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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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testete, wie weit er der Natur standhalten konnte. Er suchte ruhiges Wetter, sanfte See, bequeme Unterkünfte, freundliche, loyale Menschen und Sicherheit. Einzig und allein für seine Arbeit war er bereit, diese Ziele zu gefährden. Das Letzte, was er zu gefährden bereit gewesen wäre, war seine Sicherheit. Das hatte ihn der Verlust seines Vaters, eines Helmtauchers, gelehrt. Der alte Mann war eben bei zweihundertsiebzig Meter Tiefe am Grund angekommen, als ein betrunkener Deckhelfer mit dem Hintern gegen den Anlasser der Maschine kam, so dass die Schraube den Luftschlauch seines Vaters kappte. Der Druck presste Papa Demodocus’ gesamten Körper in den Bronzehelm, bis nur noch seine bleibeschwerten Schuhe zu sehen waren, und in diesem Helm war er dann auch begraben worden. Der kleine Clay (Cleandros damals in Griechenland) war erst fünf Jahre alt gewesen, und dieser letzte Anblick seines Vaters verfolgte ihn noch Jahre später. Nie konnte er sich einen »Marvin der Marsianer«-Comic ansehen – diesen großen, dämlichen Helmkopf mit Monsterschuhen –, ohne dass er mit den Tränen zu kämpfen hatte.
    Als Clay ins salzige Blau hinuntertrieb, sah er ein helles Licht und dunkle Umrisse, die ihn auf der anderen Seite erwarteten. Aus dem Licht kam eine kleine, vertraute Gestalt. Das Gesicht war dunkel, aber Clay kannte die Stimme, selbst noch nach so vielen Jahren. »Willkommen, Erdenwesen«, sagte der vakuumverpackte Grieche.
    »Papa«, sagte Clay.
    Clair zerrte den schweren Tank aus seinem Schacht auf der Always Confused und versuchte, den Atemregler daran zu befestigen. Sie wollte ihn an einer Leine zu Amy und Clay hinunterlassen, damit sie genügend Luft für die Dekompression bekamen. Ein Dutzend Mal hatte Clay ihr gezeigt, wie man es machte, aber sie hatte nie aufgepasst. Es war seine Aufgabe, das Technikzeug zusammenzubasteln. Sie musste davon nichts verstehen. Nie im Leben würde sie ohne ihn tauchen gehen. Sie hatte ihn einfach brabbeln lassen, Sicherheit hier, lebensbedrohlich da, während sie ihre Aufmerksamkeit dem Verreiben ihrer Sonnencreme oder dem Flechten ihrer Zöpfe widmete, damit sie sich nicht in der Ausrüstung verhedderten. Jetzt blinzelte sie ihre Tränen weg und verfluchte sich dafür, dass sie nicht zugehört hatte. Als sie glaubte, den Atemregler endlich richtig aufgeschraubt zu haben, nahm sie den Tank und schleppte ihn an die Reling des Bootes. Schon hielt sie den Atemregler wieder in der Hand.
    »Gottverdammt!« Sie riss das Funkgerät an sich und drückte den Sprechknopf. »Nate, ich brauch deine Hilfe.«
    »Hau rein, Schwester«, hörte sie. »Er paddelt gerade im Trüben und repariert die Schraube.«
    »Kona, weißt du, wie man einen Lungenautomaten am Tank befestigt?«
    »Klar, Mann. Du musst die Kugel immer über Wasser halten, sonst wird dein Dope nass und brennt nicht richtig.«
    Clair atmete tief und rang ein Schluchzen nieder. »Versuch mal, ob du Nate ranholen kannst.«
    Drüben – bei der Constantly Baffled – war Nate im Wasser, mit Schnorchel und Schwimmflossen, und kämpfte mit der Last von einem halben Dutzend Schraubenschlüsseln in den Taschen seiner Shorts. Fast hatte er die Schraube vom Boot gelöst. Mit etwas Glück könnte er in ein paar Minuten den Scherstift installiert haben und unterwegs sein. Es war eigentlich kein schwieriges Unterfangen. Es war nur komplizierter geworden, als Nate feststellen musste, dass er die Schraube nicht von innen erreichen konnte. Und plötzlich war seine Luftzufuhr abgeschnitten.
    Er strampelte nach oben, spuckte seinen Schnorchel aus und starrte Kona ins Gesicht. Der falsche Hawaiianer beugte sich übers Heck des Bootes, mit dem Daumen der einen Hand auf Nates Schnorchel und dem Walkie-Talkie in der anderen.
    »Anruf für dich, Boss.«
    Nate schnappte nach Luft und riss Kona das Gerät aus der Hand – nahm es aus dem Wasser. »Was zum Teufel machst du da? Das Ding ist nicht wasserdicht.« Er versuchte, das Gerät trocken zu schütteln und drückte den Sprechknopf. »Clair? Kannst du mich hören?« Nichts, nicht mal Rauschen.
    »Aber es ist gelb«, sagte Kona, als würde das irgendwas erklären.
    »Ich seh selbst, dass es gelb ist. Was hat Clair gesagt? Ist mit Clay alles in Ordnung?«
    »Sie wollte wissen, wie man den Lungenautomaten auf den Tank kriegt. Ich hab ihr gesagt, man muss die Kugel über Wasser halten.«
    »Sie hat doch kein Bong, du Blödmann. Es geht um eine Sauerstoffflasche. Hilf mir mal.«
    Nate reichte ihm seine

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