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Florian auf Geisterreise

Florian auf Geisterreise

Titel: Florian auf Geisterreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: oliver Hassencamp
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„Ja und?“
    Jetzt wird der Vater deutlicher. „Hören Sie mal!“ sagt er eindringlich. „Sie haben rote Augenbrauen, schwarze Lippen, einen Ring in der Nase, riechen wie ein Parfümfaß , und da fragen Sie ‚Ja und?’“
    Noch immer lächelt Frau Zwiebelfisch ihrem Spiegelbild zu und fragt: „Ja und?“
    „Sie schauen aus, wie ein Kind, das sich am Toilettentisch der Mutter angemalt hat!“ erklärt der Vater barsch. Sie aber lächelt weiter ihrem Spiegelbild zu.
    Was ist, wenn das so bleibt? Der Schreck durchfährt Florian wie ein körperlicher Schmerz. Wenn sie verrückt bleibt, und ich sage, daß ich schuld bin, hält man auch mich für verrückt! Was jetzt? Tante hat mich noch gewarnt! Ich habe keine Energie mehr, den Zustand aufzulösen! Dieses idiotische Spiegel-Lächeln!
    „Haben Sie gehört, was ich gesagt habe?“ wiederholt der Vater, schon benommen von der Parfümwolke, die sich als Pflanzenschutzmittel vorzüglich eignen müßte. Da vergeht jedem Schädling die Lust zu schaden.
    Sieh ein, wie du aussiehst! Sieh ein, wie du aussiehst! Noch einmal nimmt Florian, dem es himmelangst wird, weil er Tantes Vertrauen mißbraucht hat, alle Konzentration zusammen.
    Die Serviererin kommt mit dem Kaffee dazwischen, stellt die Tasse vor Frau Zwiebelfisch.
    Sieh ein, wie du aussiehst! Sieh ein, wie du aussiehst! plagt sich der müde Florian, total verkrampft, soweit das ohne Muskeln möglich ist.
    Nichts geschieht. Frau Zwiebelfisch hebt die Tasse; ohne es zu bemerken, trinkt sie durch den Ring.
    Sieh ein, wie du aussiehst! Sieh ein, wie du aussiehst! quält er sich verzweifelt und vergeblich.
    Sie hat die Tasse abgesetzt. Da fällt der Ring hinein, daß es spritzt.
    „Mein schönes Kleid!“ klagt sie, mit ihren Krallenfingern in die Tasse tauchend. „Nanu, wo kommt der denn her?“
    „Darum geht’s ja!“ flüstert der Vater eindringlich. „Den hatten Sie in der Nase!“
    „Ich?“ begehrt sie auf. „Ich bin doch nicht verrückt!“
    „Doch!“ Es ist dem Vater herausgerutscht. „Ich meine, Sie hatten ihn wirklich in der Nase, ich meine an der Nase... Bitte, schauen Sie noch einmal in den Spiegel!“
    Ja, bitte! Ja, bitte! schließt sich Florian mit letzter Kraft seinem Vater an.
    Hurra, sie tut’s!
    Astral total erschöpft, vom Parfüm fast vergiftet, sinkt er auf den Tisch. Endlich erschrickt Frau Zwiebelfisch.
    „O Gott, o Gott! Ich... ich hatte eine Kreislaufschwäche, da muß das...“

    Sie stülpt eine riesige Sonnenbrille auf die Nase, zieht ein Seidentuch über das nagellackverklebte Haar, wischt sich mit der Papierserviette den schwarzen Mund ab und steht brüsk auf. „Daß Sie mich so herumlaufen lassen, mich dem Gespött der Leute aussetzen, statt mich sofort ins Haus zu geleiten, nehme ich Ihnen sehr übel. Guten Tag!“
    Mit diesem Vorwurf rauscht sie davon.
    „Hoffentlich!“ seufzt der Vater hinter ihr her.
    Grinsend kommt die Serviererin an den Tisch. „Wir sind ja einiges von ihr gewohnt, aber das war bis jetzt das Schärfste!“

Florians Mondfahrt

    Für den Fall, daß ein Flughafen überlastet ist oder sich auf der Landebahn ein Hindernis befindet, das erst weggeräumt werden muß, gibt es eine praktische Regelung: Ankommende Flugzeuge werden von den Fluglotsen im Tower über Funk in sogenannte Warteräume umgeleitet, das heißt, sie drehen auf verschiedenen Kreisbahnen in verschiedenen Höhen Warterunden, bis sie eins nach dem andern zur Landung aufgefordert und heruntergelotst werden.
    Darüber hat Florian einmal gelesen. Jetzt fällt es ihm wieder ein, und das ist kein Wunder.
    Ich fühl mich wie ein Flugzeug im Warteraum! Ausgerechnet dieser Kommissar Oskar blockiert die Landepiste, und der Tower hört mich nicht, oder will nicht, weil ich zu spät gekommen bin. Was macht man da? Wenigstens hab ich keine Treibstoffsorgen! Der durchsichtige Schlauch ist noch da, auch wenn er hinter einer Decke verschwindet. Ein Glück, daß Tante Thekla meinen Körper zugedeckt hat! Wieso ist nur dieser Fettkloß hier? Tante Thekla erwartet doch Kundschaft. Muß mal sehen, was los ist!
    Der astrale Florian verläßt seine Kreisbahn an der Zimmerdecke. Er macht sich lang und dünn und pfeift durchs Schlüsselloch in die Diele.
    Wäre er ein fester Körper, hätte August jetzt nur noch ein Auge, so versunken schaut er hindurch.
    „Aha! Wieder mal!“ sagt Agathe hinter ihm. Mit vollem Tablett kommt sie von draußen herein.
    „Ich muß aufpassen, daß keiner reingeht!“ August ist

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