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Florian und das Geisterhaus

Florian und das Geisterhaus

Titel: Florian und das Geisterhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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sicherem Abstand. Mit diesem Taxi ist kein Staat zu machen. Wie da die Eltern finden? Ich Idiot! Hätt ich als Astraler nur nach ihrem Zimmer geschaut, dann wüßt ich jetzt wenigstens, wo ihr Balkon ist! Er setzt sich auf den Rand eines Bootes, das auf dem Sand liegt. Nie war ihm die Wichtigkeit des Äußeren so bewußt. Wär er besser angezogen, käm er rein ins Hotel, könnte sich ein Trinkgeld verdienen. Dem Armen aber sind schon Türen versperrt, wo für die Reichen noch gar keine existieren. Er muß viel früher kämpfen — oder einen Einfall haben.
    Da sich gerade keiner findet, springt Florian erst mal ins Wasser und probiert Filippos Riesenlunge aus.
    Mannometer , geht da Luft rein!
    Florian ist ein recht guter Schwimmer, aber mit seinem Taxi könnte sein eigener Körper nicht mithalten. Und wie der taucht! So lange war er noch nie unter Wasser, und so tief schon gar nicht.
    Auf dem Grund sieht es genau so unaufgeräumt aus, wie auf Teresas Tisch. Was da alles rumliegt!
    An einer Pflanze hängt etwas Schimmerndes. Die Sonne scheint ja ziemlich weit hinunter in dem klaren Wasser. Florippo greift danach. Es ist ein Goldkettchen mit einem Anhänger. Genau das hat er gebraucht! Damit kann er an den Hotelstrand zurück, auf die Terrasse, vielleicht sogar ins Haus, um als armer Finder den Verlierer zu suchen und eine Belohnung in Empfang zu nehmen. Falls das Kettchen nicht schon seit Jahr und Tag da hängt. Aber so sieht es nicht aus, meldet das eine Bewußtsein dem anderen. Sonst hätte sich schon Tang daran festgehängt.
    Um ganz sicherzugehen, daß nicht so ein Hotelmensch dazwischenkommt, es ihm abnimmt und den Finderlohn selber kassiert, verlagert Florian die Konzentration. Kaum aus dem Wasser, klettert er auf ein umgedrehtes Ruderboot, hält das Kettchen hoch und stellt sich lauthals als Finder vor. In drei Sprachen, sein Schulenglisch mitgerechnet. Das macht Eindruck. Zumal er in der Badehose nicht zerlumpt aussieht, vielmehr recht proper, mit seinem breiten Brustkasten.
    Das sagt jedenfalls eine Dame in der Nähe.
    Die Hotelmenschen sind überlistet. Jetzt können sie’s ihm nicht mehr abnehmen vor allen Gästen, müssen ihn ziehen lassen von Liegestuhl zu Liegestuhl und auf der Terrasse von Tisch zu Tisch, um es herzuzeigen.
    „Oh, ich glaub, das ist meins!“ ruft ein dünnes Mädchen auf deutsch . „Gib mal her.“
    Florippo reicht es ihr.
    Sie macht den Anhänger auf und schaut hinein. „Ja, das ist meins! Ich hab gar nicht gemerkt, daß es weg ist. Wo hast du’s denn gefunden?“
    Bei Beschreibung der Stelle hat Florian vergessen, auf Filippo-Deutsch umzuschalten. Das macht den Vater des Mädchens stutzig.
    „Woher kannst du denn unsere Sprache so gut? Du sprichst ja akzentfrei.“
    „Mein Vater hat in Deutschland gearbeitet“, biegt Florian seinen Fehler zurecht. „Ich war ein Jahr bei ihm.“
    „Wo denn?“ will das Mädchen wissen.
    „In Neustadt.“ Und er beschreibt, welches Neustadt er meint.
    „Oh“, sagt sie zu ihrer Mutter. „Da ist doch dieses Ehepaar her, das immer zum Tauchen geht, aus dem Zimmer neben uns.“
    Ist ja Klasse! denkt Florian. Prima Einstieg, meine Eltern kennenzulernen!
    Vergiß nicht den Finderlohn! erinnert ihn sein anderes Bewußtsein.
    „So?“ sagt Florian. „Und wo sind die Herrschaften?“
    Wie erwartet, tauchen sie gerade wieder irgendwo.
    „Ich wär gern in Neustadt geblieben“, leitet Florian über. „Doch mein Vater ist gestorben...“ Fast hätte er gesagt, einer meiner Väter.
    Mit Leidensblick nimmt die Mutter des Mädchens Anteil und Florian macht eine neue Erfahrung mit seinem doppelten Bewußtsein. Er verlagert die Konzentration halbe-halbe. So kann er den Klagetext von Filippo in korrektem Deutsch aufsagen.
    Denn Filippo, der die Armut kennt, fällt da viel mehr ein als ihm. Sein Taxi hat eine regelrechte Masche. Die drückt derart aufs Mitleid, daß ihm bei der halbe-halbe-Konzentration, und weil er alles sprachlich und mit Phantasie noch ausschmückt, selber die Tränen kommen.
    Sofort läßt die Mutter des Mädchens auch ein paar Tropfen kullern, und der Vater, der den Finderlohn schon abgezählt in der Hand bereithält, legt noch einen Schein dazu, daß sich die Summe verdoppelt.
    Mannometro ! sagt da die andere Bewußtseinshälfte . Die Mamma wird staunen! Wir beide gäben ein tolles Gespann. Wir wären bald die reichsten Bettler auf der ganzen Insel!
    Klar! antwortet die Flori -Hälfte. Schließlich sind wir Schwingungszwillinge!

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