Flossen weg
Mannschaft und Passagiere destillieren. Es gab Kabinen und Platz für vierzig Leute. Darüber hinaus galt es als erstklassiger Eisbrecher, was Clay lieber nicht austesten wollte. Kaltes Wasser war überhaupt nicht sein Fall.
Über einen weiteren Makler heuerte Clay eine Mannschaft von zehn Männern an, direkt vom Anleger in Manila: ein Haufen Brüder, Vettern und Onkel mit dem Nachnamen Mangabay, bei denen der Makler garantierte, dass sich darunter keine Mörder befanden, zumindest keine verurteilten Mörder, und nur kleine Diebe. Der älteste Onkel – Ray Mangabay – sollte Clays Erster Maat sein, der das Schiff nach Honolulu überführen würde, wo Clay dann an Bord gehen wollte.
»Er wird mein Schiff fahren«, sagte Clay zu Clair, als die Nachricht kam, dass er eine Mannschaft und einen Ersten Maat hatte.
»Du musst dein Schiff loslassen, Clay«, sagte Clair. »Wenn er es versenkt, war es nicht wirklich deins.«
»Aber es ist mein Schiff.«
»Wie willst du es nennen?«
Er dachte an Wagemut oder Rigorose, einen von diesen aufgeblasenen Dicke-Hose-Namen. Er dachte an Courage oder Bravour oder Immertreu, denn er war wild entschlossen, seinen Freund zu finden, und er hatte nichts dagegen einzuwenden, sich genau diese Absicht auf den Bug zu schreiben. »Na ja, ich dachte an –«
»Du hast doch schon darüber nachgedacht, oder?«, unterbrach ihn Clair.
»Ja, ich dachte, ich nenne sie Die Schöne Clair. «
»Einfach nur Clair reicht schon, Baby. Der Bug sollte nicht zu unruhig aussehen.«
»Gut. Die Clair .« Seltsamerweise beinhaltete dieser Name bei näherer Betrachtung Wagemut, Rigorose, Courage und Immertreu. Hinzu kam die unterschwellige Bedeutung » Hüterin der Beute « , was bei einem Schiffsnamen in gewisser Hinsicht einen Bonus darstellt, dachte er. »Ja, das ist ein guter Name.«
»Wie lange wird es dauern, bis sie hier ist?«
»Zwei Wochen. Sie ist nicht schnell. Zwölf Knoten höchstens. Wenn wir irgendwohin müssen, schicke ich das Schiff direkt dorthin und gehe in einem Hafen unterwegs an Bord.«
»Nachdem sie nun Clair heißt, hoffe ich, sie bringen sie heil her.«
»Mein Schiff«, sagte Clay voller Sorge.
»Dann bist du also wie alt?«, sagte Nate, »Über neunzig? Hundert?«
»Sieht man mir nicht an, was?« Amy posierte. Ein koketter, halber Hofknicks mit einem Betty-Boop-Bump am Ende. Dafür hätte eine Neunzigjährige allerdings schon sehr rüstig sein müssen.
Nate war wirklich froh, dass er saß, aber ihm fehlte das Gefühl, das er sonst hatte, wenn er sich setzen musste.
»Deine Faszination für mich basierte auf meinem Alter, stimmt’s?« Sie setzte sich ihm gegenüber. »Du hast deine männliche Menopause mit Hilfe meines phantastischen, jungen Körpers verarbeitet. In gewisser Weise wolltest du versuchen, deine Jugend wiederzuerlangen. Einmal noch wärst du mehr als nur eine Fußnote der Menschheit. Du wärst maskulin und vital und relevant und ganz Alphatier, nur weil eine jüngere – und, wie ich hinzufügen möchte, ausgesprochen gut ausgestattete – Frau dich erwählt hatte, stimmt’s?«
»Mh-mhhh«, machte Nate. Sie hatte Unrecht, oder?
»Wow, Nate, warst du im Debattierklub an der Elch-Uni? Ich meine, bei deinem Talent –«
»Saskatchewan in der Pampa«, korrigierte er.
»Und das mit dem Alter? Ist das ein Problem?«
»Du bist an die hundert. Meine Oma ist noch nicht mal hundert, und die ist tot.«
»Nein, ich bin nicht wirklich so alt.« Sie lächelte und nahm seine Hand. »Ist okay, Nate. Ich bin nicht Amelia Earhart.«
»Bist du nicht?« Nate spürte, wie sich seine Lungenflügel aufblähten, als wäre ein stählernes Band um seine Brust geborsten. Er hatte nur japsende, kleine Atemzüge nehmen können, doch nun kehrte der Sauerstoff in sein Gehirn zurück. Seltsam. Er war ziemlich sicher, dass sich auch unter den anderen Frauen, mit denen er zusammen gewesen war, keine Amelia Earhart befunden hatte, aber er konnte sich nicht erinnern, jemals so erleichtert gewesen zu sein. »Na, ich hätte es wissen müssen. Ich meine, du siehst überhaupt nicht so aus wie auf den Bildern. Keine Fliegerbrille.«
»Ich hab dich nur veralbert. Ich bin ihre Tochter. Ha!«
»Hör auf! Das ist nicht komisch, Amy. Wenn du auf was Bestimmtes hinauswolltest, ist es dir gelungen. Ja, du bist eine attraktive Frau, und vielleicht fühle ich mich auch wegen deiner Jugend zu dir hingezogen, aber das ist reine Biologie. Das kannst du mir nicht zum Vorwurf machen. Ich habe dich
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