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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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griff, machte sich etwas in ihm selbständig, und ohne es zu wollen oder sich schon bewußt zu sein, was er da tat, flötete er mit verstellter Stimme: „Hallo, Lehnchen! Hier ist Thekla. Wie geht’s dir denn? Lange nichts gehört.“

    Es klickte in der Leitung. Zweifellos ein Schreckenslaut. Agathe schüttelte den Kopf, und erst nach längerer Pause kam ein Stottern vom anderen Ende. „ Gu ... gu ... gut. Und dir?“
    „Danke der Nachfrage. Auch gut“, zwitscherte Florian. Bei dem schlechten Gehör der Tante klappte die Täuschung mühelos. „Du wolltest Flori sprechen? Der ist im Moment nicht da. Er macht einen Waldlauf. Lebt ja so gesund, der Junge! Gibt’s was Besonderes?“
    „Ich... ich... äh...“ Ein tiefer Zigarillohusten kam dazwischen. „Es ist so..., seine Eltern haben angerufen, von Sizilien... ob alles in Ordnung sei. Ich... ich hatte nicht den Mut zu sagen, daß Flori bei dir...“
    „Da mach dir mal keine Sorgen. Ta...“ Fast hätte er Tante gesagt, bekam aber gerade noch die Kurve. „... Tatsachen sind auf die Entfernung nicht so eilig. Überlaß das ruhig mir. Ich werde ihnen das schon beibringen.“
    „Oh, Thekla!“ kam es sofort zurück. „Da fällt mir ein Stein vom Herzen. Er ist ein so lieber Kerl...“
    „Ja, das ist er!“ schloß sich Florian an. „Einfach goldig!“
    „Aber die Ver...“ Sie hustete wieder. „Die Verantwortung mit der Schlafwandelei ...“ Erneut hatte ihr Husten Vorfahrt, und er nutzte die Gelegenheit, sich mit den besten Wünschen und dem Versprechen, sich selbst, den Goldigen, herzlich von ihr zu grüßen, zu verabschieden und legte auf.
    „Schlawiner!“ Agathe legte das Küchenmesser aus der Hand. „Schwindelt das Blaue vom Himmel herunter und beendet damit eine langjährige Feindschaft!“
    Treuherzig sah er sie an. „Ich wollt’s gar nicht. Ehrlich. Vielleicht hat Tante mich ferngelenkt.“
    „Ausgeschlossen“, widersprach Agathe. „Drin sitzt ein Unternehmer, bei dem’s um Millionengeschäfte geht. Da kann Madame nicht nach Tante Lene schauen!“
    „Woher weißt du denn das?“
    „August hat wieder einmal gehorcht. Die Summen, die da genannt wurden, konnte er nicht für sich behalten. Zumal ihm der Geizhals nicht mal einen Schnaps spendiert hat.“
    Florian schaute zuerst betreten, doch dann zog ihm ein Grinsen die Mundwinkel hoch. „Wenn Tante mich nicht ferngelenkt hat, war das tatsächlich eine konstruktive Schwindelei. Oder?“
    Pünktlich schob Madame den Millionengeizhals ab. Dann hieß es wegen Florian Bitte nicht stören!
    „Oh, betuchte Einfalt!“ sagte die Tante. „Da verdient einer viel Geld, und schon hält er sich für den Größten. Dabei hat er’s jetzt nur leichter, weil er in seiner letzten Inkarnation schwer schuften mußte. Schnappt er jetzt über, statt sich weiterzuentwickeln, schuftet er in der nächsten wieder!“ Prüfend sahen ihn die grünen Augen an. „Ausgezeichnet! Jetzt bist du entspannt. Gestern warst du richtig gestaut vor lauter Erwartung. Unser Frühsport hat uns gut getan! Ich hatte es auch nötig nach dem Krankenbesuch.“ Sie nahm einen Schluck aus der Teetasse, die auf dem kleinen Tischchen neben ihrem Sessel stand. „Also, mein Lieber. Fangen wir am besten hinten an! Das verkürzt die Fragerei: Wir beide werden deine Eltern besuchen.“
    „Astral?“ platzte Florian heraus.
    Die Tante schüttelte den Kopf. „Mit Taxi.“
    Florian glaubte, nicht recht gehört zu haben. „Taxi? Bis runter nach Sizilien? Das kostet ja ein Vermögen!“
    „Keinen Pfennig“, antwortete sie ruhig. „Wir nehmen uns kein Auto-Taxi, sondern zwei Taximenschen.“
    „Taximenschen?“ wiederholte Florian fassungslos.
    Die Tante nickte. „Wir reisen astral hin und leihen uns dort zwei Körper. Die dazugehörigen Seelen schicken wir so lange auf Astralurlaub.“
    „Aber...!“ Florian konnte nur noch japsen, so ungeheuerlich kam ihm der bloße Gedanke vor. War das die dritte Ebene, die sie angekündigt hatte? Langsam versuchte er sich ein Bild zu machen, konnte das Gehörte aber immer noch nicht glauben. „Du... du meinst, wir fliegen nur mit dem Geist hin und haben dort einen Körper?“
    Sie lächelte. „Einen Fremdkörper.“
    „ Mannometer ! Da werden die Alten staunen!“ freute er sich.
    „Keineswegs“, schränkte sie ein. „Sie werden dich gar nicht erkennen! Dein Ich steckt in einem Fremdkörper, wie ich schon sagte, in einem Leihkörper, einem Taxi. Der hat schwarze Locken, heißt Filippo und

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