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Florian der Geisterseher

Florian der Geisterseher

Titel: Florian der Geisterseher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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so zu plagen. Und wenn sie nein sagt, erst recht nicht. Für Schule ist Hellsehen Spitze! Aber dann müßte ich wissen, wie meine Eltern reagieren. Eines steht jedenfalls fest: am Schluß muß es gut ausgehen. Agathe hat’s geschafft. Die weiß es schon! Drum kann man auch so prima mit ihr reden. Obwohl sie schon so alt ist. Jetzt verstehe ich die Leute, die meine Tante anzeigen wollen, wenn sie was Schlechtes erfahren haben! Das macht einen fertig. Drum muß man in kleinen Schritten fragen. Einkreisen, wie die Kriminalpolizei. Lauter Einzelheiten, wo man weiß, wenn die alle klappen; kann’s nur gut ausgehen. Aber wie das anfangen?
    Florian blieb bei seinen Gedanken, vor dem Essen, während des Essens, das er mit August in der Küche einnahm, und danach auf seinem Zimmer, wohin er sich sogleich zurückzog.
    Ich müßte erst mal eine Probe machen! kombinierte er im Bett weiter. Irgendwas mit der Schule: Was ist meine nächste Note in Deutsch, in Geschichte, in Englisch? In Mathe kann ich sie mir sowieso denken...
    Draußen hörte er Schritte. Agathe kam die Treppe herauf. Ob sie noch mal reinschaut? Sie geht erst ins Bad. Also, wie gesagt, in Mathe weiß ich, was mir blüht. Danach brauche ich gar nicht erst zu fragen. Es sei denn... Jetzt kommt sie wieder raus. Nein. Sie will mich nicht stören. Sie weiß, was mit mir los ist und läßt mich in Ruhe. Ja, also Mathe... nein, Mathe nicht...Das war ja schon klar. Nein! Grade Mathe! Da kann ich nur noch angenehm überrascht werden. Ja! Mensch, ist das spannend! Die Klassenarbeit... irre...!
    Mit einem Satz war er aus dem Bett, riß die Tür auf und die gegenüber. „Agathe!“
    Sie erschrak, wollte gerade ins Bett steigen.
    Florian gab der Tür einen Schubs, und setzte sich ans Fußende. „Mensch, Agathe!“
    „Ja, wie haben wir’s denn?“ begehrte sie auf. „Soll das eine bleibende Einrichtung werden?“
    „Du, ich hab was Tolles! Das Tollste überhaupt!“
    Sie steckte die Füße unter die Decke und sagte: „Morgen.“
    „Nein, gleich! Du hast gesagt, ich muß zur Ruhe kommen!“
    „Aber nicht hier.“ Sie setzte sich wieder auf.
    „Agathe, ich muß mit dir reden!“ flehte er. „Jetzt! Sofort!“
    „Das kenn ich!“ antwortete sie. „Mitten im Satz schläfst du ein, und ich kann wieder umziehen.“
    Sie wollte ihn wegschieben, doch Florian erwischte ihre Hand und hielt sie fest. „Hör mir doch erst mal zu!“
    Endlich gab sie Ruhe.
    „Ich hab da was“, begann er mit gedämpfter Stimme. „Aber das muß unter uns bleiben. Ganz großes Geheimnis!“
    Agathe sah ihn an und nickte.
    „Also paß auf: Meine Tante sieht doch nur, was man sie fragt. Warum man das wissen will, darauf konzentriert sie sich nicht.“ Wieder nickte sie.
    Florian runzelte die Stirn, so heftig kombinierte er. „Wenn ich sie jetzt frage, wie die nächste Mathearbeit aussieht, sagt sie mir die doch von A bis Z runter!“
    „Schlawiner!“ Agathe lachte.
    „Wenn ich das mitschreibe und dann nachher in der Klasse abschreibe, kann ich in aller Ruhe nach Hause gehen. Ich weiß ja, wie die Sache ausgeht. Ich kriege eine Eins.“
    „Methode Flori !“ Agathe schmunzelte vor sich hin. „Ganz schön durchtrieben. Und wenn’s rauskommt?“
    „Drum hab ich ja ganz großes Geheimnis gemacht.“
    „Ich sag niemand was!“ beteuerte sie.
    „Das weiß ich.“ Florian malte seinen Plan weiter aus. „Eine Eins in Mathe haut mich schwer nach vorn. Ich kann ja auch gleich nach der übernächsten Arbeit fragen und da einen kleinen Fehler einbauen. Daß es ’ne Drei gibt. Dann fällt’s nicht auf. Und wenn ich Ferien habe, komm ich wieder her...“ Darauf ernannte ihn Agathe zum Oberschlawiner.
    „Ist das eine tolle Idee?“ fragte Florian und fuhr, ohne eine Bestätigung abzuwarten, fort. „Du wirst lachen, jetzt freu ich mich sogar auf Zuhause. Wie du gesagt hast. Du bist überhaupt schwer in Ordnung.“
    Im weiteren Verlauf malte er sich die „Methode Flori “ bis zum Abitur aus und wollte nun doch eine Zustimmung hören. „Du sagst ja gar nichts?“
    Ein Blick zur Seite machte ihm die Ursache klar. Agathe war eingeschlafen. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, streckte er sich nach dem Zugschalter. Das Oberlicht verlöschte. Er schlich in sein Zimmer. Doch die Variationen über „Methode Flori “ gingen noch lange weiter. Bis auch er endlich seine vielbesprochene Ruhe fand.

Schwerarbeit im Kombinieren

    „Du hast einen Termin bei Madame... bei deiner Tante. Jetzt!“ sagte

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