte etwas vor ihm, wie der Trichter einer Trompete.
    Menschenskind!
    Das Monstrum da, am Ende der Spur gegen einen Baum gelehnt, blank, wassergekühlt und mit vier Auspuffrohren, hatte gut und gern seine tausend Kubik.
    Im

Weitere Kostenlose Bücher